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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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sich im Lauf der Weihnachtstage immer mehr in die Länge gezogen, der Wein war mit immer weniger Wasser verdünnt worden, das Benehmen immer zügelloser geworden. Es war zwischen neun und zehn Uhr abends - was nach den Verhältnissen im zwanzigsten Jahrhundert gleichbedeutend mit einer Uhrzeit zwischen drei und vier Uhr morgens war. Die noch in der Halle verbliebenen Gäste - weil der Graf selbst ebenfalls noch anwesend war, handelte es sich um deren größeren Teil - gehörten zu denen, die grenzenlose Zecherei zu schätzen wußten. Sie aßen seit ein oder zwei Uhr nachmittags. Übliche Umgangsformen hatten schon lange chaotischen und mittlerweile geradezu gefährlichen Platz gemacht.
     »Du bist doch nüchtern, oder?« erkundigte sich Angie. »Du sitzt nicht nur wie betäubt da und tust nur normal und vernünftig?«
    »Nein«, versicherte Jim ihr. »Diesmal habe ich sie überlistet. Ich habe es geschafft, hauptsächlich Wasser zu trinken. Jetzt haben wir den Punkt erreicht, an dem ich nur noch so zu tun brauche, als tränke ich; mehr erwartet niemand - hoppla, da kommt schon wieder einer.«
    Ein offensichtlich betrunkener, ganz in Braun gekleideter Ritter in mittleren Jahren, dessen Rock seine ausladende Gestalt nur mit Mühe umspannte, taumelte auf die gegenüberliegende Seite der hohen Tafel zu. Er hielt einen großen Becher, aus dem der Rotwein über den Rand schwappte.
    »Auf einen Becher mit Euch, Sir Drache!« sagte er mit belegter Stimme und schwenkte den Becher, daß der Wein nur so herausschwappte. »Auf die Drachen!«
    Jim hob seinen Kelch an die Lippen, nahm einen Schluck und hob ihn dann abermals in die Höhe.
    »Auf Sir Randall!« rief er.
    »Ihr tut mir zuviel der Ehre.« Der Ritter geriet abermals ins Taumeln.
    »Wäre es nicht besser gewesen, seinen Familiennamen hochleben zu lassen? Oder ist Sir Randall der Vorname eines anderen Mannes?«
    »Nein, es ist schon sein Name«, sagte Jim. »An die meisten Nachnamen kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Wenn ich mich weder auf den Vor- noch auf den Nachnamen eines Mannes besinnen kann, spreche ich einen Toast auf einen Teil des Wappens aus, das sie alle auf ihrer Kleidung tragen. Im Notfall murmele ich irgend etwas. Sieh mich nicht so an, Angie; ich versuche auszuhalten, bis der Graf sich zurückzieht oder die Besinnung verliert; und ich glaube, daß es jetzt nicht mehr lange dauern kann, bis er ohnmächtig wird.«
    »Ich hoffe, du hast recht«, sagte Angie. »Ich glaube nicht, daß du hier sicher bist, solange alle anderen in diesem Zustand sind.«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Jim.
    Er ließ seinen Blick in der Halle umherschweifen. Vielleicht ein Drittel der Anwesenden hatte sich entweder schon bis zur Besinnungslosigkeit betrunken oder war diesem Zustand doch so nah, daß sie sich kaum noch von ihren Plätzen rühren konnten. Aber es gab auch genügend Leute wie Sir Randall, die sich noch auf den Beinen hielten oder so tun konnten, als wäre alles bester Ordnung - und das war der wirklich harte und gefährliche Kern der Trinker.
    Es waren Männer, die sorgsam darauf geachtet hatten, sich nicht über einen bestimmten Punkt hinaus zu betrinken. Nun saßen sie aufrecht auf ihren Plätzen und bedachten alles und jeden, der sich ihnen vielleicht nähern konnte, mit einem glitzernden, auffordernden Lächeln.
    Vor allem das Lächeln auf den Gesichtern von Männern wie Brian und Sir Harimore ließ besagte Herren aussehen wie der sprichwörtliche Tiger, auf dem die Lady vom Niger irrtümlich einen Ausritt unternommen hatte.
    »Ich bin zu sehr Edelmann, um einen Streit vom Zaun zu brechen«, besagte dieses Lächeln, »aber falls Ihr Lust haben solltet, mich zu kränken, stehe ich nur allzu gern zur Verfügung, falls es Euch gelüstet, mich zu einem kleinen Scharmützel herauszufordern.«
    »Nun, jedenfalls habe ich jetzt endlich Gelegenheit, dir etwas zu sagen«, ergriff Angie abermals das Wort. »Weißt du, daß Agatha Falon die Diener der anderen Gäste bestochen hat, damit sie unser Zimmer im Auge behalten? Sie möchte den kleinen Robert natürlich, wann immer dies möglich ist besuchen, uns aber nicht häufiger als notwendig stören. Ich sei ja so eine gute Hüterin des kleinen Jungen.«
    »Wenigstens gibt sie es zu«, meinte Jim und versuchte sich auf irgend etwas zu besinnen, womit er die Angst zerstreuen konnte, die offensichtlich auf Angie lastete.
    »Du bist nicht sehr scharfsinnig, Jim«, erwiderte Angie trocken. »Das ist so

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