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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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handelte.
    Jetzt, bei Anbruch eines wolkenlosen, klaren Tages, sah Jim, daß sie der Küste, die sich in beide Richtungen bis zum Horizont zu erstrecken schien, schon recht nahe waren.
    Er ging an der Reling entlang zum Kapitän, der mit gespreizten Beinen im Bug stand und in die Ferne spähte.
    »Wo sind wir?« fragte er.
    »Wir nähern uns gerade der Bucht von Brest«, antwortete der Kapitän, ohne den Blick von Meer und Land abzuwenden. »Möge Gott uns beistehen« – er bekreuzigte sich –, »denn das Wasser ist voller felsiger Untiefen, und ich muß…«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. Auf einmal lief ein Knirschen durch das ganze Schiff, das jäh abgebremst wurde.
    »Was ist das?« rief Jim.
    »Die Heiligen stehen uns bei!« schrie händeringend der Kapitän. »Ich fürchte, wir sind aufgelaufen! Wir sitzen fest!«
    Jim starrte den Mann fassungslos an, denn der machte keinerlei Anstalten, etwas zu unternehmen, sondern stand einfach bloß da und rang die Hände, während ihm Tränen in die Augen traten. Mit lautem Fußgetrappel kamen die sechs Männer angelaufen, die zur Besatzung gehörten, versammelten sich am Bug um den Schiffsführer und blickten aufs Wasser hinunter. Das Schiff bewegte sich trotz der straff gespannten Segel nicht von der Stelle.
    »Kannst du irgend etwas erkennen?« fragte jemand.
    »Nichts«, antwortete der Mann neben ihm, unverwandt ins Wasser hinabblickend.
    »Was ist los?« fragte Jim den Kapitän. »Warum unternehmt Ihr nichts?«
    »Wir können nichts tun, Mylord!« antwortete der Kapitän, ohne ihn anzusehen. »Diese Felsen sind eisenhart. Entweder wir sitzen hier solange fest, bis wir verhungern und verdursten, oder der Wind treibt uns von der Untiefe herunter, und wir sinken, weil wir bestimmt ein Leck abbekommen haben.«
    »Irgend etwas muß man doch tun können«, sagte Jim. »Ihr habt doch ein kleines Beiboot an Deck. Warum laßt Ihr es nicht zu Wasser, spannt ein Seil zum Deck und versucht, uns mit Ruderkraft zu befreien?«
    Der Schiffsführer schüttelte bloß wortlos den Kopf, während ihm Tränen über die Wangen strömten.
    »Was ist passiert?« fragte Sir Brian, der hinter Jim getreten war.
    »Offenbar sind wir auf einen Felsen aufgelaufen, Brian, auf ein Unterwasserriff«, antwortete Jim. »Ich wollte den Schiffsführer dazu bewegen, etwas zu unternehmen, aber er scheint zu glauben, es werde nichts nützen.«
    »Bis zur Küste sind es höchstens zwei oder drei Meilen, und er glaubt, es sei zwecklos?« schnaubte Sir Brian. »Was ist denn das für eine Memme, daß er so schnell aufgibt?« Er hob die Stimme. »He, Ihr…«
    Er schlug dem Schiffsführer so fest auf die Schulter, daß dieser schwankte; ansonsten reagierte er nicht. Offenbar überließ er sich seiner Verzweiflung.
    Brian brüllte ihn weiter an, doch der Seemann beachtete ihn nicht. Jim blickte sich über die Schulter um. Er legte Brian die Hand auf den Arm, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Wo steckt Sir Giles?« fragte er.
    »Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß!« knurrte Brian und versetzte dem Schiffsführer einen neuerlichen Hieb. »Hört mir endlich mal zu, Ihr! Seid Ihr ein Mann oder den Windeln noch nicht entwachsen, daß Ihr tatenlos dasteht und flennt?«
    Ebensogut hätte er versuchen können, jemanden aus einer Trance aufzuwecken. Von plötzlicher Neugier getrieben, überließ Jim es Brian, sich mit dem Schiffsführer abzugeben, und wanderte zum Heck, wobei er Ausschau nach Giles hielt. Es war höchst eigenartig, daß der Ritter nicht ebenfalls auf dem Vorderschiff erschienen war, wo sich das Geschehen konzentrierte.
    Das Deck des kleinen Schiffes war wie der Frachtraum mit Kisten und Ballen vollgepackt, die fest miteinander vertäut waren, damit sie bei Seegang nicht verrückten. Infolgedessen mußte Jim sich zwischen den teilweise bis über Kopfhöhe gestapelten Gütern hindurchschlängeln und aufpassen, wohin er trat, damit er nicht über eines der Haltetaue stolperte, welche die Ladung an Ort und Stelle festhielten. So kam es, daß er Sir Giles erst entdeckte, als er fast schon am Heck angelangt war; dort bog der Ritter auf einmal um einen Stapel Fässer.
    Zu Jims Verwunderung war Sir Giles gerade dabei, sich zu entkleiden. Er war sehr rundlich und rosig, so daß er beinahe wie ein Cherubim mit weißem Schnurrbart aussah. Jim starrte ihn fassungslos an.
    »Was habt Ihr vor, Giles?« fragte er.
    »Schaut nur zu, wenn Ihr wollt, verdammt noch mal!« Sir Giles funkelte ihn

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