Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Papagei. Gleichzeitig versuchte er in Gedanken, die Übersicht über die augenblicklichen Vorgänge zu behalten. »Ich habe ihm von meinem Plan erzählt, Mnrogar als den schwarzen Ritter antreten zu lassen; er macht sich wegen einiger praktischer Schwierigkeiten Sorgen.«
»Sorgen!« sagte Carolinus laut. Jim sah, wie Brian und Aragh sich nach dem Magier umdrehten.
Aber Carolinus sprach weiter.
»Zum einen«, sagte er nun, »wo wollt Ihr ein Pferd finden, das sein Gewicht tragen und sich gleichzeitig bei dem Turnier auf geziemende Weise benehmen kann? Versucht gar nicht erst, eine Antwort zu finden, das wird Euch nicht gelingen. Ihr habt Euch darauf verlassen, daß ich dieses Problem für Euch löse. Aber wenn Ihr mich dazu nicht bewegen könntet, wäret Ihr bereit, es selbst zu versuchen, und, Jim, damit hättet Ihr nicht nur die Wirklichkeit auf das Ungeheuerlichste in Verwirrung gebracht, sondern das ganze Gebäude der Magie - und das zu einer Zeit, da Ihr schon genug Sorgen habt! Die Idee ist so weit hergeholt, daß es einem schier die Sprache verschlägt. Wie kann man von einem Troll erwarten, daß er sich wie ein Ritter benimmt?«
»Genausogut könnte man ein wildes Tier in eine Rüstung stecken«, warf Brian ein.
»Ein wildes Tier«, knurrte Aragh, »wäre nicht dumm genug, um sich so etwas gefallen zu lassen.«
Jim schwirrte der Kopf. Es schien, als würde er von allen Seiten gleichzeitig angegriffen, und zwar ausgerechnet von jenen, auf die er sich am meisten verlassen hatte. Er beschloß, einen Punkt nach dem anderen anzugehen.
»Aber ich erwarte doch gar nicht viel.« Er wandte sich an Brian.
»Seht, Brian, wenn wir Mnrogar in die Rüstung und auf das Pferd bekommen, brauchtet Ihr ihm und dem Pferd lediglich gewisse Bewegungsabläufe beizubringen - nur einige wenige Gesten, die ihnen den äußeren Anschein geben, als wüßten sie, was sie tun. Sie brauchen nicht einmal zu wissen, warum sie es tun. Mit ein klein wenig Magie wäre das Ganze vielleicht nur noch eine einfache Frage der Unterweisung ...«
»James...« Brian schüttelte traurig den Kopf. »Ihr wißt, daß Ihr selbst im Grunde noch nicht so weit seid, im Turnier gegen irgendeinen einigermaßen erfahrenen Ritter anzutreten. Und das, nachdem ich jahrelang versucht habe, Euch so viele Dinge beizubringen, die ein Mann wissen muß, ob er nun zu Fuß oder zu Pferd in einen Kampf zieht. Gewiß kann man mit Magie die wunderbarsten Dinge erreichen. Aber wie soll die Magie mir helfen, einem Troll mehr beizubringen, als ich Euch beigebracht habe, und das in nur wenigen Tagen! Selbst wenn er sich in der Lage zeigte, etwas zu lernen?«
»Was nicht der Fall sein wird«, schaltete Aragh sich ein.
»Also, in dieser Hinsicht«, sagte Jim, der einen Teil seines Selbstbewußtseins wiedergefunden hatte, »befindet Ihr Euch allesamt im Irrtum. Ich glaube, daß Mnrogar diesen anderen Troll unbedingt finden will und daß er alles dafür tun würde. Und nicht nur das; ich glaube auch, daß es ihm einigen Spaß machen würde, als unbekannter Ritter aufzutauchen und zu versuchen, ein menschliches Wesen mit einer Lanze zu durchbohren. Das entspräche seiner Natur. Man muß ihm dazu lediglich beibringen, daß er, statt jemanden aus einem Versteck heraus anzuspringen und mit Zähnen und Klauen zu kämpfen, mit einer langen, spitzen Lanze auf seinen Gegner zureiten und ihn vom Pferd stechen muß. Es ist lediglich eine andere Art des Angriffs, sonst nichts.«
»Sonst nichts?« wiederholte Brian. Nachdrücklich schüttelte er den Kopf.
»Und was die Rüstung und das Pferd betrifft«, fuhr Jim an Carolinus gewandt fort, »da könntet Ihr mir wirklich helfen, wenn Ihr wolltet, nicht wahr, Carolinus? Was ich meine, ist, man kann doch auf magischem Wege ein Ding so aussehen lassen wie etwas anderes?«
»Natürlich kann man das!« entrüstete sich Carolinus. »Aber darum geht es hier doch gar nicht. Hier geht es darum, daß ein solches Unterfangen nur von einem Magier meiner Kategorie zuwege gebracht werden kann. Das wird die Magierschaft sofort begreifen.«
»Wirklich?« fragte Jim. »Schließlich habt Ihr selbst gesagt, ich sei tatsächlich in die dritte Kategorie aufgerückt, indem ich mich in Sherlock Holmes' Räume versetzt habe. Ja, mehr noch, Ihr habt Euch beinahe so benommen, als hättet Ihr gedacht, ich sei noch höher hinaufgelangt.«
»Ich habe nichts dergleichen angedeutet!« protestierte Carolinus. »Aber wie dem auch sei, ich kann meine Kollegen unter
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