Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
morgen auf dem Schauplatz der Aufführung versammelt sind, eine Nachricht von mir zu Secoh bringen und um gekehrt.«
»Was ist ein Kobold?« brummte Lamarg.
Secoh trat einige Schritte auf die anderen Drachen zu.
»Er lebt in einem Kamin auf Malencontri, Lamarg!« sagte er. »Das ist alles, was Ihr wissen müßt.«
»Was ist ein Kamin?« schnaubte Lamarg.
»Ein Ort, in dem ein Feuer entzündet wird und brennt, solange man dies wünscht«, sagte Secoh und hob halb die Flügel. »Kob-Eins lebt über den Flammen eines Feuers. Wie würde Euch das gefallen, Lamarg?«
»Ich müßte ein Narr sein, mich in die Nähe eines Feuers zu begeben«, konterte Lamarg. »Und ich bin kein Narr, Secoh. Ihr werdet es noch einmal zu weit treiben, Sumpfdrache - nehmt Euch besser in acht!«
»Ich fordere niemanden heraus«, sagte Secoh. »Ich weise nur auf etwas hin. Euch würde es nicht gefallen, einem Feuer zu nah zu kommen, aber Kob-Eins de Malencontri macht das nichts aus. Glaubt Ihr, er wäre so klein und unwichtig, wenn er sich an einem Ort wohl fühlen kann, dem Ihr nicht einmal in die Nähe kommen möchtet? Ich wiederhole, er lebt mit den Flammen, Lamarg!«
»Ein Feuergeist!« sagte Lamarg, der jäh einen halben Schritt zurück gemacht hatte - was das Äußerste war, was ihm angesichts der hinter ihm stehenden Drachenleiber möglich war.
Jim spürte eine Bewegung hinter sich. Er sah sich um. Kob-Eins war aufgestanden und hielt sich an Jims Helm fest. Seine winzige Brust war buchstäblich stolzgeschwellt, seine Schultern gestrafft.
»Das würde Euch wohl gefallen, wenn er bloß ein Feuergeist wäre, nicht wahr, Lamarg!« sagte Secoh, der seinerseits noch einen Schritt vorgetreten war. »Da könntet Ihr von Glück sagen, wenn er nur ein Feuergeist wäre. Aber das ist er nicht. Er ist viel mehr als das. Er ist ein Kobold!«
»Ha!« rief Kob-Eins auf Jims Schulter.
»Was hat er da gequäkt?« fragten mehrere Drachenstimmen zur gleichen Zeit.
»Er sagte: >Ha!<, Lamarg!« erklärte Secoh. »Jetzt habt ihr ihn wütend gemacht.«
»Ich habe keine Angst vor ihm!« erwiderte Lamarg, während er versuchte, sich gleichzeitig weiter zurückzuziehen, was ihm jedoch unmöglich war.
»Nein, es ist schon gut«, sagte Kob-Eins so tief es ihm nur möglich war. »Ich bin nicht wütend.«
»Dann ist es ja gut«, warf Jim hastig ein. »Wir können uns bei einer solchen Angelegenheit keine Mißstimmigkeiten erlauben. Lamarg und Ihr, Kob-Eins, werdet gewiß bestens miteinander auskommen. Jetzt ist es, glaube ich, Zeit, daß Kob-Eins und ich uns wieder auf den Weg machen. Secoh, ich werde mich noch wegen der letzten Einzelheiten bei Euch melden und Euch sagen, wann Ihr morgen aufbrechen müßt. Ihr werdet doch hier sein, nicht wahr?«
»Aber gewiß, Mylord«, antwortete Secoh. »Ich werde mich bereithalten, und die Drachen von Cliffside ebenfalls.«
In der Halle brach ein Getöse von Drachenstimmen aus, die alle vermeldeten, wie bereit sie sein würden.
Jim nutzte die günstige Gelegenheit, um sich die Anrichtestube auf Malencontri vorzustellen, und im Handumdrehen standen er und Kob-Eins wieder in der Burg.
Diesmal war Gwynneth Plyseth in der Servierstube. Sie stieß einen höflichen kleinen Schrei aus und knickste vor Jim.
»Was wünschen Mylord?« fragte sie.
»Ich möchte mit Ned Dunster sprechen, wenn Ihr ihn herholen wollt«, sagte Jim.
»Sofort, Mylord«, sagte sie. »Er dachte, es gehöre sich nicht für ihn, im Saal zu warten, obwohl Tom Huntsman ihn von der Arbeit im Zwinger freigestellt hat, da Mylord ihn jeden Augenblick benötigen könnte. Ich werde ihn sofort herholen.«
Sie stürzte aus dem Zimmer.
»Kob-Eins«, sagte Jim, »komm von meiner Schulter runter und hock dich irgendwo vor mich hin, ja?«
Das geringe Gewicht des Kobolds verschwand von Jims Schulter, und eine Sekunde später ritt Kob-Eins auf einem Rauchwölkchen vom Kamin ungefähr einen Fuß von Jim entfernt auf Augenhöhe.
»Ich hatte ohnehin auf eine Gelegenheit gehofft, allein mit dir zu reden«, sagte Jim. »Ich möchte, daß du mich zur Burg des Grafen zurück begleitest und dort bleibst. Ich brauche dich dort im Schornstein des Kamins in dem äußeren Raum, den Lady Angela und ich bewohnen. Sobald jemand, der nichts dort zu suchen hat, hereinkommt, schlägst du Alarm. Wenn du dich über dem Feuer in einem Kamin befindest, kannst du dann alles hören, was in dem Zimmer vorgeht, einen schnellen Blick riskieren und dann wieder verschwinden, bevor
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