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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Abendproben bekanntgegeben wurden, erfuhr sie, dass man zur Mittagszeit des nächsten Tages mit einem Sporenregen rechnete. Alle Gildenangehörigen sollten sich in der Nähe der Halle aufhalten und vor, während
und nach dem Fädeneinfall die ihnen zugewiesenen Aufgaben erfüllen. Menolly hörte mit heimlicher Schadenfreude das ängstliche Gewisper der Mädchen und gestattete sich ein herablassendes Lächeln. Wie konnte man sich vor Dingen fürchten, mit denen man seit seiner Geburt zu leben hatte?
    Sie dachte nicht daran, den Tisch zu verlassen, als die Mädchen sich erhoben; und sie sah deutlich, dass Audiva ihr zublinzelte, als sie mit den anderen zur Tür ging. Erst nachdem die Mädchenschar verschwunden war, stand auch Menolly auf. Vielleicht kam sie in die Hütte, ohne Dunca unter die Augen zu treten.
    »Ah, Menolly, einen Augenblick bitte.« Die gut gelaunte Stimme des Meisterharfners rief sie zurück, als sie den Ausgang erreichte. Robinton stand am Fuß der Treppe, im Gespräch mit Sebell, und winkte sie näher. »Sei so gut und wirf noch einen Blick auf die Eier! Ich weiß, Lessa hat gesagt, dass es ein paar Tage dauern wird, bis...« Der Meisterharfner zuckte die Achseln. »Hier entlang.« Während sie die beiden Männer ins Obergeschoss begleitete, fuhr Robinton fort: »Sebell hat mir eben erzählt, dass du ein wahrer Wissensquell bist.« Er grinste sie an. »Das hast du sicher nicht geglaubt, dass du hier in der Harfnerhalle mit Fischfang zu tun bekommen würdest, was?«
    »Nein, Meister. Aber offen gestanden, ich hatte keine Ahnung, wie sich das Leben in einer Harfnerhalle abspielt.«
    »Gut gesprochen, Menolly, gut gesprochen.« Und der Harfner lachte. »Die anderen Gilden mögen spotten, dass wir unsere Nasen in Dinge stecken, die uns nichts angehen, aber ich finde immer, dass man umso besseres Verständnis für seine Umwelt entwickelt, je mehr man weiß. Wer sich weigert, immer weiter zu lernen, ist in Gefahr, eines Tages zu stagnieren.«
    »Ja, Meister.« Menolly hoffte nur, dass Robinton nichts von der versäumten Stunde bei Meister Domick erfahren hatte. Sebell lächelte und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Nun, was hältst du von den Eiern, Menolly? Ich bin im Moment
viel unterwegs, möchte aber unbedingt das Ausschlüpfen miterleben, stimmt’s, Sebell?«
    Der Geselle nickte. »Sonst bin am Ende ich stolzer Besitzer von zwei Echsen...«
    Die beiden Männer tauschten wissende Blicke, als Menolly die Eier in den mit warmem Sand gefüllten Tongefäßen überprüfte. Sie drehte sie ein wenig, sodass nun die kältere Seite der Kaminglut zugewandt war. Robinton schürte nach und schaute das Mädchen erwartungsvoll an.
    »Die Eier sind härter, Meister, aber in den nächsten beiden Tagen schlüpfen die Kleinen bestimmt noch nicht.«
    »Könntest du morgen wieder nachsehen, Kind? Ich bin zwar nicht da, aber Sebell weiß immer, wo er mich erreichen kann.«
    Menolly versicherte dem Meisterharfner, dass sie ein wachsames Auge auf die beiden Echsen-Eier haben würde. Der Harfner nickte befriedigt und brachte sie durch sein Arbeitszimmer zur Tür.
    »So, Menolly, du bist inzwischen von Domick, Morshai und Shonagar gründlich unter die Lupe genommen worden. Es gab wenig auszusetzen.Jerint meint, deine Panflöte sei beachtlich und die Trommel müsste nach dem Trocknen einen guten Klang geben. Die Feuerechsen zeigen sich bereit, auch mit Fremden zu singen. Du hast gleich in den ersten Tagen eine Menge erreicht. Oder was sagst du, Sebell?«
    Sebell nickte und lächelte ihr in seiner stillen Art zu. Sie fragte sich, ob die beiden Männer über ihre Schwierigkeiten mit Dunca und den anderen Mädchen Bescheid wussten.
    »Und ich kann die Echsen-Eier in guter Obhut lassen. Das ist großartig. Das ist wirklich großartig.« Der Meisterharfner fuhr sich mit den Fingern durch das silbergraue Haar.
    Einen flüchtigen Moment lang lag Ruhe auf seinen sonst so bewegten Zügen und Menolly erkannte Spuren der Erschöpfung und Sorgen. Dann aber lächelte er sie so heiter an, dass sie
meinte, sich seine Müdigkeit nur eingebildet zu haben. Nun, wenigstens das Problem mit den Feuerechsen konnte sie ihm abnehmen. Sie beschloss, die Eier mehrmals am Tage zu kontrollieren - und selbst wenn sie dadurch zu spät zu Meister Shonagar kam.
    Auf dem Weg zur Pension fiel ihr wieder die Bemerkung des Meisterharfners über den Fischfang ein. Und zum ersten Mal kam Menolly zum Bewusstsein, dass sie nie tiefer über das Leben in einer

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