Drachenritter 02 - Der Drachenritter
in allem mehr als genug, um nach Frankreich und wieder zurück zu reisen. Von ihm selbst konnte man nicht gerade behaupten, daß er als Grundbesitzer es verstanden hätte, seine Besitzungen profitabel zu nutzen. Andererseits hatte Sir Hugh de Bois de Malencontri, der nach Frankreich geflohene Ritter, der Malencontri Jim überlassen hatte, es zurückhaltend ausgedrückt verstanden, seinen Besitz zu mehren. In der Burg befanden sich zahlreiche Wertgegenstände, von denen einige eine verräterische Ähnlichkeit mit der Art Silbergefäßen besaßen, wie sie im Gottesdienst Verwendung fanden.
Im Zuge der Reisevorbereitungen hatte Jim mehrere dieser Gegenstände in Worcester zu Geld gemacht. Die Münzen waren von unterschiedlichem Wert und bestanden aus Kupfer, Silber und Gold; französische wie englische waren darunter und sogar ein paar deutsche und italienische. Allerdings war es üblich, den Wert einer Münze entsprechend ihrem Anteil an Edelmetall zu bemessen.
Was Brian soeben nicht sonderlich zartfühlend angedeutet hatte, lief darauf hinaus, daß es für Jim an der Zeit sei, das nötige Bargeld für die erwähnten Erwerbungen herauszurücken.
Jim hatte mittlerweile begriffen, daß dies nicht unbedingt Ausdruck besonderer Habsucht war. Wenn Brian selbst Geld gehabt hätte, wäre er wahrscheinlich losgezogen und hätte bedenkenlos solange eingekauft, bis sein Geldbeutel leer gewesen wäre. Anschließend hätte er sich, sofern es sich um Edelleute handelte, an seine Gefährten gewandt und darauf vertraut, daß sie für seine Bedürfnisse aufkommen würden.
So hielten es viele Angehörige seines Standes; es konnte durchaus vorkommen, daß jemand einen Besuch abstattete, ein halbes Jahr blieb und sich aushalten ließ, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wieviel er seinen Gastgeber kostete, während dieser wiederum die Ausgaben für seinen Gast mißachtete.
Und daher besprachen sie nun den anstehenden Pferdekauf. Es stand nicht gut, wie Jim erfuhr. Grundsätzlich hatten sie zwei Möglichkeiten. Entweder sie kauften bei den Engländern, die sich bereits in Brest aufhielten, was bedeutet hätte, daß sie wahrscheinlich gute Pferde bekommen würden. Oder aber sie wandten sich an den hiesigen Pferdemarkt.
Die eingeführten englischen Pferde befanden sich im Besitz von Rittern oder Gemeinen, die sich nur höchst ungern von ihren Tieren trennen würden, da sich diese nicht würden ersetzen lassen. Die Preise wären daher hoch. Wenn sich der Verkäufer bewußt wäre, daß solche Pferde schwer zu beschaffen waren, würde das die Preise sogar noch weiter in die Höhe treiben. Andererseits wären auf dem hiesigen Markt nach Ansicht von Sir Brian und Sir Giles zwar Pferde erhältlich, doch befänden sich diese überwiegend in einem schlechten Zustand und wären kaum als Packpferde zu gebrauchen.
Der Schluß lag nahe, den anderen Engländern drei gute Pferde abzukaufen und drei Packpferde auf dem hiesigen Markt zu erwerben.
Offenbar hatten Brian und Giles bereits vorausgedacht und Angebote eingeholt. Dabei hatten sie sich auch schon auf einen Preis geeinigt. Jim war ein wenig verletzt, als er ihn hörte, denn nie im Leben hätte er sich träumen lassen, daß Pferde so teuer sein könnten. Wohl wahr, er besaß Geld und konnte es sich leisten, doch andererseits ließ sich unmöglich abschätzen, welche Ausgaben noch auf sie zukommen würden.
Gleichwohl holte er die benötigten Münzen hervor und reichte sie Brian, der in dieser Angelegenheit als Älterer gegenüber Sir Giles den Vorrang hatte.
Beide gingen hinaus. Jim blieb mit den Flöhen, den Läusen und der Versuchung zurück, soviel Wein zu trinken, bis er nichts mehr davon mitbekam. Was ihn davor zurückhielt, waren lebenslange Gewohnheit und die Tatsache, daß es gerade erst Vormittag war. Auch wenn seine beiden Gefährten nichts davon ahnten, so war die Warterei für ihn noch erheblich nervenaufreibender als für sie, da er nicht im Alkohol Zuflucht suchen konnte und an den Gasthof gefesselt war, dessen Wirt er mit jedem Tag weniger ausstehen konnte.
Nichtsdestotrotz begab er sich in den Gastraum hinunter, wo er jedem, der nach einem Mann mit einem gewissen Ring Ausschau hielt, ins Auge fallen mußte. Er setzte sich an einen leeren Tisch und bestellte einen weiteren Krug Wein und einen Becher – während er Anweisung erteilte, die Überreste des Frühstücks aus ihrem Zimmer fortzuschaffen.
Damit war unweigerlich ein gewisses Risiko verbunden. Oben
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