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Drachenschiffe vor Vinland

Drachenschiffe vor Vinland

Titel: Drachenschiffe vor Vinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dann, wenn die
Wellendrache
über eine Welle stieg, einmal durch das gesamte Schiff wanderten.

Die fremde Küste
    Die ganze Nacht über hielt der Sturm noch an. Einar und Freya klapperten mit den Zähnen. Inzwischen waren sie bis auf die Haut durchnässt und froren jämmerlich.
    Sie hatten Glück gehabt. Zwar war mehr Wasser ins Innere der
Wellendrache
gespült worden, als ihnen lieb war, aber das Schiff war nicht gekentert.
    Erst als der Morgen dämmerte, ließ der Wind nach. Sogar die Sonne blitzte hin und wieder hinter den immer noch schnell dahinjagenden Wolken hervor. Bibbernd vor Kälte und Erschöpfung schliefen die Geschwister schließlich ein.
     
    »Hurra!«
    Einar blinzelte verschlafen. Er sah Sven Bleichhaar wieder am Steuer stehen. Der Sturm hatte sich gelegt. Als noch einmal mehrere Dutzend Männer laut aufjubelten, wurde Einar mit einem Schlag hellwach. Der einäugige Orm konnte sich kaum halten vor Begeisterung.
    »Was ist denn los?«, fragte Freya und richtete sich neben Einar auf. In dem Moment kam Sigrun zu den beiden. Sie strahlte über das ganze Gesicht, brach ein Stück Stockfisch durch und gab jedem ein Teil.
    »Wir haben wieder Anschluss an die anderen Schiffe gefunden!«, sagte sie und deutete über die Reling aufs Wasser. »Seht nur!«
    Tatsächlich! Da waren zwei rot-weiß gestreifte Wikingersegel in der grauen See zu sehen. Sigrun berührte das Kreuz um ihren Hals und murmelte ein Dankgebet. Der einäugige Orm blies auf einem Horn. Und von den anderen Schiffen schallte eine Antwort zurück.
    »Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob die Männer der
Wellendrache
nicht genauso gute Segler sind wie die Männer von Thorfinn Karlsefni!«, rief Sven grinsend.
    Orm stimmte mit ein. »Ja, lasst sie uns einholen!« Sven änderte den Kurs und gleich nahm das Schiff deutlich Fahrt auf.
     

    Einar rieb sich die Hände. »Mich friert es so, Mama«, sagte er.
    »Ich weiß, Einar.«
    »Alles ist nass!«
    Sigrun sah ihn an. »Aber hier im Schiff können wir die Kleidung nicht wechseln oder ein warmes Lagerfeuer machen!«
    Einar hatte Mühe, dass seine Zähne nicht klapperten. »Ich weiß«, seufzte er. Das Meer, über das sie segelten, war so ungeheuer groß. Es würde viele Tage dauern, bis sie die Küste von Vinland erreicht hatten. Das hatte Thorfinn schon vor Beginn der Reise angekündigt. Und auf dem Weg nach Vinland gab es keine Küste, an der man hätte anlegen können, um in der Nacht ein Lager aufzuschlagen und sich am Feuer zu wärmen.
     
    Die Tage vergingen. Einar hatte schon aufgehört, sie zu zählen. Er wachte mit dem Schaukeln des Schiffes in den Wellen auf und schlief damit ein. Der Stockfisch wurde knapp und musste gut eingeteilt werden, denn im Sturm war ein Teil der Vorräte über Bord gegangen. Jetzt fehlten sie natürlich.
    Die Portionen, die jeder bekam, wurden deshalb kleiner. Und das Loch in Einars Bauch wurde immer größer.
    Zu dem Hunger kam die Kälte. Am Himmel warendie Sterne zu sehen und manchmal Polarlichter. Am Tag schien oft die Sonne, aber wenn das Wetter umschlug, fing es manchmal von einer Minute auf die nächste an zu regnen. Hin und wieder hagelte es sogar dicke Eiskörner. Sie rissen ein Loch ins Segel, das langsam größer wurde und dringend geflickt werden musste. Immerhin gelang es den drei Schiffen zusammenzubleiben.

    Dann war eines Tages am Himmel ein dunkler Punkt zu sehen, der sich rasch näherte. Alle an Bord der
Wellendrache
beobachteten den Punkt, bis plötzlich jemand rief: »Eine Möwe!«
    Die gesamte Mannschaft brach in lauten Jubel aus. Wenn Möwen oder andere Vögel am Himmelzu sehen waren, bedeutete dies, dass Land in der Nähe sein musste!
    Einen Tag später zeigte sich am Horizont eine dunkle, grünliche Linie.
    »Das muss es sein!«, murmelte Einar bewegt. »Vinland!«
    »Und wie grün es da ist!«, rief Freya. »Viel grüner als in Grönland!«

Vinland
    Die Schiffe näherten sich der Küste. Bald waren Einzelheiten zu erkennen. Grasbewachsene Berge, aus denen schroffe Felsen herausragten, herrschten vor. Gras und Felsen – das hätten wir in Grönland auch haben können, dachte Einar enttäuscht. Je weiter nach Süden sie jedoch kamen, desto häufiger waren auch Bäume zu sehen. Manchmal reichten dichte Wälder bis an die Küste heran. Einar und Freya staunten über die kräftigen Äste und das dichte Laub. Richtige Bäume sahen sie hier zum ersten Mal.
    »Thorfinn war schon einmal hier, da wird er hoffentlich auch einen Ort wissen, an dem man

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