Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
dort versammelt sind und ein paar von ihnen vergeblich nach Feuer und Rauch suchen, werden sie auf einmal von Euren schwerbewaffneten Männern angegriffen. Die meisten unserer Gegner werden höchstens Messer dabeihaben, denn eben noch haben sie geschlafen und waren darauf eingestellt, einen Brand zu bekämpfen und nicht Eure Männer.«
Sir Mortimors Miene hellte sich auf.
»Wir könnten sie in Stücke hauen!« Doch dann runzelte er die Stirn. »Sie dürften keine Gelegenheit bekommen, sich zu formieren, und wir müßten genau den richtigen Moment abpassen. Wenn sie ungeordnet blieben und aus dem Zustand der Überrumpelung nicht herauskämen - dann glaube ich allerdings, daß wir sie einfach niedermachen könnten. Bis einigen von ihnen klar würde, daß sie hier nichts weiter erwartet als der Tod, und sie sich auf die Schiffe flüchten und wegsegeln würden. Bis dahin wären nur noch so wenige von ihnen am Leben, daß sie keine Gefahr mehr für uns darstellen würden. Sie sind jedoch Kämpfer. Sie könnten frühzeitig begreifen, worum es geht, sich unserem ersten Angriff entziehen und sich bewaffnen - und wie wir wissen, sind sie uns um fast das Fünffache überlegen.«
»Glaubt Ihr nicht, sie würden ungeordnet bleiben?« fragte Jim. »Zumal dann, wenn ein acht Fuß großer Dämon auf Eurer Seite kämpfen würde? Sie wissen bereits, daß sich ein Magier in dieser Burg aufhält - nämlich ich selbst.«
»Woher wißt Ihr, daß sie über Eure Anwesenheit Bescheid wissen?« fragte Sir Mortimor.
»Weil ich ein Magier bin«, antwortete Jim mit möglichst tiefer Grabesstimme.
»Oh, natürlich...« Sir Mortimor wirkte auf einmal ebenso zuvorkommend wie damals, als er Jim in der Burg willkommen geheißen hatte. »Natürlich. Verzeiht mir, ich wollte Eure Worte nicht in Zweifel ziehen, Sir James. Vermögt Ihr wirklich einen Dämon aufzubieten, der mit uns kämpfen würde?«
»Allerdings«, antwortete Jim. »Ich würde etwa eine halbe Stunde dafür brauchen. Dabei gibt es jedoch eine Schwierigkeit. Wie wäre Euren Männern dabei zumute, wenn sie einen Dämon bei sich hätten?«
Sir Mortimors Miene, die sich eben aufgehellt hatte, verlor einiges von ihrer Zuversicht.
»Nun«, meinte er und rieb sich das Kinn, »das ist eine gute Frage. Ich müßte ihnen den Dämon in der Burg vorstellen, bevor wir hinausgehen. Wärt Ihr bereit, Euch vor ihren Augen in einen Dämon zu verwandeln?«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich mich selbst in einen Dämon verwandeln würde«, entgegnete Jim. »Ich habe gesagt, ich würde einen Dämon aufbieten, der an unserer Seite kämpft.«
Vielleicht täuschte er sich im unsteten Flackern des Kaminfeuers, doch ihm schien, Sir Mortimor sei ein wenig blaß geworden.
»Einen wahren Dämon?« fragte Sir Mortimor.
»Ihr habt mich richtig verstanden«, erwiderte Jim. »Entweder Ihr stimmt meinem Plan zu, oder Ihr laßt es bleiben. Das Drum und Dran beinhaltet Dinge, die nur Magier etwas angehen.«
»Gewiß, gewiß«, meinte Sir Mortimor.
Er trank seinen Becher leer, ohne sich nachzuschenken.
»Eine halbe Stunde, sagtet Ihr?« Er erhob sich. »Dann ist es bereits hell, wenngleich die Sonne erst später aufgehen wird. Der beste Zeitpunkt, um über unsere Gegner herzufallen, welche die ganze Nacht auf den Beinen waren und nun meinen, sie hätten ein Weilchen Ruhe. Wohl wahr, auch unsere Männer waren die ganze Nacht auf; doch das werden sie vergessen, sobald sie sich ins Getümmel stürzen. Ich werde all meine Kämpfer in einer halben Stunde im Erdgeschoß versammeln, meine Herren. Wenn Sir Brian als erster hinunterkommt, um die Aufsicht zu übernehmen, werde ich hochkommen, um mich mit dem Dämon bekannt zu machen, und Euch dann hinunterbegleiten und ihn den Männern vorstellen. Wenn Ihr ihn begleitet, wird es ihnen leichter fallen, den Dämon in ihre Nähe zu dulden. Ihr werdet doch bei mir sein, wenn ich den Dämon hinunterführe, nicht wahr, Sir James?«
»Nein«, antwortete Jim.
Sir Mortimor erblaßte abermals.
»Oh«, sagte er.
»Ich werde den Dämon im Auge behalten. Wie ich das tue, danach dürft Ihr mich nicht fragen.«
»Das fiele mir im Traum nicht ein«, beteuerte Sir Mortimor eilends. »Ich hatte lediglich im Sinn, die Männer zu beschwichtigen.«
»Was das betrifft«, warf Brian ein, »so wage ich zu behaupten, daß ihr späterer Kampfesmut um so größer sein wird, je mehr sie der Anblick des Dämons erschreckt.«
»Da habt Ihr recht.« Sir Mortimor stand auf. »Ich werde Euch
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