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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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nach der Nase des Untiers zu treten. »Mir ist kalt, ich bin müde, ich will jetzt nicht mehr!«
    Der Drache zwinkerte wieder. Plötzlich schob sich ein blankes Schwert zwischen das Drachenauge und Janica.
    »Du elendes Vieh wirst die Prinzessin nicht bekommen!« Nadif hieb auf den Drachenkopf ein. Obwohl das Schwert an den Schuppen abglitt, als hätte der Krieger auf Stein eingeschlagen, zuckte der Drache zurück. Wahrscheinlich war er verblüfft ob der Frechheit dieses kleinen Menschenwurmes. Brüllend hob Nadif erneut sein Schwert und stürmte auf den Lindwurm zu.
    »Nadif, nicht!«, flüsterte Janica. Es tat ihr leid um den tapferen Mann, der nicht die geringste Chance gegen diesen Gegner hatte. Jede der schmutziggelben Krallen an den Füßen des Ungeheuers war weitaus größer als Nadif. Sein Schwert konnte gegen den Drachen genausoviel ausrichten wie ein Zahnstocher gegen einen wilden Eber.
    »Nadif, hör auf!«, rief sie schließlich. »Gerun braucht dich jetzt!«
    Aber der Kommandant hörte sie gar nicht. Wie ein Berserker hieb er jetzt auf die Vorderpranke des mächtigen Tieres ein. Gemächlich wandte der Drache ihm den Kopf zu. Janica hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich die Bestie köstlich amüsierte. Dann pustete der Drache eine Flamme aus einem Nasenloch, eine wirklich kleine Flamme, die aber völlig ausreichte, um Nadif vor Schmerz aufschreien zu lassen. Das Schwert fiel ihm aus der Hand, mit beiden Händen bedeckte er sein versengtes Gesicht. Instinktiv ließ er sich zu Boden fallen und wälzte sich hin und her. Das erstickte zumindest die Feuernester auf seinem Waffenrock. Der Helm rollte rußschwarz davon.
    Der Drache beachtete das Menschlein, dass sich am Boden krümmte, nicht mehr und wandte sich Janica zu. Sie schloss die Augen. Jetzt war es also so weit. 
    So konnte sie nicht sehen, wie der Drache die Lefzen hob und sehr vorsichtig mit einem seiner vorstehenden Eckzähne das Seil zwischen Janicas Händen durchtrennte. Die lange gespaltene Zunge schoss aus dem Maul hervor und betastete den Körper der jungen Frau. Es fühlte sich an, als würden scharfkantige Steine über Janicas Haut reiben. Sie kniff noch immer die Lider fest zu, nur um dem Tod nicht in das böse Auge sehen zu müssen. Und endlich erlöste sie die Schwärze einer Ohnmacht. Wie der Drache seine Zunge um ihren Leib wickelte gleich einem wärmenden Schal und sie behutsam in sein Maul bettete, das spürte sie längst nicht mehr.
     
    Nadif lag zusammengekrümmt auf dem steinigen Boden und sah, wie die Bestie den zarten Körper der Prinzessin in seinen Schlund verschwinden ließ. Seine zerschundenen Finger kratzten verzweifelt über den Boden, er versuchte, sein Schwert zu erreichen. Aber seine Glieder gehorchten ihm nicht. Blutrote Schmerzwellen engten sein Gesichtsfeld ein. Der Schatten des auffliegenden Drachen mischte sich mit der Dunkelheit der Nacht. 

6.Kapitel: Janica muss schon wieder baden
     
    Janica kam gerade noch rechtzeitig zu Bewusstsein, um zu begreifen, dass der Drache sie nicht hinunterschluckte, sondern wieder ausspuckte. Die lange Zunge rollte aus dem Maul wie ein Teppichläufer, der ausgeschüttelt werden sollte und gab Janica frei. Sie klatschte unsanft auf Fels und schrie vor Schmerz auf. Einen Wimpernschlag lang lag sie benommen da, unfähig, sich zu rühren. Dann dämmerte ihr, dass sie am Leben war.
    Sie streckte vorsichtig Arme und Beine. Offensichtlich waren ihre Glieder an Ort und Stelle und nicht ernsthaft verletzt. Der Drache schien keine Notiz mehr von ihr zu nehmen. Das Untier hatte seinen Kopf auf die Vorderpranken gelegt, bewegte sich nicht und wirkte irgendwie schläfrig. Janica hob den Kopf und musterte ihre Umgebung. Es gab nicht viel zu sehen. Das hier war offensichtlich die Drachenhöhle, ringsum war nichts als blanker Fels, der sich in tiefem Dunkel verlor. Der Lindwurm selbst ruhte vor dem Höhleneingang, Janica erkannte einen Streif Himmel, an dem das letzte Tageslicht verglomm und erste Sterne aufflammten.
    Janica kroch wie ein Reptil über den Boden. Sie wusste nicht, warum sie das tat. Vermutlich würde es einfacher sein, liegenzubleiben, und darauf zu warten, dass der Drache Hunger bekam. Aber das Fünkchen Leben in ihr lohte auf und wehrte sich gegen die Aussicht, anstelle des Abendessens wohlmöglich das Frühstück dieses Monsters zu werden. Ihre Knie und Ellenbogen schmerzten, weil sie aufgeschürft waren und bluteten. Trotzdem schob sie sich weiter über den rauen Stein, bis

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