Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Zeitpunkt Eurer Ankunft an bis zu dem Zeitpunkt, da man Euch ruft. Ihr werdet meine Stimme in Eurem Kopf hören, Secoh. Ich sage Euch dann, daß Ihr mit fünf Drachen vortreten sollt, wenn die Zeit gekommen ist. Aber bis dahin sollten die Drachen flüstern, denn der Sinn des Schauspiels ist der, daß bei der Geschichte Drachen mitwirken. Andererseits werden die Zuschauer nicht erwarten, daß echte Drachen da sind, bis diese vortreten. Es wird genauso wie in der Geschichte sein, als der heilige Josef die Drachen kommen sah und Angst hatte; und der kleine Jesus ihm erklärte, daß es nichts zu furchten gäbe.«
»Ich verstehe, Mylord!« sagte Secoh. »Jetzt verstehe ich!«
»Ihr werdet Euch das alles merken, nicht wahr?« hakte Jim nach.
»Mylord! Ein Drache vergißt nie etwas!«
Das entsprach durchaus der Wahrheit - genaugenommen war es nur allzu wahr. Die Drachen vergaßen nicht nur nichts, sie redeten auch noch nach Hunderten von Jahren darüber. Die Debatte zwischen den Cliffsidern hatte sich mittlerweile ein wenig beruhigt, und sie warteten nun darauf, mehr von Jim zu erfahren.
»Secoh wird Euch erklären, was ihr morgen tun sollt«, sagte er. »Aber eine Sache wäre noch sehr wichtig. Nein, zwei Sachen. Erstens müßt Ihr Euch in den Bäumen um eine Lichtung herum versteckt halten, bis Secoh einigen von Euch das Signal gibt vorzutreten, sozusagen als Repräsentanten Eurer Gemeinschaft. Und denkt daran, keiner von Euch übrigen wird vergessen werden. Die Repräsentanten, die Secoh auswählt, werden sich in unmittelbare Nähe des kleinen Prinzen begeben dürfen; aber sein Segen wird Euch allen gelten.«
Die Cliffsider mußten auch dies bereden, aber da sie in dieser Angelegenheit offensichtlich keine Wahl hatten, verstummten sie schließlich abermals - alle außer Lamarg, der Jim immer noch mit verstockter Miene ansah.
»Was ist das für eine zweite Sache, von der Ihr uns erzählen wollt, James?« fragte er.
»Ach das«, sagte Jim. »Ich wollte nur noch erwähnen, daß Ihr, wenn Ihr dort im Wald seid, möglicherweise einige Trolle riechen werdet. Vielleicht werdet Ihr auch welche zu Gesicht bekommen...«
Das gesamte Publikum verfiel augenblicklich in ein tiefes, unwilliges Knurren, das sich beinahe bis zu einem ausgewachsenen Brüllen steigerte, bevor es neuerlichem Schweigen Platz machte.
»Wir hassen Trolle!« erklärte Lamarg, und es folgte ein Brüllen der Zustimmung.
»Das weiß ich«, sagte Jim beschwichtigend. »Aber ich glaube nicht, daß irgendwelche Trolle Euch so nahe kommen werden, daß Ihr ihnen irgendwelche Aufmerksamkeit schenken müßtet. Und wenn Ihr doch etwas gegen sie unternehmt, könntet Ihr damit den Menschen, die das Schauspiel ansehen, Eure Anwesenheit verraten. Das würde natürlich alles verderben, und Ihr würdet Euren Segen nie bekommen.«
»Es könnte den Segen verderben?« fragte eine Drachenstimme aus der Menge.
»Das könnte es«, sagte Jim.
»Dann sollten sie besser nicht allzu nah kommen«, sagte Gorbash. »Wenn sie damit alles verderben würden...«
Dies von dem Drachen, der - obwohl er diese Tatsache immer zu verbergen bemüht war - vermutlich der friedfertigste aller Cliffsider war, ließ ziemlich genaue Rückschlüsse auf die Haltung der Drachen zu, falls die Trolle auf Mnrogars Territorium auftauchen sollten. Jim zuckte innerlich zusammen. Ein Kampf zwischen den Drachen und den Trollen würde fast genauso schlimm sein wie ein Gemetzel zwischen den Drachen und den Gästen des Grafen.
Jim wünschte, er hätte diesem Aspekt der Sache früher ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aber dazu war keine Zeit gewesen.
»Ich wiederhole«, sagte Jim, »daß die Trolle für Euch kein Anlaß zur Sorge sind. Ich habe sie nur erwähnt, weil ich fürchtete, einige von Euch könnten lauter reden und die Zuschauer des Stücks darauf aufmerksam machen, daß Ihr vor dem vereinbarten Zeitpunkt auf dem Schauplatz erschienen seid, also vor dem geplanten Segen.«
Die Drachen murmelten irgend etwas, stimmten dann aber zu - alle bis auf Lamarg, der immer noch schlecht gelaunt zu sein schien. Nun warf er einen ärgerlichen Blick auf Kob-Eins.
»Und was hat dieses kleine Ding da mit unserem Erscheinen in der Burg zu tun? Das ist doch allein unsere Angelegenheit, oder? Welche Rolle spielt er dabei?« wollte Lamarg plötzlich wissen.
»Das«, erklärte Jim, »ist Kob-Eins de Malencontri. Der Kobold von Burg Malencontri und mein Sonderbotschafter; und wenn nötig, kann er, wenn wir
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