Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
sehen, ob nicht ein kleinerer Troll herbeikommen und versuchen würde, sich an meinen Brosamen zu laben; und gelegentlich im Laufe der Jahre habe ich einen kleinen Troll gefangen und ihm erklärt, daß ich der König der Trolle sei. Dann habe ich ihn wieder ziehen lassen, damit er den anderen davon erzählte.«
»Ihr habt also keine Ahnung, warum diese anderen Trolle da sind?« fragte Jim.
»Ich?« fragte Mnrogar zurück. »Woher soll ich das wissen?«
»Vielleicht haben sie sich Euch zu Ehren versammelt«, bemerkte Aragh boshaft.
»Sie erweisen mir Ehre, indem sie bei meinem Anblick davonlaufen«, knurrte Mnrogar. »Ich weiß nicht, warum sie hier sind, und es gefällt mir nicht. Aber noch weniger gefällt mir dieser versteckte Troll da oben. Laßt mich mit Eurem Grafen reden, der behauptet, meine Burg und meine Ländereien gehörten ihm!«
»Wir müssen zuerst die notwendigen Vorbereitungen treffen«, sagte Jim. »Die Unterredung muß an einem neutralen Ort stattfinden.«
»Was ist das?« fragte Mnrogar mit großem Argwohn.
»Ein Platz im Wald, wo sonst niemand zugegen ist, wo Ihr Euch ungestört besprechen könnt. Nur ich, Ihr, vielleicht Aragh und noch ein anderer werden zugegen sein. Aber nur Ihr, der Graf und ich werden an einem Tisch sitzen, und ich werde Euch helfen, Euer Gespräch in Frieden zu führen. Ich werde meine Drachengestalt einnehmen - nur um dafür zu sorgen, daß der Graf nicht die Beherrschung verliert - oder Ihr, Mnrogar.«
»Ein Drache?« fauchte Mnrogar. »Seit tausend und noch mal tausend Jahren konnte kein Troll je einen Drachen leiden. Die Drachen sind alte Feinde von uns.«
»Weil sie nämlich«, meldete Aragh sich zu Wort, »im Zweikampf Euch fressen statt umgekehrt.«
»Das ist eine Lüge...« Mnrogar brach plötzlich ab. Araghs Kiefer hatten sich abermals zu einem lautlosen Lachen geöffnet. »Wir haben andere Gründe, sie zu hassen!«
»Sagen wir«, bemerkte Aragh sanft, »andere Gründe, sie zu fürchten.«
»Ein Troll fürchtet nichts!« ertönte abermals Mnrogars Brüllen.
Aragh lachte.
»Ich sagte, Ihr und Euresgleichen wäret Narren«, erklärte er Mnrogar. »Eure letzten Worte beweisen das. Wer klug ist, ist immer wachsam. Auch Wölfe fürchten nichts. Aber sie reißen sich auch nicht darum, in eine Schlacht zu ziehen, die sie nicht gewinnen können.«
»Nein«, sagte Jim nachdenklich und dachte an sein eigenes zwanzigstes Jahrhundert, »so etwas tun nur Menschen.«
Aber weder Aragh noch Mnrogar interessierten sich für die Torheiten der Menschen.
»Nun denn«, begehrte Mnrogar auf. »Wo soll ich diesen Grafen treffen? Ihr solltet Euch besser einen Platz überlegen, an dem nicht zwanzig andere hinter ihm stehen, die von Kopf bis Fuß in Metall gekleidet sind!«
»Ich habe Euch doch gerade erklärt, daß außer uns nur eine weitere Person zugegen sein wird - der Magier, der mein Meister ist und der das Gespräch lediglich für die Gemeinschaft der Magier beobachten, sich aber nicht einmischen wird. Aber Ihr versteht doch, daß es das Ziel dieser Begegnung ist, diesen versteckten Troll über uns zu entlarven? Das versteht Ihr doch, oder?«
»Ich verstehe«, murrte Mnrogar. »Sorgt dafür, daß Euer Graf es auch versteht. Aber vielleicht sollte ich nicht gehen, es sei denn, Ihr kommt als das, was Ihr seid, als Mensch.«
Jim spürte, wie ein seltsamer kleiner Funke Zorn in ihm aufflammte. Er hatte vor einiger Zeit herausgefunden, daß Drachen sehr stolz darauf waren, Drachen zu sein, und um nichts auf der Welt etwas anderes sein wollten - weder Menschen noch irgendwelche anderen Kreaturen. Jim hatte ebenfalls entdeckt, daß auch er einen gewissen Stolz entwickelt hatte, ein Drache zu sein. Es war so, als hätte sein Drachendenken sich mit seinem Menschendenken vermischt. Er wollte nichts anderes sein, als das, was er war, und er war stolz auf seine Menschlichkeit, aber gleichzeitig auch stolz darauf, ein Drache zu sein.
»Ihr werdet Euch mit mir als Drache abfinden müssen«, sagte er, »oder es wird kein Gespräch geben, und Ihr werdet den Troll oben niemals finden!«
»Na schön«, knurrte Mnrogar. »Aber es werden nur die kommen, die Ihr erwähnt habt. Im Wald - sagtet Ihr?«
»Ja«, antwortete Jim.
Mnrogar wandte den Kopf um und sah Aragh an.
»In meinem Wald? Dem Wald auf meinem Territorium? Nicht in der Nähe dieser anderen Trolle, von denen Ihr sagt, sie hätten sich jenseits meiner Grenzen versammelt?«
»Ja, ja und noch mal ja«, stieß Aragh
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