Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Mnrogars Gewicht tragen können. Und nicht nur das; seine natürlichen Instinkte würden es auch alles angreifen lassen, was sich ihm in den Weg stellt, so daß es sich mühelos daran gewöhnen lassen könnte, über den Turnierplatz zu stürmen.«
»Ja, ich war an diesem Morgen bei den anderen und habe den Keiler gesehen«, meinte Brian ungehalten.
»Ein schönes Tier, aber wie sollen wir es wiederfinden, ganz zu schweigen von der Frage seiner Ausbildung?«
»Ich kenne das Wildschwein, von dem Ihr sprecht«, warf Aragh ein. »Es gibt nur eins von dieser Größe hier in der Gegend. Ich kann es für Euch finden, wenn das alles ist, was Ihr braucht.«
»Bestens...« Jim riskierte einen Blick in Carolinus' Richtung und war maßlos erstaunt von dem, was er sah. Carolinus' Miene hatte sich völlig verändert. In seine ansonsten so strengen Züge hatte sich ein Anflug fröhlicher Bosheit gestohlen. Jim wollte ihn eigentlich gerade fragen, ob Carolinus bei der Ausbildung des Wildschweins mitwirken würde; aber nun schien ihm die Frage überflüssig zu sein. Der ältere Magier blickte an ihnen vorbei zu einem in weiter Ferne liegenden Punkt.
»Das erinnert mich an die Zeit, als ich noch ein junger Magier war«, sagte er mehr zu sich als zu den anderen. Ein schwaches Lächeln, das sich nur als skrupellos beschreiben ließ, spielte um seine Mundwinkel. »Ja, ja, wirklich ... Jim? Wolltet Ihr noch etwas sagen?«
»Ich wollte nur fragen, ob Ihr uns dabei helfen würdet, das Wildschwein wie ein Pferd auszubilden. Und es müßte natürlich auch wie eines aussehen. Allerdings müssen wir es zuerst einmal fangen, nehme ich an...«
»Nein, nein«, sagte Carolinus, immer noch mit einem bösen kleinen Lächeln, »das wird nicht nötig sein. Wenn Aragh weiß, wo der Keiler ist, bringe ich ihn einfach dahin, wo ihr anderen mit Mnrogar sein werdet.«
»Aber da wäre noch die Notwendigkeit, ihn wie ein Pferd aussehen und sich wie ein Pferd benehmen zu lassen ...«, begann Jim von neuem.
»Ach, das«, sagte Carolinus. »Ich werde mich mit diesem Wildschwein ein wenig unterhalten. Danach, denke ich, wird es mehr oder weniger das tun, was Ihr von ihm wollt; das heißt, soweit sich eben ein Wildschwein wie ein Pferd benehmen kann. Es gibt gewisse körperliche Beschränkungen, müßt Ihr wissen.«
Aragh schnaubte. Was genau dieses Schnauben bedeuten sollte, konnte Jim nicht mit Gewißheit sagen. Aber er war sich sicher, daß es nicht klug gewesen wäre, den Wolf danach zu fragen.
»Dann wäre da noch diese Sache mit Mnrogar«, sagte Carolinus beinahe träumerisch. »Mit dem kann ich mich auch unterhalten. Das macht ihn natürlich noch nicht zum Ritter, aber genau wie das Wildschwein würde es ihn für Vorschläge zugänglicher machen. Aragh, Ihr habt gesagt, Ihr wüßtet, wo dieses Wildschwein sich aufhält?«
»Ich weiß, wo ich nach ihm suchen muß«, sagte Aragh.
»Ausgezeichnet!« sagte Carolinus. »Dann werden wir beide uns jetzt auf die Suche machen.«
Carolinus und Aragh verschwanden. Brian blickte ausdruckslos drein. Gleichzeitig kam Jim zu Bewußtsein, daß der Teil der Baker Street 221B verschwunden war. Er befand sich zusammen mit Brian in Mnrogars Höhle. Carolinus, der nun seinen Entschluß getroffen hatte, ging nun offensichtlich höchst verschwenderisch mit magischer Energie um.
28
Als Jim in dem hell von Fackeln erleuchteten Saal an der hohen Tafel saß - die Luft war trotz der weit aufgerissenen Läden bereits stickig und überheizt -, erschien eine schlanke, weibliche Gestalt in einem abgetragenen, alten braunen Umhang. Sie hatte sich die Kapuze tief über den Kopf gezogen und hielt sie obendrein noch fest, um das Gesicht darunter zu verbergen. Vorsichtig ließ sie sich auf den Platz neben Jim gleiten. »Ich bin es«, sagte Angie und zog die Kapuze gerade weit genug hoch, um ihr Gesicht zu zeigen. »Du bist nüchtern! Gut. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, aber ich wollte weder Enna noch die Amme hinunterschicken, um nachzusehen, ob ihr Herr sturzbetrunken ist. Daher habe ich Ennas Robe genommen und bin selbst hinuntergekommen.«
Sie öffnete die Kordel, die den Umhang in der Taille festhielt, und warf das Kleidungsstück von sich, so daß sie in einem grünen Gewand dastand, das ihrer Stellung als einem vornehmen Gast im Rittersaal schon eher entsprach.
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte sie.
»Und das mit gutem Grund«, erwiderte Jim.
Sie hatte wahrhaftig guten Grund. Die Mahlzeiten hatten
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