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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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brüllte er.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür, und herein kam der hagere Mann mit dem sich lichtenden Haar, dessen Federkiel sich Jim zuvor ausgeliehen hatte.
    »Sir John?« fragte er.
    »Holt Sir James Schild und den Maler«, befahl Sir John.
    Cedric ging hinaus und schloß hinter sich die Tür.
    »Als der Graf von Northumberland neulich bei Seiner Majestät vorsprach«, sagte Sir John, »erfuhr er zu seiner Freude, daß Seine Majestät Euch ein Wappen verliehen hat. Zweifellos besitzt Ihr in dem Land, aus dem Ihr stammt, ein eigenes Wappen. Dennoch schien es geboten, daß Ihr ein ordentliches englisches Wappen führt, da Ihr nun einer von uns seid und Euch in unserem England aufhaltet. Die Wappen sind zu einem gewissen Grad gesetzlich vorgeschrieben. Jedenfalls ist ein Mann, der Erfahrung im Wappenzeichnen besitzt, mit den nötigen Informationen von London hergekommen und hat soeben die Bemalung Eures Schildes fertiggestellt.«
    »Meines Schildes?« echote Jim. Seines Wissens befand sich sein Schild zusammen mit dem restlichen Gepäck im Gasthof in der Obhut Theolufs.
    »Ich habe ihn nach meiner ersten Besprechung mit Sir John von John Chester holen lassen«, erklärte Sir Brian. »Er sagte mir, Ihr hättet Euch auf dem Hof mit Sir Giles unterhalten und wünschtet nicht gestört zu werden, daher ging er nach oben, redete mit Theoluf und brachte den Schild hierher.«
    »Oh«, machte Jim.
    Die Sache war nämlich die, daß er seinen Schild seit dem Aufbruch von Malencontri in einer leinenen Schutzhülle aufbewahrt hatte. Er war noch nicht dazu gekommen, ein Wappen auf der blanken Metalloberfläche anzubringen, obwohl Sir Brian ihm versichert hatte, daß er dabei freie Wahl habe und daß niemand Einwände erheben werde, solange er sich dabei nicht eines fremden Wappens bediente. Sir Brian hatte sich ein wenig gewundert, daß Jim nicht sogleich das Wappen aufgemalt hatte, das er in dem weitentfernten Lande Riveroak, aus dem er stammte, zweifellos besessen hatte. Der Grund für Jims Zögern war eine Art Schuldgefühl, das daher rührte, daß er einen nichtexistenten Titel und ein falsches Wappen für sich reklamiert hatte, die er bei seiner ersten Begegnung mit Sir Brian aus einer plötzlichen Laune heraus erfunden hatte.
    Währenddessen hatte sich die Tür abermals geöffnet; Cedric war zurückgekehrt, gefolgt von einem kleinen Mann mit arthritisch verkrümmtem Rücken, der höchstens in den Vierzigern war, denn sein Haar hatte gerade erst angefangen grau zu werden, und er besaß noch fast alle Zähne; aufgrund seiner sonstigen Erscheinung und seiner ledrigen Haut wirkte er allerdings wie siebzig.
    Der kleine Mann hatte Jims Schild dabei, der nun nicht mehr in der Schutzhülle steckte, und hielt ihn so, daß er Jim die Rückseite zuwandte. Cedric ging zum Pult, nahm wortlos seinen Federkiel und kehrte an den Schreibtisch zurück. Der kleine Mann trat vor, verneigte sich erst vor Sir John, dann vor den drei anderen Männern und setzte den Schild mit der Spitze auf den Boden, ohne ihn umzudrehen.
    »Nun, Meister Wappenmaler«, fragte Sir John, »seid Ihr fertig?«
    »Fertig schon, Sir John«, antwortete der kleine Mann mit krächzender Stimme, »wenngleich die Farbe noch feucht ist, so daß ich die Herren bitten muß, sich noch etwa eine Stunde mit dem Anfassen zu gedulden. Soll ich die Zeichnung zeigen?«
    »Deshalb seid Ihr hier, Mann«, meinte Sir John in leicht gereiztem Ton.
    Der kleine Mann wirkte weder eingeschüchtert noch beleidigt von Sir Johns Reaktion. Er drehte lediglich den Schild herum, so daß alle die Vorderseite sehen konnten.
    Jim machte große Augen. Auf der metallenen Oberfläche erblickte er einen drohend aufgerichteten Drachen, der von einer Zierlinie eingefaßt war, und zwar von einer sehr dünnen, goldfarbenen Linie, die eher aus echtem Gold zu bestehen als gemalt zu sein schien, denn anders als die anderen Farben glänzte sie nicht feucht. Der Rest des Schilds zeigte ein einheitliches Dunkelrot.
    »Ihr müßt wissen, daß es in England und in allen anderen christlichen Ländern Sitte ist«, sagte Sir John, »daß jemand, der über Eure… äh… Gabe verfügt, stets etwas Rot im Wappen führt, so daß jeder ehrenwerte Ritter, der Anlaß hat, mit Euch zu streiten, beizeiten gewarnt wird, daß Ihr aufgrund Eurer Gabe möglicherweise im Vorteil seid.«
    Jim hatte ihn auf Anhieb verstanden. Wenn man einmal davon absah, daß er sich jederzeit in einen Drachen verwandeln konnte, so hätte er doch

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