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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Ehrwürdige Ratgeber kennt die alten Bücher sicher besser als Ihr, Prinz Anadid! Auch ich wusste nichts von diesem Codex, denn so lange ich lebe, ist noch nichts derartiges vorgefallen! Sagt mir lieber, welcher unserer Waffenträger am besten ausgebildet ist, damit der Mann gegen diesen Barbaren antreten kann!«
    Anadids Gesicht verzog sich von kaum unterdrückter Wut. »Es gibt niemanden, der sich im Schwertkampf mit mir messen kann, mein Herr Vater! Ich selbst werde gegen diesen Wilden antreten!«
    Werid setzte zu einer Entgegnung an, hielt dann aber mit einer resignierenden Geste seine Worte zurück. Er wandte sich dem Reiter wieder zu, der geduldig dem Getuschel auf dem Podest zugesehen hatte.
    »Es bleibt mir nichts anderes übrig, als dem Gottesurteil zuzustimmen, Fremder! Mein Sohn Anadid selbst wird das Schwert gegen dich führen, und nach dem Kampf werden wir deinen toten Leib vor die Füße der Zauberfrau werfen und ihn mit ihr verbrennen! Wie ist dein Name, damit wir deine Schmach in den Annalen von Wasserland vermerken können?«
    »Ich bin Kana-Tu, Sohn des Kaj-Tu, geboren unter dem Zeichen des dritten Mondes!«
    Es war, als würde die gespannt lauschenden Menschen ringsum in einem einzigen erschreckten Laut aufstöhnen. Selbst Inared zuckte zusammen.
    »Der dritte Mond! Die Legenden besagen, dass sich bei seinem Erscheinen die Tore der Anderswelt öffnen und alle Dämonen ausfliegen, um die Menschen zu quälen!«, raunte er dem Sultan zu. Werid wischte die kitzelnden Barthaare des Alten von seiner Wange.
    »Der Kerl erzählt Unfug! Es ist mehrere Generationen her, seit der dritte Mond zum letzten Mal am Himmel stand! Will dieser Kana-Tu etwa behaupten, er sei mehr als zweihundert Jahre alt? Lächerlich! Anadid, bereite dieser Scharade ein Ende!«
    »Mit Vergnügen, mein Herr Vater!« Der Prinz erhob sich, klopfte bestätigend auf den Griff seines Schwertes und sprang geschmeidig von der Tribüne herab.
    »Scher’ dich weg!«, sagte er zu dem Priester, der ihm im Wege stand. »Oder soll ich die Schärfe meines Säbels an dir testen?«
    Der feiste Mann trollte sich hastig und verschwand hinter der Tribüne. Anadid baute sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem Reiter auf.
    »Willst du dort oben auf deinem Gaul hocken bleiben, du Feigling? Komm’ herab und kämpfe!«
    Kana-Tus Augen blitzten amüsiert auf. Er schwang sich von dem Hengst herab und gab dem Pferd einen Klaps auf die Kruppe. Betulich trabte das Tier beiseite und begann zu grasen, ohne sich von der Kulisse der Zuschauer beeindrucken zu lassen. 
    Anadid zögerte nicht und zog seine Klinge blank. Sonnenstrahlen reflektierten auf dem spiegelblanken Metall. Der geschwungene Säbel war ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Wieder und wieder war der Stahlrohling gefältelt und gehämmert worden, das Ergebnis war eine widerstandsfähige und doch elastische Waffe, mit deren Schneide man eine Daune in der Luft zerteilen konnte. Den Knauf des Heftes zierte ein funkelnder Smaragd von beachtlicher Größe. Verächtlich musterte der Prinz das Schwert Kana-Tus. Die Waffe musste uralt sein, oder aber der Fremde hatte dieses Schwert auf einem Müllhaufen gefunden. Die Klinge glänzte nicht, sondern war trübe und fleckig wie ein altes Küchenmesser. Um das grob geschmiedete Heft hatte Anadids Herausforderer gar einige Lederstreifen gewickelt, damit der Griff ihm besser in der Hand lag. Lächerlich!
    Jetzt sah der Fremde auch noch nach oben, zu dem Scheiterhaufen hin.
    »Ma Che! Geht es dir gut?«, rief er hinauf.
    »Wenn mir dieser Vogel nicht ständig seinen Schnabel ins Ohr stecken würde, ginge es mir noch besser!«, kam prompt Janicas Antwort.
    Es sah aus, als würde diese kleine Ablenkung Kana-Tu das Leben kosten. Anadid ließ mit einer fließenden Bewegung aus der Schulter heraus seinen Säbel nach vorn schnellen. Doch Kana-Tus Reaktion kam unglaublich schnell. Verblüfft sah der Prinz den Körper seines Gegners herumwirbeln und seinerseits zum Schlag ausholen. Im letzten Moment konnte Anadid seinen Säbel hochreißen und den Hieb abfangen. Er spürte das Vibrieren der Klinge schmerzhaft in seinem Handgelenk. Der Fremde hatte mit einer Wucht zugeschlagen, die Anadid bewusst machte, dass er den Gegner völlig unterschätzt hatte. Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich, eisblaue Kälte traf auf goldgelbes Lohen.
    »Gebt die Frau frei, und wir lassen diesen Unfug hier!«, sagte Kana-Tu so leise, dass nur der Prinz ihn hören konnte. Er

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