Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
sein...«
Plötzlich redeten sämtliche Drachen durcheinander.
»Was hat er gesagt?« - »Er sagte morgen.« - »Es hätte zu einem früheren Zeitpunkt sein sollen!« -»Nein, der letzte Tag ist der beste.« - »Halt den Mund, Maglar, du weißt ja gar nicht, wovon du redest!« -»Morgen... das ist ja gleich nach heute abend!«
Nach einer Weile erstarben die einzelnen Gespräche, und es herrschte wieder Ruhe in der Halle.
»Wir müssen doch nicht irgend etwas bezahlen, oder?« wollte Lamarg wissen.
Diese höchst angemessene Frage wurde von der Gemeinschaft der Drachen mit einem Brummen quittiert.
»Aber nein«, beruhigte Jim sie in dieser Hinsicht. »Ihr braucht lediglich genau das zu tun, was ich Euch sage. Ich möchte, daß Ihr ohne Gefahr dort ankommt, Euch dort aufhaltet und dann wieder zurückkehrt; aber zu diesem Zweck müßt Ihr genau das tun, was ich Euch sage. Secoh wird Euch begleiten, um Euch daran zu erinnern, falls Ihr zufällig etwas von den Dingen vergessen solltet, die Ihr tun müßt.«
Diese Erklärung forderte weitere, allgemeine Gespräche heraus. »Er ist doch nur ein Sumpfdrache!« hörte man von verschiedenen Mitgliedern der Gemeinschaft, die sich sicher in der Menge verborgen wußten. Secoh plusterte sich nach Drachenmanier auf, indem er seine Flügel halb in die Höhe streckte.
»Warum er, James?« protestierte Lamarg. »Das könnte doch einer von uns besorgen. Er ist ja nicht einmal ein Cliffsider.«
»Weil ich mehr weiß als jeder von Euch, Lamarg. Wer sonst hier verfügt auch nur über ein Zehntel meiner Erfahrung mit den Georgs?« brauste Secoh auf.
Lamarg knurrte wortlos, erhob aber keine weiteren Einwände.
»Außerdem«, warf Jim ein, um die Gemüter zu beruhigen, »war Secoh bei so vielen Gelegenheiten an meiner Seite und hat so oft mit mir zusammen gekämpft, daß er am ehesten weiß, was in einem Notfall zu tun ist. Das macht doch Sinn, oder?«
Die Drachen von Cliffside diskutierten die Frage zwei oder drei Minuten lang. Schließlich kamen sie zu dem Ergebnis, daß es tatsächlich Sinn machte.
Jim wartete geduldig. Was man auch mit den Cliffsidern unternahm, es war immer eine langwierige Sache, aber daran ließ sich nun einmal nichts ändern. In der Zwischenzeit hatte er jedoch Gelegenheit, ein Wort mit Secoh zu wechseln.
Er beugte sich vor und sprach dem Sumpfdrachen ins Ohr.
»Secoh«, sagte er mit leiser Stimme, »ich werde ihnen jetzt erklären, daß Ihr ihnen sagen werdet, wann sie sich auf den Weg zur Burg des Grafen machen sollen. Das Ganze findet nahe einer Lichtung statt, die Ihr von der Luft aus sehen werdet. An einem Ende der Lichtung werden viele Menschen stehen, am anderen Lady Angela, ich selbst und möglicherweise einige andere Gäste des Grafen sowie ein Ochse und ein Esel. Dort werden wir ein Schauspiel aufführen...«
»Ein Schauspiel?« fragte Secoh mit einem tiefen, aber verschwörerischen Flüstern.
»So nennt man es, wenn eine Geschichte aufgeführt wird«, sagte Jim. Als Secoh ihn dann immer noch zweifelnd ansah und die Stirn runzelte, fügte Jim hinzu: »Bei einer Aufführung tun Menschen das, was in einer Geschichte erzählt wird. Als würden wir den Kampf beim Verhaßten Turm noch einmal nachspielen, so daß die Leute es sehen können.«
Secohs Kopf fuhr in die Höhe, und seine Augen leuchteten auf.
»Könnten wir das tun, Mylord?« flüsterte er.
»Vielleicht«, sagte Jim unvorsichtigerweise - und fügte dann hastig hinzu: »Aber bis wir soweit sind, wird noch eine ganze Menge Zeit vergehen müssen.«
Ein Teil des Lichts, das in Secohs Augen aufgeflammt war, erstarb, aber nicht alles.
»Ja, Mylord«, sagte er. »Wo auf dieser Lichtung wollt Ihr die Cliffsider haben?«
»Das ist der Punkt«, sagte Jim. »Ich möchte, daß sie im Wald landen - seht zu, ob Ihr irgendwo in der Nähe eine kleinere Lichtung finden könnt. Dann kommt zu Fuß herbei, bis Ihr ganz in der Nähe der Lichtung seid, hinter den Leuten, die das Schauspiel aufführen. Die Drachen sollten sich aber so weit in den Bäumen versteckt halten, daß die Leute, die vom anderen Ende der Lichtung zusehen, sie nicht entdecken. Ihr könnt Euch die Dinge zunutze machen, die für das Schauspiel aufgestellt werden, um Euch mehr oder weniger dahinter zu verbergen; aber Ihr müßt auf jeden Fall sehr leise sein.«
»Warum, Mylord?« fragte Secoh.
»Damit keiner von den Zuschauern des Schauspiels Euch hört. Um genau zu sein, solltet Ihr flüstern«, sagte Jim, »und zwar vom
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