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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Ende wartete.
    Doch plötzlich lockerte sich der Griff an ihrem Hals, ein Lichtstrahl blendete sie, und etwas Warmes legte sich auf ihre Stirn.
    Als sie verwirrt die Augen öffnete, sah sie Lidja etwas entfernt am Boden liegen. Sie selbst war frei und unversehrt. Um sie herum hatte sich eine durchsichtige, grünlich schimmernde Schutzbarriere gebildet.
    Du darfst dich nicht aufgeben.
    Sie hatte keine Ahnung, woher diese Stimme kam. Vielleicht von irgendwoher aus ihrem Innern, jedenfalls klang sie warm und beruhigend.
    Jenseits der Barriere richtete sich Lidja langsam wieder auf und spreizte die Flügel. In ihren kalten Augen las Sofia nur eins: den Willen zu töten.
    Sie kroch zurück und rutschte dabei die erste Treppenstufe hinunter. » Lidja, bitte … komm zu dir! So hör doch: Ich bin gekommen, um dich zu retten. Wir müssen hier fort. Zusammen schaffen wir es.«
    Du weißt, sie kann dich nicht hören.
    Wieder schnellte eine Schlangenzunge vor, während ein grelles Licht aufblitzte. Sofia warf sich zur Seite, verlor das Gleichgewicht und stürzte, sich überschlagend, die Treppe hinunter.
    Jeder Knochen tat ihr weh, als sie sich unten sofort wieder mühsam aufrichtete.
    Du musst sie unschädlich machen und zum Hüter bringen.
    Schon hörte sie das Schlagen der mächtigen Metallflügel, die die Luft durchschnitten, und dachte wehmütig an die herrlichen, durchscheinenden Flügel, die Lidja zuvor getragen hatte. Sofias Augen wurden feucht, und sie weinte um ihre Freundin, als plötzlich eine Klinge an ihr vorbeizischte. Lidja kreiste durch den Saal und griff von oben an.
    Nur knapp verfehlten die Klingen ihr Ziel, eine streifte Sofia sogar an der Wange, doch bei jedem Hieb verstärkte sich die Barriere an der entsprechenden Stelle. Unfähig, etwas zu tun, kreuzte Sofia nur die Arme über dem Kopf. Sie wollte Lidja nicht wehtun.
    » Hör auf! Hör doch auf!«
    Wenn du sie retten willst, musst du kämpfen.
    » Ich kann nicht. Sie hat immer an mich geglaubt, sie hat mir die Hand gereicht an dem Abend. Sie ist meine einzige Freundin! Nein, ich will nicht gegen sie kämpfen!«, schrie Sofia in den leeren Saal, und ihre Worte wurden fast übertönt vom Krachen der Klingen, die dicht neben ihrem Kopf in die Wand einschlugen.
    Einen kurzen Moment war es still und Sofia sprang sofort auf. Lidja starrte sie aus ihren roten Augen an, hielt nur kurz inne und griff gleich wieder an.
    » Hör auf, ich bin’s doch, Sofia. Erinnere dich doch, wie wir zusammen geflogen sind, an diesem verfluchten Abend!« Ihr schmerzte schon die Kehle, so laut schrie sie: » Oder wie wir zusammen vor der Knospe saßen und du mir gesagt hast, dass du an mich glaubst? Und du weißt doch noch, wie wir zusammen aufs Dach geklettert sind. Erinnere dich, Lidja, erinnere dich!«
    Entschlossen und mit voller Wucht kam der nächste Stoß. Die grüne Barriere schützte sie zwar, doch der Boden unter Sofias Füßen bröckelte und barst. Schon spürte sie die Leere unter sich. Einen Moment lang war ihr, als fliege sie, dann kam das ernüchternde Gefühl, furchtbar schwer zu sein, zu schwer, um von der Luft getragen zu werden. Die Schwerkraft zog sie hinab, schreiend fiel sie, bis sie mit dem Kopf auf etwas fürchterlich Hartem aufschlug und alles um sie herum schwarz wurde.
    Sofia.
    Sofia …
    Sofia!
    Es war alles finster. So als treibe sie im Nichts. Oder in Petroleum.
    Wach auf! Du bist nicht allein.
    Sofia tastete nach ihrem Körper, fand ihn jedoch nicht, und sie fragte sich, ob sie überhaupt noch lebte. Aber war der Tod nicht unvermeidlich gewesen?
    Es gibt noch Hoffnung. Glaub daran!
    Das Schwarz ging in Farben über und langsam wurden in der Ferne zwei Flämmchen sichtbar.
    Sie brannten in einem herrlichen Blau, einer Farbe, die das Herz wärmte.
    Sehr gut. So ist es richtig.
    Sofia hatte keine Ahnung, was da überhaupt vor sich ging.
    Kannst du dir das wirklich nicht vorstellen? Mittlerweile müsstest du mich doch kennen.
    » Thuban. « Ganz unvermittelt kam ihr dieser Name in den Sinn. Und so absurd es auch war, spürte sie, dass die Flämmchen lachten. Doch wie konnte Licht lachen?
    Ich lache, weil ich mich freue. Denn endlich reden wir miteinander. Außerdem weißt du doch: Hier ist alles anders, als du es draußen gewohnt bist.
    » Wo draußen? «
    Außerhalb deines Kopfes und deiner Seele. Dort wo du jetzt liegst, auf dem Mosaikfußboden einer antiken römischen Villa, während dein Feind über dir kreist und nach der besten Stelle sucht, um

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