Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Brian, »aber das ist etwas anderes…«
»Keineswegs. Ich möchte mich nicht wiederholen«, sagte Dafydd. »Der Worte sind genug gewechselt. Ihr könnt mir glauben, daß uns der Pfeil warnen sollte und daß er eine Botschaft beinhaltet. Diese Botschaft ist das eigentlich Bedeutsame.«
»Was folgert Ihr daraus?« fragte Brian.
»Daß Danielle und somit wahrscheinlich auch alle anderen Burgbewohner in der Burg gefangengehalten werden«, antwortete Dafydd. »Der Pfeil wurde entweder im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung abgeschossen – was erklären würde, weshalb er den Weg verfehlt hat. Ansonsten hätte er mitten auf dem Weg gelegen. Danielle und die anderen werden von Leuten gefangengehalten, die uns feindlich gesinnt sind. Der Pfeil sollte uns davor bewahren, ahnungslos in einen Hinterhalt zu geraten.«
»Aber wir haben keine Feinde«, sagte Brian. »Abgesehen von der Räuberbande, die wir vor unserem Aufbruch nach Frankreich abgewehrt haben, sind wir mit allen Nachbarn gut Freund. Desgleichen ist kaum anzunehmen, daß schon wieder Piraten von der Küste so weit landeinwärts vorgestoßen sind.«
»Denkt noch einmal gut nach«, sagte Dafydd, der den Pfeil eingehend betrachtete. »Sie werden von schwarz Gekennzeichneten festgehalten – von vierfach schwarz Gekennzeichneten.«
»Wie kommt Ihr darauf?« fragte Brian.
»Vier der Federn wurden in schwarze Tinte getaucht, und zwar dicht am Schaft, damit es nicht so auffällt. Wen kennen wir, der sich und seine Leute vierfach schwarz kennzeichnet?«
»Malvinne!« sagte Jim.
Er hatte den Namen laut ausgesprochen, doch waren Brian und Dafydd bereits zu demselben Schluß gelangt.
»Ich kann es einfach nicht glauben«, murmelte Jim vor sich hin. »Malvinne hier? Und uns so weit voraus, daß er meine Burg einnehmen und einen Hinterhalt vorbereiten konnte?«
»Ihr seid ein Narr, wenn Ihr daran zweifelt, James«, sagte eine rauhe Stimme, und auf einmal tauchte Aragh neben ihnen auf.
Alle blickten auf ihn hinab.
»Aragh«, sagte Jim, »wie lange seid Ihr schon hier? Hat Dafydd mit seinen Vermutungen recht?«
»So recht, wie man nur recht haben kann«, erwiderte Aragh, »und wenn Ihr mit etwas Derartigem nicht gerechnet habt, James, dann sinkt Ihr in meiner Achtung. Es mag schon sein, daß Malvinne seiner Magie beraubt wurde. Aber habt Ihr nicht bemerkt, daß er vor allen anderen aufgebrochen ist – daß er verschwunden war, ehe der Tag geendet hatte, und zwar eine ganze Nacht und einen halben Tag, bevor wir selbst vom Schlachtfeld aufgebrochen sind?«
»Das stimmt«, meinte Jim düster. »Aragh, Ihr habt recht. Ich hätte eher daran denken sollen.«
»Das würde Euch gut anstehen, James«, sagte Aragh. »Ich würde es Euch dringend empfehlen. Offenbar ist er so rasch er konnte zur Küste geritten und hat unterwegs irgendwie Geld und Leute aufgetrieben, so daß er sich lange vor uns einschiffen konnte. Somit blieb ihm ausreichend Zeit, Malencontri zu erreichen und die Burg mit seiner kleinen Streitmacht zu erobern – falls er sich nicht irgendeine List hat einfallen lassen. Seitdem wartet er auf uns. Bestimmt hat er in Hastings und in den anderen Häfen der Cinque Ports Leute zurückgelassen, die ihn von Eurer Ankunft auf englischem Boden in Kenntnis setzen sollten. Auf diese vorgewarnt, konnte er sich mühelos ausrechnen, wann Ihr hier eintreffen würdet, und rechtzeitig einen Hinterhalt vorbereiten. Und daran habt Ihr wirklich nicht gedacht?«
»Nein. Ich schäme mich, es einzugestehen, aber es stimmt«, sagte Jim, schwankend zwischen Kummer und Wut. »Ich habe lediglich gefühlt, daß uns von irgendwoher Gefahr droht.«
»Wo kommen Malvinnes Männer her, wie viele sind es und über welche Waffen verfügen sie?« erkundigte sich Brian nüchtern.
»Er hat gewußt, daß Ihr diesen Weg nehmen würdet, wenn Ihr nichts Böses ahntet«, erwiderte Aragh. »Hinter der Burg erwarten Euch achtzig Berittene, aufgeteilt in zwei Gruppen. Allerdings sind sie nicht mit Euren leichtgepanzerten und leichtbewaffneten Gemeinen zu vergleichen. Alle sind schwerbewaffnet und gepanzert, bereit, beiderseits der Burg hervorzustürmen, sobald Ihr den Schutz des Waldes verlassen habt. Sie warten nur auf ein Signal aus der Burg. Sobald man Euch von den Zinnen aus herannahen sieht, wird man den Bewaffneten am Tor und hinter der Burg, die jetzt bereits voll gerüstet sind, Bescheid geben. Dann werden beide Gruppen aufsitzen und gleichzeitig beiderseits der Burg hervorstürmen
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