Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Tours gekauft hatten – bei ihrer Ankunft hatten sie ihre Vorräte dringend auffüllen müssen.
Zu Jims Erleichterung schien es ihn nicht im mindesten zu stören, nicht eingeweiht zu werden.
Jim fuhr fort. »Verfahrt in Blois ebenso. Nehmt Euch ein Zimmer und wartet. Sollte ich Euch aus irgendeinem Grund nicht einholen, dann bleibt solange dort, bis Brian eintrifft. Sollte ich bis dahin noch nicht wieder aufgetaucht sein, dann liegt es an Euch und Brian, den Prinzen zu befreien. Ihr erinnert Euch doch noch an Sir Raouls Beschreibung der Stelle im Wald, wo wir diesen Bernard treffen sollen – den ehemaligen Bediensteten von Sir Raouls Vater, den Malvinne verhext hat?«
»Ha! Natürlich«, Giles zwirbelte sich den Schnurrbart, »aber wollt Ihr damit sagen, Brian und ich sollten gar nicht erst versuchen, Euch zu finden?«
»Ich glaube, die Befreiung von Prinz Edward ist von größerer Wichtigkeit«, antwortete Jim.
»Wohl wahr. So soll es denn sein«, sagte Giles. »Aber die Vorstellung, daß wir Euch verlieren könnten, James, behagt mir nicht. Ich hatte eigentlich gedacht, Ihr könntet mich eines Tages einmal zu Hause in Northumberland besuchen.«
Jim war tief gerührt. Das gleiche hatte er schon einmal bei Brian erlebt. Diese Ritter schlossen ebenso rasch tiefe Freundschaften, wie sie sich Feinde fürs Leben machten; im Moment lag gerade ein verdächtiger feuchter Schimmer in Giles braunen Augen. Jim hatten sich nie so recht daran gewöhnt, wie leicht die Menschen des vierzehnten Jahrhunderts in Tränen ausbrachen.
»Ich…« Er brach ab und räusperte sich. »Ich glaube, es besteht für mich keine Gefahr. Allerdings könnte es aufgrund von unvorhergesehenen Ereignissen dazu kommen, daß ich solange aufgehalten werde, daß Ihr beide besser schon vorausreitet. Ich wollte bloß sicherstellen, daß wir beizeiten für alle Fälle gerüstet sind. Ich rechne fest damit, daß wir uns in Amboise treffen werden; und wenn nicht dort, dann müßte ich innerhalb von ein, zwei Tagen in Blois eintreffen, wenn Ihr dort Station macht.«
»Ich bin sehr erleichtert, daß Ihr so denkt«, entgegnete Giles, »wirklich sehr erleichtert. Ihr seid ein Gentleman, für den ich Zuneigung und Bewunderung empfinde, James.«
»So geht es auch mir«, sagte Jim. Er nahm Zuflucht zu dem universellen Ausweg, der sich in dieser Welt bot. »Kommt, laßt uns darauf ein Glas Wein trinken!«
»Sehr gern!« stimmte Giles ihm beinahe heftig zu.
Sie füllten ihre Becher und tranken; und als die Weinflaschen leer waren, hatten sich auch die aufgewühlten Emotionen wieder geglättet.
»Ich werde meine Pferde und meine ganze Ausrüstung bei Euch zurücklassen«, sagte Jim. »Ich nehme nur Kleider, meinen Schwertgürtel, das Schwert und den Dolch mit. Und ein kurzes Seil, für das ich besondere Verwendung habe.«
»Ha! Ein Seil?« fragte Giles, dann faßte er sich wieder. »Verzeiht mir, James. Euer Unternehmen ist geheim, wie Ihr sagt, da sollte ich keine Fragen stellen. Werdet Ihr auch Proviant brauchen?«
»Danke«, entgegnete Jim. »Um die Wahrheit zu sagen, habe ich mir deswegen noch gar keine Gedanken gemacht. Aber ja, ein wenig Fleisch, Brot und Wein, das wäre gar nicht schlecht – allerdings nur eine bescheidene Menge. Die Art Notproviant, die ein Ritter auf einen Tagesausflug zur Jagd mitnehmen würde.«
»So wenig«, murmelte Sir Giles. »Ha! Entschuldigt, James, ich mische mich schon wieder in Angelegenheiten ein, die nur Euch etwas angehen.«
Er blickte in seinen leeren Becher. Wenn Jim sich nicht täuschte, hatte er von den zwei Flaschen Wein anderthalb getrunken.
»Dann ist es wohl am besten, wenn wir uns früh schlafen legen«, sagte Giles. »Ihr brecht bei Tagesanbruch auf, James? Oder etwas später?«
»Bei Tagesanbruch, glaube ich.« Jim meinte, bei Giles eine Art Wehmut herauszuhören. Allerdings war der Drache, den Jim gespürt hatte, nicht in der Nähe gewesen. Wahrscheinlich war es ein gutes Stück Wegs bis zu ihm.
Er war Carolinus ausgesprochen dankbar dafür, daß er den Sack mit den Juwelen, der sein Paß war, soweit geschrumpft hatte, daß er ihn hatte schlucken können. Er würde sich ein kleines Bündel aus den Kleidern, dem Schwert, dem Dolch und dem Proviant schnüren und es sich um den Hals binden, um ungehindert fliegen zu können. Hätte er auch noch die Juwelen mitschleppen müssen, wäre dies recht lästig gewesen.
Eingemummt in mehrere überzählige Umhänge, ließ er sich Giles gegenüber auf der
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