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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Kana-Tu die Frau sicher vor sich auf dem Pferderücken wusste, presste er seine Hacken in die Flanken des Hengstes, der unwillig aufschnaubte, aber zugleich antrabte und rasch in einen rasanten Galopp verfiel. Die Menschen, die nun anstatt einer Hinrichtung einen spektakulären Kampf zu sehen bekommen hatten, stoben vor den Pferdehufen auseinander und gaben den Weg in das Ödland frei. Janica gelang es nicht einmal, noch einen Blick auf Waja zu werfen. Zu gern hätte sie der Frau für ihre Rettung gedankt. Aber die Richtstatt blieb rasch hinter ihnen zurück. Sie lehnte sicher an Kana-Tus nackter Brust, fast glaubte sie, seinen Herzschlag spüren zu können. Eine Feder aus seinem Haar kitzelte in ihrem Nacken. Alles war gut.

46.Kapitel: Eine Belohnung wird fällig
     
    »Was ist mit Janica?«, flüsterte Inna und barg ihr Gesicht an Wajas Hals. Sie hatte die Haremsdamen ringsum laut aufkreischen hören, als Kana-Tu dem Prinzen die Hand abschlug, eine der Frauen fiel sogar ohnmächtig von ihrem Sessel.
    »Janica geht es gut, Inna! Ihr geschieht jetzt, wovon eine jede Frau träumt: Der gutaussehende Recke schließt sie in die Arme und reitet mit ihr auf einem weißen Pferd davon in sein Schloss! Ich weiß zwar nicht, ob dieser Kana-Tu einen Palast sein Eigen nennt oder nur eine Hütte, aber ich glaube, das ist Janica völlig egal.«
    »Warum schreien die Frauen dann so?«
    »Prinz Anadid hat im Schwertkampf eine Hand verloren. Der Fremde hat sie ihm abgeschlagen. Jetzt kümmert sich der Medikus um den Prinzen. Ich hoffe für Anadid, dass er besser zusammenflicken statt abschneiden kann!«
    »Hohe Frau, glaubt Ihr, der Medikus kann dem Prinzen die Hand wieder annähen?« Interessiert hob Inna den Kopf wieder an. Waja lächelte traurig.
    »Nein, dann müsste er schon zaubern können. Er wird vollauf damit zu tun haben, die Blutung zu stoppen und den Wundbrand fernzuhalten. Nicht auszudenken, wenn Anadid auch noch sterben würde!« Waja sah sich zu La’ad und Nadana um.
    »Obwohl … wahrscheinlich wäre es für Wasserland besser, wenn Anadid nie die Möglichkeit bekäme, sich auf den Thron zu setzen! Habe ich mich getäuscht, oder trägt die neue Statue zwischen den Springbrunnen im Park tatsächlich die Züge unserer Dienerin Naria?«
    Nadana senkte bedrückt den Kopf.
    »Naria ist seit zwei Tagen verschwunden, Hohe Frau!«
    Waja legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Wir hätten nichts für sie tun können, Nadana! Ich hatte befürchtet, dass Anadid sie aus dem Weg schafft. Benutzt und weggeworfen …« Sie seufzte leise auf.
    »Wir sollten hier verschwinden. Ich denke, meinem Bruder ist nicht mehr nach Belustigungen für das Volk zumute, er wird den Platz räumen lassen, und dann bricht hier ein Tumult los.« Waja zog Inna von ihrem Schoß und nahm das Mädchen fest an die Hand. »Lasst uns von der Tribüne steigen, ganz langsam und bedächtig! Es soll aussehen, als würden wir ganz zufällig davonschlendern, nicht dass die dummen Gänse aus dem Harem von Werid und Anadid auf die Idee kommen, uns folgen zu müssen! Die rennen uns in ihrer Panik glatt über den Haufen!«
    Waja und ihr kleines Gefolge hatten Glück. Niemand beachtete sie, noch starrten alle wie gebannt hinunter auf den Platz, auf dem der Medikus jetzt den verletzten Prinzen von seinen Helfern auf eine Trage heben ließ.
    La’ad hatte seine allgegenwärtige Lanze nicht dabei, weil Waffen auf der Richtstatt nicht erlaubt waren, und musste deshalb von Nadana untergehakt und gestützt werden. Nichtsdestotrotz krächzte er unverständliche Laute und fuchtelte mit dem freien Arm, um seiner Herrin Platz in der Menschenmenge zu verschaffen. Waja lächelte gerührt. Ihr kleiner armseliger Hofstaat war ihr ans Herz gewachsen wie eine Familie. Endlich erreichten sie den Platz, auf dem die Kutschen und Wagen der Adligen und der betuchten Kaufleute abgestellt worden waren. In endloser Reihe dösten Pferde in ihren Geschirren vor sich hin. Die Kutscher oder Pferdeburschen taten es den Tieren gleich, hockten dämmernd auf den Böcken oder lümmelten im Inneren der Karossen.
    Da Waja zur Familie des Sultans gehörte, hatte ihre Kalesche recht nahe der Tribüne stehen dürfen. Der Kutscher fuhr erschrocken auf, als Nadana ihn an seinem Umhang zupfte, unter dem er es sich auf den mit weichem Salzrind-Leder bespannten Sitzen gemütlich gemacht hatte.
    »Ist denn die Zauberin schon tot?«, fragte er schlaftrunken und räumte den Platz, um auf seinen Kutschbock zu

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