Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
gekocht werden!« wandte Angie schnell ein.
»Gekocht!« entfuhr es Brian. »Mylady, wir befinden uns mitten im Wald; es wird bald Nacht, und die Priorei von Edsley ist noch ein gutes Stück entfernt.
Wir können kaum ein Lager aufschlagen, nur um etwas Wasser zu kochen. Es gibt genug Schnee, den man im Handumdrehen schmelzen kann. Aber ihn abzukochen, das ist etwas ganz anderes ...«
»Brian hat recht, Angela«, sagte Geronde.
»Das Wasser muß gekocht werden!« beharrte Angie stur. Sie sah Jim an.
»Ja!« sprang Jim ihr bei, der sofort begriff, was sie meinte. »Es muß auf jeden Fall abgekocht werden, um - um die Simulacra der Toten davon abzuhalten, dem Kind seine Zukunft zu depravieren!«
Es gab keine Widerrede. Der Magier hatte gesprochen, und das mit so absolut unverständlichen Worten, daß niemand auch nur daran gedacht hätte, ihm zu widersprechen. Brian machte sich sofort daran, alles Notwendige zu veranlassen.
»Alfred!« sagte er, »Ihr galoppiert voraus und veranlaßt, daß einer meiner Helme mit genug Schnee für eine Tasse Wasser - nur eine Tasse, Alfred, hört Ihr -gefüllt und dieses über einem Feuer gekocht wird. Wenn wir dort ankommen, muß es bereits kochen!«
Alfred galoppierte mit donnernden Hufen durch die Bäume.
»Vier von euch anderen«, sagte Brian zu den übrigen Bewaffneten, »machen aus den Zweigen, die ihr hier finden könnt, eine Matte, auf der ihr die Leichen des toten Ritters und der Dame zu uns übrigen transportiert. Wir werden diese beiden zu einem christlichen Begräbnis in die Priorei von Edsley bringen. Alle übrigen, die sonst nichts zu tun haben, kommen mit uns zurück.«
Er bekreuzigte sich und murmelte einige wenige Worte, die offensichtlich zu einem Gebet gehörten, dann sah er noch einmal auf die Leichen im Schnee hinab. Geronde folgte seinem Beispiel, und schließlich wendeten sie ihre Pferde, um auf die Straße zurückzukehren. Jim und Angie sowie die zusätzlichen Bewaffneten folgten ihnen. Sie bewegten ihre Pferde in einem schicklichen, gemessenen Tempo, allerdings nicht zu ihrer eigenen Behaglichkeit, sondern weil Angie sich weigerte, schneller zu reiten, um das Baby nicht unnötig durchzuschütteln.
Sobald sie wieder mit dem Rest ihrer Reisegruppe vereint waren, stellten sie fest, daß das Feuer bereits entzündet war. Das Wasser kochte natürlich noch nicht. Niemand sagte etwas dazu. Die Männer indes wurden ein Stück weiter weg geschickt - und ließen sich das nur allzu gern gefallen -, während Angela, Geronde und ihre eigenen drei Dienstfrauen um das Kind herumflatterten und versuchten, ein wenig Nahrung in seinen Magen zu bekommen.
Es verging nicht unbeträchtliche Zeit.
»Verdammt«, fluchte Brian mit leiser Stimme nur an Jim gewandt. Sein Blick begegnete dem Jims.
Aber in genau diesem Augenblick verebbte das Weinen des Säuglings, und kurze Zeit später gesellten sich die Frauen mit einem Baby zu ihnen, das, wie man ihnen mitteilte, fest schlief.
Der Rest des Ritts in dem schwindenden Tageslicht zur Priorei von Edsley war ziemlich anstrengend. Angie ließ sich von Geronde endlich zu der Einsicht bringen, daß ein Baby, welches seine Eltern vor ihrem Tod offensichtlich ein beträchtliches Stück auf dem Pferd transportiert hatten, an die Bewegung eines schaukelnden Reittieres gewöhnt sein mußte. Widerstrebend gab sie nach. Sie kamen allesamt besser voran. Die Sonne befand sich noch immer oberhalb des Horizonts, als sie aus den Bäumen auf die Lichtung ritten, auf der die dunklen Steingebäude der Priorei standen. Die Priorei selbst war im Grunde eine Burg, und man gewährte ihnen unverzüglich Einlaß, sobald Brian und Jim dem Torhüter ihren Namen und ihren Rang nannten.
Jim war über die Maßen glücklich, als er endlich durch das Tor auf den Innenhof ritt, und noch glücklicher, sein Pferd schließlich einem der Männer zu überlassen und in die bereits von einem Binsenlicht erhellte Eingangshalle der Priorei zu treten. Aber in dem Gebäude war es fast genauso kalt wie draußen - nur daß die eisige Brise hier nicht bis ins Mark seiner Knochen dringen konnte, so wie sie es draußen scheinbar vermocht hatte.
Die Bewaffneten waren bereits zu den Ställen geführt worden, wo Stroh und die Kleider, die sie am Leibe trugen, ihnen genügen sollten, um sich einzugraben und Nester zu bauen, die sie davor bewahrten, in der Nacht zu erfrieren. Falls ihnen das nicht gelang, würde die Priorei diesen Umstand gewiß bedauern, aber er würde als
Weitere Kostenlose Bücher