Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Schwanz ragte hinter ihm in die Höhe, und seine gelben Augen hatten einen starren, mörderischen Ausdruck, als wäre alles Licht in ihnen erloschen.
»Das sind meine Freunde«, sagte Aragh. »Ihr werdet niemals einen Zahn in ihre Knochen bohren.«
»Ich nehme keine Befehle von Euch entgegen, Aragh«, entgegnete der Troll. »Ihr seid mir von Nutzen gewesen, als Ihr mir Nachrichten von draußen gebracht habt; und Ihr habt es gewagt, aus dem Wald in meinen Tunnel hinunterzukommen, durch den ich hinauf nach oben gehe, wenn ich mir die Nahrung suche, die ich benötige. Aber niemand ist jemals aus eigenem Antrieb hier heruntergekommen, in all den achtzehnhundert Jahren nicht, bis zum heutigen Tag. Niemand -bis heute. Aber glaubt ja nicht, daß ich Euch nicht auch verspeisen könnte und daß ich nicht auch Eure Knochen mit diesen hier hinaufschicken könnte - um Euretwillen, haltet Euch fern!«
Aragh lächelte. Aber es war nicht sein gewöhnliches Lächeln. Die Lefzen hatten sich zurückgekraust, zuerst in der Mitte und dann nach außen hin, so daß sie die funkelnden Messer seiner unbarmherzigen Zähne entblößten.
»Aragh soll sich fernhalten?« fragte er. »Alle Trolle sind Narren, und Ihr, Mnrogar, als der älteste und größte von allen seid offensichtlich auch der größte Narr. Greift nur einen von uns an, und Ihr werdet erfahren, wie es ist, wenn Aragh sich zurückhält!«
Der Troll stieß ein donnergleiches Knurren aus und machte einen Schritt auf Aragh zu. Araghs Kiefer schlössen sich mit einem klirrenden Geräusch. Seine Lefzen krausten sich noch weiter zurück, und er duckte sich halb zum Sprung. Aber in diesem Augenblick zeigte Jim mit dem Finger auf den Troll, und seine Stimme hallte von den Wänden wider.
»Still!«
Mnrogar erstarrte mitten in der Bewegung und verlor, da er seinen Schritt kaum vollendet hatte, beinahe das Gleichgewicht. Aragh entspannte sich langsam und richtete sich aus seiner geduckten Haltung wieder auf. Dann öffnete er die Kiefer abermals, diesmal jedoch zu dem vertrauteren, lautlosen Wolfslachen.
»Also, wie ist es jetzt um Eure Idee bestellt, uns zu verspeisen und unsere Knochen irgendwo hinaufzuschicken, Mnrogar?« fragte er. »Schon der Lehrling hat Euch hilflos gemacht. Was, wenn Ihr seinem Meister gegenüberstündet?«
Mnrogar antwortete nicht, aber das hatte seinen guten Grund: er konnte es nicht. Um dies zu tun, hätte er die Lippen bewegen müssen, und alle dem Willen unterworfene Beherrschung seines Körpers stand im Augenblick unter Jims magischem Befehl. Ein Magier durfte - im Gegensatz zu einem Hexenmeister - seine Kräfte nicht zum Angriff benutzen. Aber jemandem die Bewegungsfähigkeit zu rauben, galt nicht als widerrechtliche Benutzung von Magie. Mnrogar hatte sich in eine Trollstatue verwandelt - nach wie vor aus Fleisch und Blut, aber ansonsten völlig reglos. . Jim ging um ihn herum, bis er genau vor den Augen des reglosen Trolls stand.
»Weder ich noch sonst irgend jemand hier wollen mit Euch streiten, Mnrogar«, sagte Jim. »Aber Ihr müßt wissen, daß Ihr, so stark Ihr auch seid, es nicht mit einem Magier aufnehmen könnt...«
»Sprecht nur für Euch selbst, James«, sagte die rauhe Stimme Araghs, und der Wolf strich an Jims Bein vorbei, um die Nase fast bis an das Gesicht des reglosen Mnrogar zu heben.
»Seht Ihr diese Wölbung unter seinem Oberarm, James? Ich habe zu meiner Zeit mit einer ganzen Reihe von Trollen zu tun gehabt und viele von ihnen getötet. Das ist kein Muskel, sondern eine der Adern seines Körpers, durch die sein Blut fließt. Eine große Ader mit viel Blut. Sie liegt dort ganz dicht unter der Oberfläche, und ich könnte sie mühelos aufreißen. Es gibt noch andere solche Stellen an seinem Körper, von denen ich weiß. Glaubt ja nicht, Mnrogar, daß Aragh Euch nicht töten könnte. Ihr Trolle kämpft alle gleich, weil ihr daran gewöhnt seid, Euer Opfer mit den Krallen zu packen und mit Klauen und Zähnen zu zerreißen. Ihr bewegt Euch alle auf dieselbe Weise, und ein englischer Wolf weiß, wie man Euch aufschlitzt und wie man sich lange genug von Euch fernhält, bis Euer Körper sein Blut verloren hat. Was unweigerlich geschieht, wenn man eine dieser Adern aufreißt. Ich werde sterben, wenn meine Zeit kommt, weil ich ein Wolf bin. Ihr werdet noch Tausende von Jahren leben, wenn niemand Euch tötet, aber ich sage Euch nun eines - auch wenn Ihr lebt, bis Eiche, Esche und Dorn allesamt in diesem Land vergessen sind, Ihr würdet
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