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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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draußen sein und die Freiheit genießen.
    Sie rannten durch den von Mauern umsäumten Garten, tanzten und sprangen und schrien und tobten voller Energie. Denise wanderte zwischen den Schaukeln und Rutschen umher und achtete darauf, dass sich keines der Kinder zu sehr verausgabte oder ein anderes zu etwas Gefährlichem anstiftete. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass sich alle so gut benahmen, wie man das von Fünfjährigen erwarten konnte, legte sie die Arme auf die brusthohe Mauer, atmete tief durch und blickte hinaus auf die kleine Stadt.
    Memu Bay lag zum größten Teil in einer halbrunden Bucht aus Schwemmland am Ende eines Gebirgszugs, ein perfekter natürlicher Schutzhafen. Die vornehmeren Häuser befanden sich an den sanft geschwungenen Hängen – römische Villen und spanisch-kalifornische Haziendas mit weitläufigen Gartenterrassen. Hier und da glitzerte ein türkisfarbener Swimmingpool zwischen Reihen aus hohen Pappeln und kunstvollen Rosenspalieren, die weite Sonnenterrassen umgaben. Der größte Teil des Stadtgebiets erstreckte sich jedoch unten an der Basis der Berge. Wie alle von Menschen errichteten Städte hatte auch Memu Bay breite, von Bäumen gesäumte Boulevards, die sich quer durch das Zentrum zogen und in den Vorstädten in ein Netz kleinerer Straßen verzweigten. Apartmentblocks und kommerzielle Gebäude waren ausnahmslos weiß gestrichen, blendend und grell in der nachmittäglichen Sonne. Die dunklen Rauchglasfenster wirkten wie schwarze Risse in der Raumzeit. Auf den Balkonen wucherten Topfpflanzen. Auf den Flachdächern drehten sich segelartige Solarpaneele träge in den Wind und warfen lange Schatten über die silbernen gerippten Kühlbleche der Klimaanlagen darunter. Mehrere Parks durchbrachen die schmerzhafte Grellheit der Stadt, üppig grüne Oasen inmitten eines Ozeans aus Weiß mit Teichen und Springbrunnen, die in der Sonne glitzerten.
    Denise fand die Farbe der terrestrischen Vegetation stets ein wenig sonderbar, paradox unnatürlich. Wenn sie landeinwärts blickte, erkannte sie vor den großen Bergketten in der Ferne die Grenze, gerade eben sichtbar. Irdisches Gras hatte sich bis zum Rand der mit Gammastrahlung sterilisierten Zone ausgebreitet. Dahinter erstreckte sich die einheimische Vegetation Thallsprings, so weit das Auge reichte. Sie besaß eine vertrautere Farbe, ein Blau-Grün, mit dickeren Blättern und glänzenden Stängeln.
    Denise war im Hinterland von Thallspring aufgewachsen, in Arnoon Province, wo die menschliche Kolonisation keine sichtbaren Auswirkungen auf die einheimische Flora hatte. Siedler flüchteten vor den Einschränkungen der städtischen Gegenden in neue, unerforschte Gebiete, wie es an jeder menschlichen Grenze der Fall ist. Sie lebten inmitten der fremdartigen Schönheit, wo die Vegetation für den Unvorsichtigen gefährlich werden konnte. Die Flora Thallsprings brachte nicht die Sorte Proteine hervor, die Menschen oder Tiere von der Erde verdauen konnten. Allerdings wuchs in den Hochlandwäldern von Arnoon Willow-Web, und die Siedler ernteten sie. Richtig versponnen ergab sie eine seidenartige Wolle, die von den Stadtbewohnern geschätzt wurde. Es war keine besonders profitable Arbeit, doch sie gestattete den Siedlern, ihre Unabhängigkeit und die lockere Gemeinschaft zu erhalten. Sie waren ein stilles Völkchen, deren erwähltes Leben Denise eine glückliche Kindheit und eine ausgezeichnete Ausbildung ermöglicht hatte, wie es nur eine raumfahrende Spezies kann, während sie zugleich fest verwurzelt bleibt in ihrer adoptierten Welt.
    Es war ein sicheres, behütetes Leben gewesen – bis zu jenem Tag, an dem die Eroberer landeten.
    Lautes Kinderlachen riss sie aus ihren Gedanken.
    Hinter ihr drängten sich mehrere Jungen und Mädchen und schoben Melanie nach vorne. Immer war es Melanie, die Mutigste von ihnen allen, die einzige, die keine Ermunterung brauchte. Eine natürliche Anführerin, ein bisschen wie ihr Vater, der Bürgermeister, dachte Denise. Das kleine Mädchen zupfte an ihrem Rock und lachte fröhlich. »Bitte, Miss!«, bettelte die Kleine. »Eine Geschichte! Erzähl uns eine Geschichte!«
    Denise legte die Hand an den Hals und tat überrascht. »Eine Geschichte?«
    »Ja, ja!«, erschallte es im Kreis.
    » Bitte, bitte! «, bettelte Melanie mit hoher Stimme. »Also schön«, lenkte Denise ein und tätschelte Melanies Kopf, während die anderen in lauten Jubel ausbrachen. Zuerst hatte Mrs. Potchansky Zweifel gehabt, ob sie Denise für die

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