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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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angesehen, wie Brian seinen Knappen spielerisch geknufft hatte. Obwohl Jim und Angie nun schon einige Jahre in dieser Welt lebten, paßten sie immer noch nicht hierher. Wer hierher gehörte, der mißachtete den Schmerz und erwartete dies auch von anderen.
    Er verdrängte diese Gedanken. Dafür war jetzt keine Zeit. Die Hörner anzupassen, lenkte ihn ab. Er fügte noch Kontaktlinsen hinzu, die ihm scheinbar diamantförmige Pupillen auf schwarzem Grund verliehen.
    An den Fingernägeln befestigte er Krallen. Er konnte recht gut sehen durch die Kontaktlinsen, und sein Gesichtsfeld war zu seiner Erleichterung kaum eingeschränkt. Im zwanzigsten Jahrhundert, das ihm in weiter Vergangenheit anstatt in ferner Zukunft zu liegen schien, hatte er keine Kontaktlinsen getragen. Zum Schluß kamen die Stiefel dran. Er setzte sich hin und zog behutsam den linken Stiefel an.
    Sein Fuß schlüpfte mühelos hinein und glitt anscheinend bis ans Ende vor. Davon ermutigt, zog er auch den rechten Stiefel an und stand auf, wobei er mit dem Kopf gegen die Decke stieß. Ernstlich verletzt hatte er sich nicht, doch weh tat es schon. Er schmückte sich noch mit ein paar anderen Gegenständen, die er herbeigezaubert hatte.
    Dann blickte er wiederum in den Spiegel - und zuckte zusammen. Ein garstigeres Wesen hatte er noch nicht gesehen. Er hatte geglaubt, Kelb in seinem menschenähnlichen Dschinn-Körper sei bereits nicht mehr zu übertreffen; doch wenn man Häßlichkeit als eine Spielart der Schönheit ansah, so vereinte er in sich die Schönheit von bestimmt einem Dutzend Dschinns.
    Allerdings war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für derlei Überlegungen. »Brian, würdet Ihr jetzt hereinkommen?« rief er.
    »Sehr gern, James«, antwortete Brian. Die Tür ging auf, und Brian trat ins Zimmer, blieb unvermittelt stehen und faßte sich ans Heft des Schwertes, das in der Scheide an seiner linken Hüfte steckte.
    »James?« fragte er unsicher. »Seid Ihr das, James?«
    Die andere Hand legte er auf das Heft des Dolches an seiner rechten Hüfte, so daß er nun bereit war, beide Waffen gleichzeitig zu ziehen.
    »Schon gut, ich bin's«, sagte Jim hastig. »Habe ich mich stark verändert?«
    »Bei den Heiligen!« entfuhr es Brian. »Hättet Ihr mir nicht rechtzeitig mit Eurer gewohnten Stimme geantwortet, James, hätte ich geschworen, ein Dämon habe Euch während meiner Abwesenheit gepackt und verschlungen. Seid Ihr es wirklich?«
    »Ja, ich bin's, James«, antwortete Jim. »Es tut mir leid, wenn ich Euch erschreckt habe. Andererseits freut es mich aber auch. Wenn ich schon einem alten Freund einen Schrecken einjage, dann dürfte mir das auch bei unseren Gegnern gelingen.«
    »Bei der heiligen Mutter Maria!« sagte Brian. »Sie werden umkommen vor Angst!«
    »Um so besser«, meinte Jim. »Jetzt muß ich noch Kob herbeirufen, damit er den Rauch für die Piratenschiffe sammelt. Wenn Ihr Sir Mortimor irgendwo seht, würdet Ihr ihn dann bitten, zunächst einmal anzuklopfen, damit ich vorgewarnt bin?«
    »Besser, ich klopfe an und vergewissere mich zunächst einmal, ob Ihr auch bereit seid«, sagte Brian. »Ich würde gern sehen, was für ein Gesicht er bei Eurem Anblick macht.«
    »Gut«, sagte Jim. »So wollen wir es machen.«
    Als Brian gegangen war, trat Jim an den Kamin, beugte sich vor - wegen der Stiefel mußte er sich ein ganzes Stück herunterbeugen - und rief in den Abzug hinein.
    »Kob? Würdest du bitte einen Moment herkommen? Ich möchte mit dir reden.«
    »Ja, Mylord!« zirpte eine muntere Stimme. Kob tauchte auf, starrte ihn entsetzt an und verschwand gleich wieder im Rauchabzug.
    »Kob!« rief Jim, während er sich noch weiter vorbeugte, damit seine Stimme möglichst weit trug. »Komm zurück. Achte nicht auf mein Aussehen. Ich bin's, Sir James, dein Herr. Achte nicht auf mein Gesicht. Der Schein trügt.«
    Er bekam keine Antwort. Er sprach weiter in den Kamin hinein und flehte Kob an, doch herunterzukommen. Endlich bekam er leise Antwort.
    »Ihr seid nicht Sir James«, ließ sich Kob mit bebender Stimme vernehmen. »Ihr seid ein Dschinn.«
    »Ich bin kein Dschinn«, entgegnete Jim. »Ich bin ein Dämon - ich meine, ich bin dein Lord James Eckert, den du sehr gut kennst, und tue bloß so, als sei ich ein Dämon. Ich weiß, ich sehe wie ein Dämon aus, aber ich bin's trotzdem. Komm herunter, Kob! Ich muß mit dir reden! Es wird allmählich Zeit, daß wir uns der Angreifer annehmen; und das bedeutet, daß ich dich brauche. Komm herunter und

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