Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
besser sein«, antwortete Jim. »Lebt einstweilen wohl, Giles. Ich freue mich darauf, Euch bald wiederzusehen.«
    »Ich ebenfalls, James«, sagte Giles. »Viel Glück!«
    Jim sprang in die Luft, schlug mit den Flügeln und gewann rasch an Höhe. Schon beim ersten Flugversuch in Drachengestalt hatte ihn seine Steiggeschwindigkeit erstaunt. Als er auf eine thermische Aufwärts Strömung traf, beschrieb er zunächst mit ausgestreckten Flügeln einen Kreis und richtete seinen Teleskopblick auf Giles winzige Gestalt am Boden. Die Gestalt winkte. Jim wackelte mit den Flügeln.
    Anschließend ging er wieder zum Steigflug über. Er mußte eine ganze Weile steigen, bis er auf eine weitere thermische Strömung stieß und in den Gleitflug überging, wobei er sich von seinem Gefühl leiten ließ, das ihn zu den anderen in der Nähe befindlichen Drachen hinzog.
    Wie neulich, als er mit Secoh zu den Klippen geflogen war, vermittelte ihm das Dahingleiten auch diesmal wieder ein tiefes Lustgefühl. Dies war mit Abstand die angenehmste Art zu reisen, die jemals erfunden worden war. Abermals nahm er sich vor, sich häufiger Zeit für derartige Ausflüge zu nehmen.
    Es war ein wolkenloser Tag, der für die Jahreszeit ungewöhnlich warm zu werden versprach. Die Temperatur stieg bereits rapide an, wie selbst in dieser Höhe deutlich zu spüren war. Ohne den Flugwind wäre ihm bereits wärmer gewesen, als ihm behagt hätte. So aber gab er sich dem Genuß des Fliegens vollständig hin.
    Seine Gedanken schweiften ziellos umher. Er dachte an Angie, die in England zurückgeblieben war, und bedauerte, daß er ihr keinen Brief schreiben konnte, der sie noch vor seiner Rückkehr erreichen würde – falls er sie überhaupt jemals erreichen würde. Briefe wurden einfach von Hand zu Hand weitergereicht, bis sie irgendwann zum Adressaten gelangten. Folglich beruhte ihre Zustellung vor allem auf Glück. Er dachte an Giles, der trotz seines reizbaren Temperaments und der Engstirnigkeit, die er mit Brian und allen anderen Menschen, denen Jim in dieser Welt bislang begegnet war, gemeinsam hatte, im Grunde ein äußerst liebenswerter Mensch war.
    Zum Teil lag es wohl daran, daß Giles nicht nur über ein Übermaß an Temperament, sondern in gleichem Maße über die weitverbreiteten Eigenschaften Offenheit und Direktheit verfügte. Giles, Brian und viele andere waren in dieser Beziehung beinahe wie Kinder. Sie konnten plötzlich sehr glücklich sein, auf einmal tieftraurig werden oder sich erzürnen – worauf sich ihre gute Laune ebenso rasch wieder herstellte.
    Für Giles war die Welt eine endlose Abfolge interessanter Begebenheiten. An jeder Straßenecke warteten neue Überraschungen auf ihn. Nicht nur das, Giles erwartete sogar, daß es so sein würde. Von Giles Standpunkt aus war alles möglich.
    Wenn Jim seine Gedanken schweifen ließ, kam es häufiger vor, daß ihm plötzlich die Antwort auf eine Frage einfiel, die ihn irgendwann einmal beschäftigt hatte. Es war, als sei sein Verstand unbewußt ständig mit dem Problem beschäftigt gewesen und hätte endlich die Lösung gefunden.
    Nun ertappte Jim sich dabei, daß er wieder einmal über Carolinus und Magie nachdachte; und über Carolinus augenscheinlichen Versuch, auch ihn das Zaubererhandwerk zu lehren.
    Die mögliche Erklärung, die ihm nun einfiel, war die Fortführung eines Gedankens, mit dem er sich schon einmal flüchtig befaßt hatte. Magie war keine Wissenschaft, sondern Kunst. Sie wurde nur dann zur Wissenschaft, wenn sie im täglichen Leben nutzbar gemacht und universell verstanden wurde. Genau wie beim Schneidern eines Kleidungsstücks aus einem Stück Fell, das Carolinus als Beispiel angeführt hatte.
    Die Tatsache, daß Magie Kunst und nichts als Kunst war, erklärte so manches. Zum einen gab es keine besondere Magie und keinen besonderen Zauberspruch, der für jede Situation angemessen gewesen wäre. Jeder Magier griff auf den verfügbaren Energievorrat zurück, den die Revisionsabteilung verwaltete, und formte aus dem Nichts mehr als reine Energie, nämlich eine magische Lösung für sein jeweiliges Problem.
    Aber was war nun eigentlich Kunst? überlegte Jim. Er bemühte sich, eine Definition zu finden, die alle möglichen Künstler mit einbezog, Schriftsteller, Maler, Schauspieler, Musiker, Komponisten, Bildhauer… eben jeden, der in diese Gattung fiel.
    Die Antwort mußte lauten, Kunst war ein Prozeß. Eine Entwicklung. Genau wie bei dem formelhaften Prozeß, den er sich nach

Weitere Kostenlose Bücher