Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Tisch.«
»O nein, Mylord!« widersprach ihm Theoluf. »Zwei Silberstücke müßten da eigentlich genügen, obwohl ihr ihm besser drei geben solltet.«
»Oh!« Jim ging langsam auf, daß Theoluf über die normalste Art und Weise sprach, wie man in diesem Jahrhundert irgendwelche Dinge auf inoffiziellem Wege erledigte. »Seid ihr auch sicher, daß der Haushofmeister sie für drei Schilling herbringen würde?«
»O ja, Mylord«, antwortete Theoluf.
»Wißt Ihr, wo der Mann jetzt ist?« fragte Jim, während er in seiner Börse nach einigen Münzen kramte. Schließlich holte er eine Handvoll heraus und zählte drei Silberschillinge ab. »Natürlich müßt Ihr ihm zuerst zwei anbieten. Ihr wißt, wo Ihr ihn findet?«
»O ja, Mylord«, sagte Theoluf, »er ist unten. Natürlich werde ich ihm zuerst nur einen Schilling anbieten und dann langsam hochgehen. Zweifellos wird er die Tiere dann aus dem Stall holen lassen, und ich nehme sie entgegen. Wo soll ich sie übrigens hinbringen, Mylord?«
Jim sah Angie an.
»Hattest du irgendeinen bestimmten Ort im Sinn, Angie?« fragte er. »Es muß in der Nähe der Burg sein, so daß die Gäste leicht dorthin gelangen können. Außerdem muß es sich um einen Platz handeln, den wir beide gesehen haben, wenn ich die Sache - in die Wege leiten soll.«
»Wie wäre es mit dieser Einbuchtung am Waldrand, wo der Graf und Mnrogar ihre Unterredung hatten?« schlug Angie vor. »Du müßtest dafür sorgen, daß die Leute in der Burg uns bei der Probe nicht sehen können. Aber die Stelle ist leicht zu erreichen. Wenn ich nicht vermeiden wollte, daß die anderen vorzeitig Wind von der Sache bekommen, hätte ich das Stück gerne auf dem Turnierplatz aufgeführt. Die Zuschauer hätten dann auf den Tribünen sitzen können. Das Dumme ist nur, daß diese Barrikade durch die Mitte des Platzes verläuft, und ich nehme nicht an, daß du die irgendwie verschwinden lassen könntest - du weißt schon, so wie du das mit den anderen Sachen immer machst?«
»Das könnte ich nicht«, sagte Jim. »Es wird sowieso schwierig sein, dafür zu sorgen, daß niemand versucht, die Stelle zu erkunden, an der Mnrogar und der Graf ihre Auseinandersetzung hatten. Carolinus hat da einen Trick, Leute von irgendwelchen Dingen fernzuhalten, aber ich kenne ihn nicht. Carolinus?«
Hoffnungsvoll blickte er die leere Luft im Raum an, aber Carolinus erschien nicht.
»Er geht mir absichtlich aus dem Weg«, sagte Jim zu Angie. »Nein, der Treffpunkt von Mnrogar und dem Grafen wird dir genügen müssen. Ich werde feststellen, ob ich nicht irgendwelche Schutzzauber errichten kann, die den Leuten ein gewisses Unbehagen einflößen, wenn sie sich der Stelle nähern. Außerdem werde ich einige Bäume herbeizaubern, in deren Schutz du dich verstecken kannst; aber das kann ich nur, weil ich mich erinnere, wie die Sache von Mnrogars Blickpunkt ausgesehen hat. Das hat Carolinus mir gezeigt. Verstehst du, Angie, alles, was ich jetzt mit meinem inneren Auge sehen kann, kann ich auch mit Magie nachschaffen. Aber wenn ich mir etwas nicht vorstellen kann, bin ich hilflos.«
»Ah«, sagte Angie.
Jim schloß halb die Augen und setzte in Gedanken ein Bild zusammen, wie dieser Platz am Rand des Waldes mit dem Tisch, an dem er, Mnrogar und der Graf gesessen hatten, ausgesehen hatte. Eine Sekunde lang war da nur seine Anstrengung, sich diesen Ort vorzustellen, aber plötzlich sah er die Lichtung klar und deutlich vor sich.
»Ich glaube, ich habe den Ort jetzt gut im Gedächtnis«, sagte er. »Natürlich kann ich den Zauber nicht von hier aus wirken, aber wenn ich hinausgehe und es richtig mache, kannst du und jeder in deiner Begleitung auf diese Lichtung gehen; alle, die Euch von der Burg nachschauen, werden dann den Eindruck haben, als würdet Ihr einfach von der Bildfläche verschwinden. Für sie wird es lediglich so aussehen, als hätte sich der Wald an dieser Stelle hinter euch geschlossen.«
»Wie ich diese Lichtung in Erinnerung habe«, meinte Angie, »müßte dort genug Platz für all unsere angeseheneren Gäste sein. Außerdem wären zwischen ihnen und dem anderen Ende der Lichtung - wo wir die Krippenszene spielen werden - immer noch gut vierzig Fuß Platz.«
Jim und Angie sprachen noch kurz über die Krippenszene. Jim wollte ein klares geistiges Bild für den Augenblick haben, in dem er aus der Burg trat und seine magische Vorstellung in Gang setzte. Zu diesem Zweck mußte er den Teil einer echten Scheune, die seinem Onkel
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