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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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beugte und ihn mit einer seiner widerlichen Schlangenzungen, mit der er Lidja verletzt hatte, an sich riss. Die andere Zunge hatte Sofias Knöchel gepackt, und als er sie jetzt losließ, sah sie, dass der Stahl blutbesudelt war.
    » Lidja, nein!«
    Sie versuchte, die Gefährtin irgendwo zu entdecken, doch der Unterjochte versperrte ihr die Sicht. Jetzt blieb nur eins: Sie musste Thubans Kräfte wachrufen. Doch war ihr Geist völlig leer. Sie erinnerte sich an überhaupt nichts. Totale Verzweiflung überkam sie, während sie vergebens die Hand in Richtung des Feindes ausstreckte. Das Mal auf ihrer Stirn rührte sich nicht. Doch ohne genau zu wissen, was sie da tat, sprang sie plötzlich auf und warf sich lauthals brüllend mit aller Kraft auf den geflügelten Jungen. Schon spürte sie den kalten Stahl an den Fingern und wie ihr die scharfen Kanten der Rüstung die Haut aufrissen, doch sie ließ sich nicht beirren. Sie streckte die Hand aus, um nach dem Anhänger zu greifen, und ihre Finger berührten bereits das Kettchen.
    » Gleich hab ich’s. Gleich hab ich’s. «
    Da spreizten sich die Flügel des Unterjochten. Sofia entglitt die Beute, sie fiel zurück und stürzte. Keuchend lag das Mädchen auf dem Rücken. Ein stechender Schmerz durchzog ihre Schulter, und als sie aufblickte, sah sie vor sich nur das blutige Rot der Monsteraugen. Hinter dem Blick aber erkannte sie Nidhoggr. Mit einem triumphierenden Grinsen schaute er auf sie herab, und sie wusste, was sie vor sich hatte: den Inbegriff des Bösen. Dann löste sich alles in einem verschwommenen kalten Nichts auf und Stille umfing sie.

16
    Genesung

    Nida drehte den Anhänger zwischen den Fingern hin und her, während der Junge keuchend vor ihr kniete.
    » Die Implantate haben seinen Körper sehr geschwächt. Lange wird er es nicht mehr machen«, bemerkte Ratatoskr gleichmütig.
    Nida ging nicht darauf ein. Auch für sie war es selbstverständlich, dass menschliche Wesen solche Eingriffe schlecht vertrugen und rasch verfielen, weil die Kräfte zu stark waren, mit denen sie dadurch in Berührung kamen. Aber das war unwichtig. Dass der Junge nicht mehr lange leben würde, wusste sie, seit sie ihn am Tiberufer angesprochen hatte. Und sollte er sterben, bevor er seine Mission erfüllt hatte, würde man sich eben einen anderen greifen.
    » Vielleicht solltest du ihm mal ein wenig Ruhe gönnen. Sonst überlebt er seinen nächsten Kampf nicht mehr.«
    Endlich sah Nida von dem Anhänger auf, schnaubte verächtlich und warf Ratatoskr einen gehässigen Blick zu. » Das schaffst du nicht, meinen Erfolg zu schmälern. Ich habe gewonnen, Ratatoskr, und zwar auf ganzer Linie, und unser Herr und Meister weiß es.«
    Ihr Komplize fletschte die Zähne. » Das ist unser Sieg, nicht deiner allein. Zusammen haben wir den Plan geschmiedet, der zum Erfolg geführt hat.«
    Nida ließ den Anhänger am Kettchen hin und her schwingen, sodass er im Mondlicht rhythmisch glitzerte. » Warten wir doch ab, was unser Herr dazu sagt …«
    Missmutig setzte Ratatoskr sich. Es war tatsächlich Nida gewesen, die dem Unterjochten befohlen hatte, der Schläferin nur zu folgen und sie zu berauben, wenn sie fündig geworden war. Sie hatte begriffen, dass es aussichtsreicher war, geduldig zu sein und darauf zu warten, dass ihr Opfer aus der Deckung hervorkam, anstatt ihm vergeblich nachzustellen. Offensichtlich hatte sich das Mädchen an einem Ort versteckt, zu dem ihnen der Zugang verwehrt war. So mussten sie die Situation zu ihren Gunsten wenden und erst dann zuschlagen, wenn der Erfolg sicher war. Daher hatte Nida ihrem Knecht aufgetragen, dort Stellung zu beziehen, wo der letzte Kampf stattgefunden hatte. Früher oder später, so war ihr klar gewesen, würde die Schläferin dort auftauchen, sodass der geflügelte Knecht sich an ihre Fersen heften und die Sache den gewünschten Verlauf nehmen konnte. Er, Ratatoskr, hatte bei diesem Plan überhaupt keine Rolle gespielt.
    » Weißt du überhaupt, was das ist?«, fragte er jetzt, wobei er mit einer Kopfbewegung auf den Anhänger deutete.
    Nidas Hand hielt in der Schaukelbewegung inne und der Anhänger schwang aus.
    » Etwas sehr Kostbares.«
    » Und das wäre?«
    Die Antwort war Schweigen.
    Ratatoskr grinste. » Du weißt es also nicht …«
    » Ich habe in den Erinnerungen des Knechts gelesen. Der Anhänger hat stark gestrahlt, das heißt, er hat mit der Frucht zu tun. Außerdem wissen wir jetzt, dass zwei Schläferinnen erwacht sind. Mit anderen

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