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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gegeben.«
    Edmond wandte sich zu seinen Altersgenossen um und machte »Puh!«, während er sich die Stirn wischte. Die Kinder lächelten wieder, zufrieden, dass ihr Ring-Imperium unbefleckt geblieben war.
     
     
    Bei der dritten Haltestelle in der Corgan Street sprang Denise von der Tram, mehrere hundert Meter hinter dem Skin-Platoon. Sie wusste, dass sie dort waren, ohne ihre Systeme in den Datapool einzulinken. Der Klang der aufgeregten Stimmen ringsum verriet ihr genug.
    KillBoy hat den Laster gesteuert !
    Volltreffer! Volltreffer!
    Skins im Leichensack!
    Volltreffer!
    Sie lächelte hinter ihrer Sonnenbrille. An KillBoy war sie nicht beteiligt; irgendein namenloser Poet im Pool hatte ihn erfunden, am Tag nach dem Heckenschützenattentat. Doch KillBoy wurde rasch zu einem der besten Verbündeten ihrer Sache.
    Es waren meist Jugendliche, die ihre Sprechgesänge sangen. Ehrbare, verantwortungsbewusste Erwachsene, die normalerweise nach der Polizei gerufen hätten, sobald zwei Teenager auf der Straße Bier tranken, nickten schweigend Ermunterung, während sie an ihnen vorbeigingen.
    Das war der Grund, warum sie hier war: Sie wollte die Stimmung des durchschnittlichen Bürgers von Memu Bay abschätzen. Das ließ sich nicht aus Editorials oder Berichten aus dem Datapool bestimmen. Doch nach diesen Reaktionen zu urteilen hatten ihre lieben Mitbürger einen gewissen Hang zur Boshaftigkeit, den sie nicht unbedingt bei den Nachkommen aufrechter Liberaler vermutet hätte. Leute zu verspotten, deren Freund und Kamerad soeben einen grauenvollen Unfall erlitten hatte, das war ein Tabu, von dem Denise nicht unbedingt erwartet hätte, dass sie es brechen würden. Sie fühlte sich fast ein wenig unbehaglich.
    Sie erreichte das Platoon und hielt sich im Hintergrund der Menge, die ihm unablässig folgte. Ihre manipulierten neuralen Zellen fingen die verschlüsselte Kommunikation der Skins ab und lieferten ihr vollständige Intimität in Ton und Bild. Die Söldner ignorierten die Spottgesänge und Obszönitäten größtenteils. Das Platoon überquerte eine weite betonierte Fläche vor einem großen Apartmentblock, auf der die Kinder aus der Gegend normalerweise spielten. Vielleicht ein Dutzend hagerer Jungen, kaum älter als fünfzehn Jahre, traten einen Fußball durch die Gegend. Ihr Spiel kam unruhig zum Erliegen, als sie die sich nähernden Skins anstarrten.
    Der größte Teil der Menge zog sich bereits wieder zurück zu den Läden und Bars und Restaurants an der Straße, wahrscheinlich eingeschüchtert von der weiten offenen Fläche. Denise lungerte vor einem Laden herum und sah dem abrückenden Platoon hinterher. Es wäre zu auffällig gewesen, den Söldnern zu folgen, außerdem hatte sie längst in Erfahrung gebracht, weswegen sie hergekommen war.
    Unvermittelt segelte der Fußball durch die Luft. Fast hätte er einen der Skins getroffen – niemand Geringeren als den Sergeant selbst –, doch er wich geschickt im letzten Augenblick zur Seite. Denise blinzelte, als sein Fuß hochkam und den Ball mitten im Flug stoppte. Mit den Zehenspitzen nahm er ihn herum, und ließ ihn senkrecht in die Höhe springen. Er ließ ihn zweimal auf dem Knie aufspringen, dann trat er ihn zu einem anderen Skin. Sie passten sich den Ball gegenseitig zu.
    Die Jungen, deren Spiel unterbrochen war, standen schnaubend und mit verächtlich in die Hüften gestemmten Händen abseits, um zu zeigen, was für harte und unbeeindruckte Burschen sie waren.
    »Gebt uns den Ball zurück!«, rief einer. Er war der größte von allen, ein schlaksiger Bursche mit einem wirren Schopf lockiger schwarzer Haare.
    »Sicher«, antwortete der Sergeant.
    Der Junge machte einen überraschten halben Schritt zurück, als er die kaum verstärkte freundliche Stimme hörte. Dann marschierte der Skin auf ihn zu und dribbelte dabei mit dem Ball. Er tänzelte provozierend vor dem Jungen her, der den Fehler beging, den Ball anzugreifen. Der Sergeant umspielte ihn geschickt und dribbelte weiter zum Nächsten. Ein weiterer Versuch, ein weiterer Fehlschlag. Der Sergeant wurde schneller, und plötzlich waren alle Jungen hinter ihm her, um ihm den Ball abzujagen. Er umspielte weitere drei Gegner, dann trat er den Ball über ihre Köpfe hinweg. Er segelte in einem perfekten Bogen und landete vor den Füßen eines anderen Skins. Dieser trat ihn entschieden gegen die Wand zwischen den beiden verblassenden weißen Linien, welche das Tor markierten.
    Der Sergeant hielt die Arme hoch.

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