Drachenritter 02 - Der Drachenritter
wird Euer Fehlen bemerken – außer Malvinne. Und er kann sich denken, daß wir miteinander reden wollen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten machte Carolinus kehrt und drängte sich durch den Ring der Bewaffneten hindurch. Jim folgte ihm. Er bemerkte, daß die Bewaffneten sie zwar nicht wahrzunehmen schienen und ihnen auch nicht wissentlich auswichen, dabei aber doch mit unauffälligen Bewegungen beiseite rückten, so daß Carolinus sich gerade eben durch die entstandene Lücke hindurchzwängen konnte. Als sie den Kreis der Bewaffneten hinter sich gelassen hatten, begaben sie sich in den Schutz der Bäume.
Am Fuße eines hohen Baums, der die mittägliche Sonnenglut abhielt, blieb Carolinus stehen und wandte sich zu Jim um. Auch Jim blieb stehen; sie blickten sich in die Augen.
»James, Ihr müßt Euch überlegen, wie Ihr mit Malvinne verfahren wollt«, sagte Carolinus. »Es ist an der Zeit, daß Ihr Euch entscheidet.«
»Muß ich das wirklich?« fragte Jim. »Die Dinge haben sich doch recht gut entwickelt. Der falsche Prinz ist verschwunden, und der Graf und König Jean sind zu einer Übereinkunft gelangt. Jetzt kommt es nur noch darauf an, die Kämpfe auf dem Schlachtfeld zu beenden.«
»Wie Ihr seht«, bemerkte Carolinus trocken, »läuft es in dieser Hinsicht nicht so gut.«
»Nein«, räumte Jim ein, »aber ich habe den Eindruck, daß Malvinne jetzt nicht mehr viel zu melden hat.«
»Im Moment vielleicht nicht«, sagte Carolinus. »Die Frage aber, was im Hinblick auf das Reich der Magie mit ihm geschehen soll, harrt nach wie vor einer Antwort.«
»Aber darüber zu entscheiden, steht mir doch wohl kaum an, oder?« fragte Jim, dem auf einmal äußerst unbehaglich zumute war. »Es gibt doch bestimmt andere Leute oder andere Gesetze, die für ihn zuständig sind.«
»So könnte man sagen«, erwiderte Carolinus. »Vor allem natürlich die Revisionsabteilung. Das Verhalten der Revisionsabteilung hängt jedoch davon ab, was Ihr unternehmen werdet.«
»Weshalb? Was soll ich denn tun?« fragte Jim.
»Wie ich bereits sagte«, antwortete Carolinus, »liegt die Entscheidung darüber ganz allein bei Euch. Ich kann Euch jetzt ebensowenig helfen wie zuvor. Es war notwendig, Malvinne aufzuhalten und ihn zur Rechenschaft zu ziehen; allerdings brauchte es dazu keinen Magier wie mich, sondern jemanden wie Euch, der einen niederen Rang innehat. So sind die Spielregeln, denen jeder gehorchen muß, der sich mit Magie befaßt. Der Grund dafür ist der, daß es zu verhindern gilt, daß starke Magier gegeneinander kämpfen, was die anderen Reiche dieser Welt, die des Himmels und die der Unterwelt, in Gefahr bringen könnte. Ich glaube, darüber haben wir bereits gesprochen. Ich habe Euch deshalb hierhergeführt, um Euch zu erläutern, wo Ihr im Moment gerade steht.«
»Dann sagt es mir«, meinte Jim.
»So sei es«, sagte Carolinus. »Zunächst einmal müßt Ihr wissen, daß von allen Magiern dieser Welt Ihr als einziger in der Lage wart, erfolgreich gegen Malvinne vorzugehen. Wie ich bereits sagte, war es notwendig, daß er von einem Tieferstehenden besiegt wurde. Selbstredend konnte ein Tieferstehender darin allerdings nicht erfolgreich sein. Die Ausnahme von der Regel war ein Tieferstehender, der über Kenntnisse verfügt, die keinem anderen Magier dieser Welt zugänglich sind – nämlich Kenntnisse einer Kunst, für die Ihr eine andere Bezeichnung habt, die aber die zukünftige Welt, aus der Ihr stammt, vollständig geformt hat.«
Allmählich dämmerte es Jim.
»Ihr sprecht von der Technik?« fragte er.
»Wenn das der Name dafür ist, ja«, sagte Carolinus. »Dies war nötig, weil ich Euch in keiner Weise behilflich sein durfte – und das bedeutete, daß ich Euch die Kenntnisse, die Ihr gebraucht hättet, um Euch gegen Malvinnes magische Angriffe zu wappnen, vorenthalten mußte. Außerdem wußte ich nicht, wie er gegen Euch vorgehen würde, und um Euch gegen alle Möglichkeiten zu wappnen, hätte ich Euch soviel lehren müssen, bis Ihr ihm ebenbürtig gewesen wärt. Selbst wenn mir dies erlaubt gewesen wäre, hätte die Zeit dafür nicht ausgereicht. Allein der Unterricht hätte Jahre in Anspruch genommen.«
»Aber was hat die Technik damit zu tun?« fragte Jim.
»Aufgrund Eurer besonderen Herkunft konntet Ihr Euch fortbilden, wie es keinem Schüler der Magie aus dieser Welt möglich gewesen wäre«, sagte Carolinus in seltsam geduldigem Ton. »Zunächst einmal werdet Ihr nicht durch die Gewohnheiten und
Weitere Kostenlose Bücher