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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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dich in aller Frühe zu mir. Ist etwas passiert?«
    »Ich brauche deine Hilfe, Emilia. Darf ich reinkommen?« Jakob blickte ernst.
    Emilia machte eine einladende Handbewegung. »Selbstverständlich, wenn ich dir helfen kann, immer. Möchtest du Kaffee?«
    »Danke, nein.«
    Sie ließen sich an Emilias Küchentisch nieder. Emilias Herz schlug höher. Der Mann ihrer Träume saß ihr gegenüber, aber es schien kein erfreulicher Anlass zu sein.
    »Ich habe Boris und Lena gebeten, Rosa zu sich zu nehmen. Sie müssten heute oder morgen kommen.«
    »Dann glaubst du wirklich, dass der Drache es auf Rosa abgesehen hat?«
    »Ja, ich bin mir sicher. Seit sie ihn gesehen hat, verändert sie sich. Sie ist nicht mehr dieselbe, sie hält Bodo hin und oft schläft sie schlecht, sie ist viel stiller als früher.«
    »Glaubst du, sie ist verzaubert?«
    »Ich weiß nicht, ob dieses Scheusal durch Überflüge verzaubern kann. Aber wenn, dann ist es geschehen. Eschagunde hätte Rosa schützen können. Sie ist nicht gekommen. Weiß der Teufel, was sie aufgehalten hat.«
    »Du hast noch immer nichts von Eschagunde gehört? Ich verstehe das auch nicht. Ist Rosa einverstanden, zu ihren Eltern zu gehen?«
    »Das ist es ja, weswegen ich deine Hilfe brauche. Ich habe es gründlich vermasselt. Wir hatten Krach deswegen.«
    Emilia nahm seine Hand. »Reden ist nicht deine Stärke, einsamer Bär.«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Kannst du bitte mit ihr reden? Ihr versteht euch gut, auf dich wird sie hören.«
    »Das tue ich gern. Soll ich gleich mitkommen?«
    »Das wäre das Beste.«
    »Dann lass uns nicht länger warten.«
    Sie standen auf und Emilia holte ihren Mantel. Jakob reichte ihr seinen Arm. Auch wenn sie sich nicht oft sahen, waren sie sehr vertraut miteinander. Schweigend gingen sie den Weg zu Jakobs Hütte. Die Gartenpforte stand offen, Jakob runzelte die Stirn. Sie betraten die Hütte. In der Küche war niemand. Rosas Schlafstube war auch leer.
    »Lass uns eine Weile hinsetzten, Jakob. Sie kommt sicher gleich zurück.«
    »Ich habe ein komisches Gefühl. Ich hätte nicht mit ihr streiten dürfen.« Jakob sank auf die Küchenbank nieder und stützte den Kopf auf die Hände.
    Emilia berührte seinen Arm. »Du bist in Sorge und das mit Recht. Was wissen wir schon über den Drachen. Alles scheint möglich zu sein. Ich koche uns einen Kaffee, dann warten wir, bis sie wiederkommt. Sicher will sie nur etwas allein sein.«
    »Ich habe Angst.«
    Sie blickten sich an. Jakob nahm ihre Hände in seine. Tausend Worte waren in seinem Kopf, wenn er diese schöne, intelligente und sanftmütige Bärin sah, genau richtig für ihn. Keines kam über seine Lippen.
    Abrupt stand er auf. Die Sonne ging auf Mittag zu. Rosa kam nicht.
    »Ich werde sie suchen gehen. Kannst du hier auf sie warten?«
    »Sicher kann ich das. Aber soll ich nicht mitgehen?«
    »Nein. Ich möchte nicht, dass du in den Wald gehst.«
    »Denkst du, dass Rosa im Wald ist? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Seit dieser verfluchte Drache in ihrem Kopf herumspukt, ist alles möglich.«
    Jakob verließ ohne ein weiteres Wort die Hütte. Emilia schaute ihm hinterher und seufzte. In Jakobs Vorräten schaute sie nach, ob sich etwas für ein Mittagessen eignete. Er war gar nicht schlecht bestückt. Natürlich nicht, es war ja eine Frau im Haus, eine tüchtige Frau.
    Jakob stapfte auf den Wald zu. Entschlossen ging er hinein, nicht beachtend, was rechts und links geschah, aber immer suchend nach Spuren von Rosa. Nach etwa einem Kilometer blieb er stehen. Keine Spur von Rosa. Er ging weiter. Der Weg verengte sich und schließlich kam er an Eschagundes Versammlungsplatz. Er kannte ihn. Er war eine Oase im dunklen Wald. In der Mitte sah er ein leichtes Flimmern, schaute eine Weile konzentriert darauf, aber nein, da war nichts, der Platz war leer.
    Er zuckte die Schultern. Weiter konnte sie nicht gegangen sein, also marschierte er mit forschen Schritten wieder zurück. Dann suchte er den Waldrand ab, erst in die eine Richtung, dann in die andere. Schließlich ging er ins Dorf, aber er fragte niemand. Keiner brauchte zu wissen, dass sie weg war. Am Nachmittag kehrte er zurück zur Hütte.
    »Jakob, ich dachte schon, du bist verloren gegangen«, begrüßte ihn Emilia. »Hast du Rosa nicht gefunden?«
    »Keine Spur. Sie ist vom Erdboden verschluckt. Verdammt! Sind Lena und Boris angekommen?«
    »Nein, bisher nicht. Ich denke, sie kommen morgen. Es ist schon spät. Komm, lass uns etwas essen.«
    Emilia

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