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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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gerade sorgfältig die hölzerne Oberfläche der hohen Tafel auf Splitter untersuchte, die vielleicht eines ihrer besten Tischtücher ruinieren konnten.
    Bei seinem Anblick schrie sie laut auf, aber es war nur ein kurzer Schrei, da sie ihn beinahe in derselben Sekunde erkannt hatte, als er erschienen war. Das Personal von Malencontri hatte sich schon fast daran gewöhnt, daß ihr magiebewanderter Herr zu unerwarteten Zeiten aus dem Nichts auftauchte.
    Zuerst hatte es hie und da ein widerwilliges Murren gegeben und dazu einen tiefsitzenden Argwohn, daß Jim vielleicht versuchte, sie bei einem Pflichtversäumnis zu erwischen oder bei etwas, das ihnen eigentlich verboten war. Aber mit der Zeit hatten sie sich davon überzeugt, daß Jim in dieser Hinsicht vollkommen unschuldig war. Mittlerweile hatten sie allesamt einen besitzergreifenden Stolz darauf entwickelt, daß Jim auf solche Weise aufzutauchen vermochte. Nur sehr wenige Burgen konnten sich eines Herrn und Meisters rühmen, der zu jeder Stunde des Tages oder der Nacht unvermittelt vor einem auftauchen konnte.
    Jim bemerkte, daß Gwynneth vor ihm knickste. Es war ein ziemlich verkürzter Knicks, da weder ihre Jahre noch ihre Figur eine ausgeprägtere Geste zuließen.
    »Wünschen Mylord einen Bissen zu essen und vielleicht einen Teller Suppe?« erkundigte sie sich.
    »Nein, nein«, antwortete Jim.
    Er hatte sich im Laufe der letzten elf Tage zu einem Meister in der Kunst entwickelt, so zu tun, als spräche er einem üppigen Festmahl zu, ohne sich zu übersättigen. Im Augenblick hatte er jedoch das Gefühl, als brauchte er mindestens vierundzwanzig Stunden lang nichts mehr zu essen.
    Er sah Gwynneth an. Sie war eine erfahrene, vernünftige Frau, die über jeden in der Burg und auf den umliegenden Ländereien Bescheid wüßte. Es konnte wahrscheinlich nicht schaden, ihre Meinung einzuholen.
    »Gwynneth«, sagte er, »ich brauche jemanden aus der Burg oder von den Ländereien, der bei dem morgigen Turnier in der Burg des Grafen als Herold auftreten könnte. Wer würde sich für diesen Zweck wohl am besten eignen?«
    »Als Herold, Mylord?« wiederholte Gwynneth stirnrunzelnd. »Ich weiß nur wenig über Turniere und Herolde und solche Dinge, Mylord. Sie blasen das Horn, glaube ich. Der beste Hornbläser auf Malencontri ist gewiß Tom Huntsman.«
    Jim zuckte, wenn auch nur innerlich, ein wenig zusammen. Die Diener hegten allesamt die feste Überzeugung, daß einer von Jims Fehlern die Tatsache war, daß er sich anscheinend nicht so für die Jagd interessierte, wie man das von einem Mann seines Rangs erwarten durfte. Tatsächlich war ihm bereits klargeworden, daß sie Tom Huntsman bemitleideten und dieser selbst sich zurückgesetzt fühlte, weil er das Jagdrudel der Burg nur so selten führen durfte. Er hegte den tiefen Argwohn, daß dieser Umstand der Welt, wenn nicht gar auch Jim persönlich den Eindruck vermittelte, er und seine Hunde seien ihrer Aufgabe nicht gewachsen.
    Jim trat zu einer gepolsterten Bank am Tisch, setzte sich nieder und stützte das Kinn auf die Faust.
    Er dachte über Tom Huntsman nach. Der Mann war sehr verläßlich, aber kaum der Inbegriff der schlanken, mit einem Heroldsrock angetanen Gestalt, die Jim im Sinn gehabt hatte. Tom Huntsman war ein magerer, aber sehr aufrechter Mann von gut vierzig Jahren und, da er während der Hetzjagden mit seinen Hunden lief, in bester körperlicher Verfassung. Er war glatt rasiert, sein Haar war grau, und er roch für gewöhnlich ziemlich stark nach den Hundezwingern.
    Zu seinen Gunsten sprach seine bemerkenswert volltönende, weittragende Stimme. Außerdem war da noch die Tatsache, daß er ein Jagdhorn blasen konnte, wobei es sich für gewöhnlich um ein schlichtes Kuhhorn handelte. Wenn er ein solches Horn blasen konnte, würde er wahrscheinlich auch mit einer Heroldstrompete fertig werden.
    Aber im Grunde genommen war Tom Huntsman keineswegs ein abwegiger Vorschlag. Es war eine Schande, dachte Jim, daß er für eine Situation verantwortlich sein mußte, die den Mann in ein ungünstiges Licht setzte. Die Wahrheit war, daß weder Jim noch Angie an der Jagd Geschmack fanden.
    Als Jim in seinen Gedanken so weit gekommen war, spürte er, wie etwas seinen Ellbogen anstieß.
    Er hob den Kopf in die Höhe, um festzustellen, daß ein Tuch auf dem Tisch ausgebreitet wurde und daß man Krüge mit Wein und Wasser sowie einen großen gläsernen Becher vor ihn hingestellt hatte. Daneben fanden sich sogar einige kleine,

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