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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Moment lang, bevor sich der Schmerz wieder meldete.
    » Was ist geschehen?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    Der Professor seufzte. » Dieser Unterjochte hat dich verwundet, so hat es mir zumindest Lidja erzählt. Du weißt ja, ich war nicht dabei.« Er fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht. Offenbar war er total erschöpft.
    Nach und nach kehrten Sofias Erinnerungen zurück. An den Jungen, an Lidja, die sich ihm entgegengestellt hatte, und schließlich an ihre eigene verzweifelte Flucht. » Was ist mit Lidja?«, flüsterte Sofia.
    » Sie wurde auch verwundet. Eine Fleischwunde am Bein und verschiedene Prellungen und Verstauchungen. Aber es geht ihr immer noch besser als dir. Sie hat dich gerettet. Offenbar war der Unterjochte nur an dem Anhänger interessiert, denn als er euch beide niedergeschlagen und ihn an sich gerissen hatte, ist er sofort auf und davon. Du warst bewusstlos, und Lidja hat dich zu der Stelle geschleppt, wo ihr die Helme zurückgelassen hattet. Dort hat sie mir sofort Bescheid gegeben, sodass ich euch in Sicherheit bringen konnte. Sie ist unten und lernt.«
    Der blutbesudelte Schlangenkopf, dachte Sofia. Sie wandte den Blick vom Professor ab und strich gedankenverloren über das Baumwollbetttuch und das weiche rote Federbett darüber. Je genauer sie sich an die Vorgänge erinnerte, desto stärker überkam sie das schmerzliche Gefühl, eine Niederlage erlitten zu haben. Sie hatte auf ganzer Linie versagt. Deutlich hatte sie den Monsterjungen vor Augen, mit dem Anhänger in der Hand, bevor er sie niederschlug.
    » Tut mir leid wegen des Anhängers. Ich hab’s vermasselt.«
    » Ach Unsinn«, widersprach der Professor. » Lidja hat mir erzählt, wie mutig du dich auf den Unterjochten gestürzt hast, wie du mit Zähnen und Klauen versucht hast, den Anhänger zu verteidigen.«
    » Aber es ist mir nicht gelungen, Thuban wachzurufen. Nicht einen Zauber habe ich hinbekommen. Ich habe Lidja ziemlich lange nur blöd angeglotzt, während sie für zwei kämpfen musste.«
    Tränen waren ihr in die Augen getreten und liefen ihr über die Wangen. Sie war verzweifelt. Es war nur ihre Schuld, dass Lidja verwundet worden war und sie den Anhänger verloren hatten.
    Ihr Vormund blickte sie mit glänzenden Augen an. » Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Es war mein Fehler. Du hast getan, was in deiner Macht stand. Hast Mut bewiesen, hast dich in dieses Abenteuer gestürzt, obwohl du für eine Aufgabe dieser Art eigentlich noch nicht bereit warst.«
    » Im Gegensatz zu Lidja. «
    Sofia sah sie wieder vor sich, wie sie wie eine Löwin kämpfte. Eine unglaubliche Szene, die sie immer noch nicht richtig glauben konnte. Dass jemand Felsbrocken durch die Luft fliegen ließ, hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt nur in Comicheften gesehen.
    Sie lehnte sich gegen das Kopfende ihres Bettes zurück und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen.
    » Das war nur eine Schlacht. Noch dazu die erste. Der Krieg ist noch lange nicht verloren«, erklärte der Professor im Brustton der Überzeugung.
    Sofia blickte ihn aus den Augenwinkeln an. Heute konnte seine freundliche Gelassenheit ihre Laune nicht heben.
    Die Klinge des Unterjochten hatte sich in ihre Schulter gebohrt. Es war ein Wunder, dass der Knochen nicht getroffen war. Allerdings, so hatte ihr der Professor erklärt, enthielten Rüstung und Waffen von Unterjochten ein Gift, das auf Drakonianer wirkte. Deshalb fühlte sie sich so erschlagen.
    » Was ist das eigentlich für ein Anhänger? Wozu ist der?«, fragte Sofia.
    Sie war immer noch nicht aufgestanden, hatte sich aber im Bett aufgesetzt, weil es ihr etwas besser ging. Der Professor saß auf einem Stuhl neben ihr und Lidja auf der Matratze am Fußende des Bettes mit den Krücken in Reichweite. Sie wollten die Lage erörtern. Sofia hatte darauf gedrängt, so früh wie möglich neue Pläne zu schmieden, wobei sie schwor, dass sie sich gesund genug fühle, um die Anstrengung einer langen und wahrscheinlich auch niederschmetternden Beratung zu bewältigen.
    Der Professor nahm das Buch zur Hand, das er mitgebracht hatte, und schlug eine Seite mit einer Zeichnung auf: In schillernden Farben und mit erstaunlich vielen Einzelheiten war der Anhänger dargestellt. Sofia erkannte ihn sofort. Schließlich hatte sich die Szene, wie der Junge ihn sich mit einer Schlangenzunge schnappte, unauslöschlich in ihrem Gedächtnis eingebrannt.
    » Das ist der sogenannte Leuchtende Stern, ein Artefakt, das vor rund dreitausend

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