Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
irgend etwas ausdenken, wie ich sie hierher bekommen kann, auch wenn sie niemanden als den Prinzen zu sehen bekommen, bevor sie wieder verschwinden. Dann wäre da noch diese Troll-Armee, die am Rand von Mnrogars Territorium hockt. Niemand weiß, was sie im Schilde führt. Ich muß mich an diesem Tag frei bewegen können. Wenn ich wegen dieser Aufführung bei dir sein muß, wären mir die Hände gebunden.«
»Und wenn nicht«, sagte Angie, »wird es keine Aufführung geben. Ich brauche einen Josef.«
»Ich habe dir doch gesagt«, erklärte Jim, »daß ich auf magischem Wege jemanden aus Malencontri hierherholen kann. Wir können ihn in ein Kostüm stecken und ihn mit Hilfe eines Zaubers dazu bringen, die Bewegungen zu machen und die Worte zu sagen, die du von ihm hören willst.«
»Hattest du jemals mit Amateurschauspielern zu tun?« erkündigte sich Angie.
»Natürlich nicht. Und das weißt du auch«, sagte Jim.
»Nun, du weißt, daß ich mich auskenne mit diesen Leuten«, sagte Angie. »Und die Chancen, daß etwas schiefgehen wird, stehen ungefähr neunundneunzig zu eins. Wer auch immer den Josef übernimmt, muß vielleicht improvisieren, um mit irgendwelchen Zufallsereignissen während der Aufführung fertig zu werden. Dein Ersatzmann aus Malencontri wird nicht mehr tun können, als wie ein Papagei zu wiederholen, was du ihm im voraus eingegeben hast. Du bist der einzige, der zu improvisieren in der Lage ist.«
»Nun, ich wiederhole also, was ich schon einmal gesagt habe«, bemerkte Jim. »Ich werde mein Bestes tun, um dazusein, wenn es soweit ist; aber du solltest besser irgend jemanden in der Hinterhand haben, falls ich nicht kommen kann. Vielleicht fällt mir irgendein Zauber ein, mit dessen Hilfe du auch seinen Text sprechen kannst, falls etwas schiefgeht.«
»Jim, klingt meine Stimme in deinen Ohren wie ein Bariton?«
»Ich kann deine Stimme wie einen Bariton klingen lassen«, sagte Jim. »Aber im Augenblick möchte ich nicht mehr darüber nachdenken müssen. Ich muß mich noch um zu viele andere Dinge kümmern.«
»In Ordnung«, sagte Angie. »Ich vertraue dir. Und wenn du die Sache in den Griff bekommst, reden wir noch einmal über deine Rolle. Aber für den Augenblick kannst du die Aufführung getrost vergessen. Wie geht es mit Mnrogar und dem Wildschwein voran?«
»Mnrogar ist ein Troll und das Wildschwein ein Wildschwein«, erklärte Jim.
»Du meinst, sie wollen miteinander kämpfen?« fragte Angie.
»Das nicht. Es ist mehr, daß die beiden niemals dasselbe tun wollen«, sagte Jim. »In dieser Hinsicht könnte man wohl behaupten, sie kämpften miteinander, aber sie tun es nicht absichtlich. Dafür hat Carolinus gesorgt. Sie sind jedenfalls wie die Lämmer hereinmarschiert. Das Wildschwein verwandelte sich in ein stattlich aussehendes Pferd und Mnrogar in einen riesigen, aber glaubwürdigen schwarzen Ritter. Aber von da an wurden die Dinge schwierig. Das Wildschwein mag zwar aussehen wie ein Pferd, aber es ist ein Pferd, das sich benehmen möchte wie ein Wildschwein; und Mnrogar mag aussehen wie ein Ritter, möchte sich aber benehmen wie ein Troll. Carolinus hatte recht. Es gibt da gewisse grundlegende Probleme ...«
»Oh, warte mal!« sagte Angie. »Ich habe ganz vergessen, daß Kob-Eins oben hockt und mit dir reden will. Er sagte, es sei eilig. Secoh wartet offensichtlich auf irgendeine Botschaft von dir. Kob sitzt im Schornstein des Kamins im ersten Zimmer, wo Enna und die Amme ihn nicht sehen können.«
»Sie würden ihm schon nichts tun«, meinte Jim.
»Erklär ihm das mal«, entgegnete Angie. »Er vertraut mir nur deshalb, weil ich mit dir in Verbindung stehe. Na, wie dem auch sei, die Sache ist, daß er auf der Stelle mit dir reden will; das war es übrigens, weshalb ich überhaupt hier herunter gekommen bin.«
»Es ist doch lächerlich!« fuhr Jim auf. »Dieser Kobold übertreibt es mit seiner Vorsicht! Na, jedenfalls wird er warten müssen. Ich habe mich entschlossen, hier nicht eher das Feld zu räumen als der Graf. Allerdings glaube ich nicht, daß er sich noch lange auf den Beinen halten wird...«
Er brach plötzlich ab.
»O nein!« rief er.
Angie drehte sich um und blickte in die Richtung, in die Jim plötzlich geschaut hatte. »Was ist denn los? Ich sehe nichts Ungewöhnliches. Lediglich Brian hat sich nun hingesetzt und spricht mit einem anderen Mann, der genauso nüchtern zu sein scheint wie er.«
»Und eben das macht mir Sorgen«, sagte Jim. »Der andere ist Sir
Weitere Kostenlose Bücher