Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Schiff festmachte. Offenbar war nicht nur eine klare Vorstellung dessen vonnöten, was er verschwinden lassen, verändern oder bewegen wollte, sondern er brauchte auch noch einen Empfänger für seine geistige Anstrengung oder mußte zumindest dessen Bild klar und deutlich vor Augen haben.
    Diese Theorie unterzog er nun einem Test, indem er sich eine bestimmte Bank auf der anderen Seite des Raumes und ihre genaue Lage in Bezug auf den Tisch, vor dem sie stand, und den übrigen Raum vorzustellen versuchte. Nachdem er dies etwa eine halbe Stunde lang getan hatte, gelang es ihm schließlich, sie zu bewegen, ohne hinzuschauen.
    Diese magische Übung hatte ihn vollständig in Anspruch genommen. So war es eher Zufall, daß er gerade in dem Moment, da es ihm gelungen war, die Bank zu verrücken, einen Fremden in den Schankraum eintreten sah, der zu dieser Zeit nahezu leer war; außer Jim waren nur noch zwei weitere Gäste zugegen, die in einigem Abstand voneinander Platz genommen hatten.
    Der Neuankömmling weckte sogleich Jims Interesse.
    Irgend etwas an ihm wirkte wenig überzeugend, und zwar in dem Sinne, daß er nicht die Art Mann zu sein schien, der einen solchen Gasthof ausgewählt haben würde. Außerdem blieb er gleich hinter dem Eingang stehen und wartete, bis sich seine Augen an den dunklen Raum gewöhnt hatten, der nur von den paar kleinen Fenstern notdürftig erhellt wurde, die auf die Straße hinausgingen.
    Dies war eine übliche Verhaltensweise für jemanden, der einen Gasthof betrat, und in keiner Weise ungewöhnlich. Dieser Mann jedoch zögerte ein wenig länger, als Jim erwartet hätte; und weil er den Fremden genau beobachtete, bemerkte er auch, daß dieser seinerseits die Anwesenden musterte.
    Seit Tagen schon hatte Jim die Rechte auf dem Tisch liegen, damit der Ring am Mittelfinger deutlich sichtbar war. Das in blutroten Stein geschnittene Siegel fing in diesem Moment ein wenig Licht aus einem der Fenster, so daß der Ring trotz des Halbdunkels im ganzen Raum zu sehen war.
    Der Blick des Neuankömmlings fiel darauf, wanderte weiter. Dann wandte er sich um und näherte sich Jim.
    Er war ein hochgewachsener, hagerer Mann Mitte Dreißig, dessen Gesichtshaut aber bereits einige Altersflecken aufwies. Auf der linken Wange hatte er eine zentimeterlange Narbe.
    Er wäre eine auffallend stattliche Erscheinung gewesen, hätte er keine Hakennase gehabt wie Sir Giles, die bei ihm allerdings weniger fleischig ausfiel. Seine Gesichtsknochen wirkten dünn und scharf. Trotz der schlichten Kleidung strahlte Autorität von ihm aus, und er bewegte sich mit einer Gewandtheit und Sicherheit, die darauf schließen ließen, daß er in hervorragender körperlicher Verfassung war. Er hatte breite Schultern und hielt sich sehr gerade.
    Als er bei Jims Tisch angelangt war, ließ er sich Jim gegenüber auf der Bank nieder, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    Wortlos drehte er die linke Hand um, und auf einmal sah man, daß das, was von oben wie ein einfacher Goldring ausgesehen hatte, auf der Innenseite der Hand mit einem Stein versehen war, in den das gleiche Wappen eingraviert war, das auch Jims Ring zierte. Als er es Jim gezeigt hatte, schloß er die Hand wieder zur Faust und verbarg das Siegel.
    »Ich nehme an, Ihr seid der Drachenritter, den Sir Chandos geschickt hat?« fragte er mit leiser, klarer Baritonstimme.
    »Das stimmt«, antwortete Jim. Er hatte sich nicht gerührt. »Aber ich fürchte, ich kenne Euren Namen nicht, Mylord.«
    »Mein Name tut nichts zur Sache«, sagte der andere. »Können wir irgendwo ungestört miteinander reden?«
    »Gewiß«, meinte Jim. »Oben.«
    Jim machte Anstalten, sich zu erheben, doch als der Fremde brüsk den Kopf schüttelte, nahm er wieder Platz.
    »Nicht jetzt«, sagte der andere. »Am Abend komme ich wieder. Ein Privatraum, nehme ich an?«
    Jim nickte.
    »Also bis heute abend«, sagte der Mann und stand auf. »Dann ist es hier voller, und ich falle nicht so sehr auf. Wartet oben auf mich.«
    Er wandte sich zur Tür und trat hindurch. Einen Moment lang verharrte er im hellen Rechteck des Eingangs, ein dunkler Umriß ohne weitere Merkmale. Dann verschwand er.

15
     
    Brian und Giles kehrten erst am späten Nachmittag zurück. Sie hatten die benötigten Pferde gefunden und waren überglücklich über ihre Erwerbung. Sie bestanden darauf, daß Jim auf den Hof kam und sie sich anschaute, ehe sie im Stall untergebracht wurden.
    Als Jim die Tiere sah, begriff er, weshalb er sie sich

Weitere Kostenlose Bücher