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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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nahm sich vor, sich hier hinten einzurichten.
    Durch das kleine Tor ging sie nach links herum, hielt sich an der Wand entlang und stieß nach etwa zwanzig Metern auf einen Knochenhaufen. Er war von jeder erdenklichen Tierart und doppelt so hoch, wie Rosa groß war. Sie stutzte, schüttelte alle aufkommenden Gedanken ab und ging schnell an ihm vorbei.
    Dahinter folgte eine große Ausbuchtung und der Blick auf den Schatz war frei. Rosa blieb stehen und konnte nicht fassen, was sie sah. Funkelnd, glitzernd in riesigen Haufen, in unvorstellbarem Glanz sah sie Goldmünzen, Juwelen, Pokale, Schwerter, Schilde, Perlenketten, Amulette, Gold- und Silberschmuck in erlesenster Goldschmiedekunst gefertigt und von nie gesehener Schönheit vor sich aufgeschichtet. Dieser Schatz ließ sich mit keinem Reichtum der Welt aufwiegen. Tumaros war reich. Niemand war reicher als er. Wem hatte der Schatz gehört? Welche Königin hatte diese Juwelen getragen? Wie kam er in diese Höhle? Rosa schüttelte den Kopf. Nein, nicht fragen, sicher gab es eine gute Erklärung.
    Wie lange sie dort stand mit offenem Mund und haltlosem Staunen, wusste sie nicht mehr. Irgendwann riss sie sich los und ging zurück in die Halle. In der Mitte blieb sie stehen und blickte nach oben. Wie hoch die Halle genau war, ließ sich nicht ausmachen. Die Felswände waren bizarr geformt in einer ungezähmten Schönheit. Kein Steinmetz hatte sich je hier zu schaffen gemacht. Sie war so wild und lebendig wie von Anbeginn der Zeit. Die perfekte Höhle für einen Drachen. Rosa fühlte sich verloren.
    Sie ging zurück zu Tumaros, der sich noch immer nicht rührte. Er schien wirklich mit einem Auge zu schlafen. Sie wollte ein wenig die Gegend draußen erkunden. Die Sonne schien direkt in die Höhle hinein und lockte sie geradezu hinaus. Sie hatte Tumaros den Rücken gekehrt, erreichte gerade den Ausgang, als sie ein pfeifendes Geräusch hinter sich hörte und ehe sie sich versah, donnerte Tumaros Schwanz direkt vor ihr auf den Boden, sie nur um Haaresbreite verfehlend, und warf sie nieder. Sie schlug hart mit dem Kopf auf und blieb benommen mit klopfendem Herzen am Boden liegen, wusste nicht, wie ihr geschah, wagte nicht aufzublicken. Tumaros schnaubte und Rosa schaute direkt in seine gefährlich funkelnden Augen.
    »Du gehst nirgends hin ohne mich«, sagte er mit leiser, knurrender Stimme.
    »Ich ... ich wollte ... ich wollte ... natürlich nicht.« Sie sprang auf und lief auf ihn zu. Er wollte ihr doch nicht wehtun. Er hatte nur Angst, dass sie ging. Zärtlich strich sie ihm über den Panzer. »Nein, natürlich nicht mein Liebster. Ich gehe niemals von dir weg. Ich wollte mich nur etwas umsehen. Stört dich das?«
    Tumaros war besänftigt. »Nein, gehe nur. Aber bleib in der Nähe. Sonst hole ich dich!«
    »Ich brauche ein paar Sachen, um mich einzurichten. Moos, für ein weiches Bett und Pilze zum Frühstück. Was frühstückst du?«
    »Ich frühstücke nicht.« Tumaros stand auf und ging zum Höhleneingang. Dort legte er sich nieder. »Geh nur und such dir, was du brauchst. Ich passe von hier auf dich auf.«
    Rosa ging mit Tumaros Blick im Nacken aus der Höhle hinaus und entschied, sich beschützt zu fühlen. Aber als sie sich nach den ersten Moospflanzen bückte, sah sie, dass ihre Hände zitterten. Sie fasste sich an den Kopf und spürte eine Beule. Es tat weh.
Ich muss ihm halt sagen, wenn ich weggehe,
dachte sie.
Es war mein Fehler.
Sie drehte sich zu ihm um. Tumaros lag regungslos im Höhleneingang, das linke Auge offen. Rosa war es unheimlich.
Ich muss ihn nur kennenlernen, dann wird es schon gehen.
    Erst jetzt nahm sie ihre Umgebung wahr. Es gab keinen Weg, der vom einsamen Berg wegführte. Überall war es bewachsen, aber weil sie schon recht hoch waren, etwa auf halber Höhe des ganzen Berges, war es nicht so dunkel wie im Tal. Der Boden hier oben war felsiger und die Pflanzenwelt karger. Rechts neben dem Höhleneingang war ein kleiner Felsvorsprung, auf dem man gut sitzen konnte. Dort sprudelte eine Quelle aus dem Berg heraus, sammelte sich in einem kleinen Becken und floss als Rinnsal Richtung Tal.
    Rosa ging dort hin, setzte sich und trank mit einem kräftigen Zug von dem Wasser. Es schmeckte köstlich. Wenigstens dafür war gesorgt. Von hier aus konnte man nicht in die Höhle hinein blicken und ebenso nicht von drinnen gesehen werden. Sie folgte mit ihren Augen dem Bachverlauf und sah weiter unten ein paar Weiden stehen. Rosa war großartig im Korbflechten.

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