Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
hervor.
»Magier«, sagte Mnrogar und sah nun wieder Jim an. »Wann?«
»Das kann ich im Augenblick noch nicht genau sagen«, antwortete Jim vorsichtig. »Vielleicht morgen -oder übermorgen. Ich werde es Euch wissen lassen. Vielleicht übernimmt Aragh diese Aufgabe?«
Er sah Aragh an.
»Wenn ich in der Nähe bin«, antwortete Aragh. »Aber nun genug von diesen Dingen. Ich hoffe, das waren jetzt alle Fragen. Ich habe Besseres zu tun, als hier herumzustehen und mit Euch beiden zu reden. Gibt es sonst noch etwas?«
»Von mir aus nicht«, sagte Jim.
»Ich werde warten«, sagte Mnrogar.
Aragh wandte sich ab und war aus dem Lichtschein verschwunden.
»Nun«, sagte Jim zu Mnrogar. Plötzlich fühlte er sich trotz seiner Magie allein mit dem Troll auf einzigartige Weise ungeschützt. »Ich werde ebenfalls gehen, Mnrogar.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er kehrt und ging zur Treppe zurück. Hinter ihm erlosch das Licht des Trolls - und er bemerkte plötzlich, daß seine Fackel im Laufe ihrer Unterredung ausgebrannt war. Sobald er das Gewölbe unter der Burg verlassen hatte, würde seine Magie nicht mehr funktionieren, daher tastete er sich in der Dunkelheit nach oben, bis das gesegnete Licht des Stalls, das fahl in das Treppenhaus drang, ihn mit der beruhigenden Gewißheit erfüllte, daß es eine Welt oberhalb der Kellergewölbe gab.
Als nächstes mußte er versuchen, den Grafen zu einem Treffen zu bewegen. Das konnte ziemlich heikel werden. Der Graf war körperlich kein Gegner für Mnrogar - und wußte es.
21
»Warum?« fragte der Graf.
Der Graf war so stur wie zwanzig Maultiere, die alle gleichzeitig bockten. Chandos war Jim bisher keine große Hilfe gewesen. Er hatte lediglich in höchst mildem Tonfall einige von Jims Gründen bestätigt, warum der Graf sich im Wald mit Mnrogar treffen sollte.
»Weil es«, sagte Jim geduldig, »wie ich Eurer Lordschaft bereits erklärt habe, besser für Euch ist, einen großen Troll unter Eurer Burg zu haben, als eine ganze Reihe kleinerer Trolle, die Eure Wälder durchstreifen, Euer Wild fressen und möglicherweise auch Euer Vieh, wenn nicht gar einige von Euren Leibeigenen. Dieser Troll unter Eurer Burg verfügt über so viel Land zum Jagen, daß er niemals etwas anderes als wilde Tiere fängt, und trotz seiner Größe ißt er weniger, als ein halbes bis ein ganzes Dutzend kleinerer Trolle essen würden.«
»Es ist mein Land, verflucht!« rief der Graf. »Es ist meine Pflicht, es von Trollen freizuhalten - von sämtlichen Trollen. Statt mit ihm zu reden, sollte ich ihn mit einer wehrtüchtigen Schar Bewaffneter aufspüren und erschlagen.«
»Er behauptet, dies sei sein Land«, entgegnete Jim.
»Unsinn!« wütete der Graf. »Trolle können kein Land besitzen! Meine Familie lebt hier seit den Römern!«
»Seinen Worten zufolge«, sagte Jim, »lebt er seit achtzehnhundert Jahren hier. Das würde bedeuten, daß ihm dieses Land schon gehörte, bevor die Römer kamen.«
»Trolle können kein Land besitzen!« rief der Graf.
Dies war der Punkt, auf den sie wieder und wieder zu sprechen kamen. Der Graf hatte sich derart darauf versteift, daß ihn nichts von seiner Meinung abbringen konnte. Tatsache war, überlegte Jim, daß der Graf zwar einmal tapfer genug gewesen war, sich mit nur zwei Bewaffneten unter das Stallgeschoß zu wagen, um den >Riesen< zu stellen, der angeblich dort unten hauste -dafür aber jetzt die Zeit hatte, noch einmal darüber nachzudenken, sich seines Alters, seines Gewichts und der Schwäche seines Schwertarms zu entsinnen. Daher war er zu der Ansicht gelangt, daß eine Menge dafür sprach, sich mit einer kleinen Armee seiner Männer im Rücken dem Troll zu stellen. Vor allem, wenn er seine Pflicht tat.
Kurzum, die Gebote der Klugheit hatten in dem ansonsten furchtlosen Herzen des Grafen ihr häßliches Haupt erhoben.
Jim hatte darüber nachgedacht, ob er erwähnen solle, daß Carolinus mit seiner Magie unsichtbar bei dem Gespräch zugegen sein würde, um sie zu beschützen und um die Vorgänge im Auge zu behalten. Aber er wußte sehr gut, daß der Graf, sobald er erfuhr, daß noch jemand anderes zugegen sein würde, die Gelegenheit beim Schöpf packen würde, um einen oder weitere Leute zu nennen, deren Anwesenheit er wünschte -und das würde das Ende der Verhandlung bedeuten.
Zweifellos würde Mnrogar nicht bleiben, wenn irgend jemand außer den ihm Genannten zugegen war. Der Troll würde sich vielleicht mit der Anwesenheit Araghs
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