Drachentempel 01 - Sternenträume
kommt.«
»Er wird nicht wieder auftauchen, Sir. Sie haben ihn umgebracht.« Es gab noch andere Dinge, die Lawrence erwähnen wollte. Beispielsweise, dass die Mörder genau gewusst hatten, wo sie das Glas mit dem Blut abstellen mussten, damit die Patrouille es fand. Niemand außerhalb von Zantiu-Braun kannte die Patrouillenstrecke, die das Platoon nehmen würde, nicht einmal die einheimische Polizei. Sie wurde im Operationszentrum ausgearbeitet, zehn Stunden, bevor sie nach draußen gingen. Selbst er erfuhr es erst eine Stunde vorher. Nach seinem Dafürhalten war E-Alpha völlig kompromittiert, und doch konnte er sich trotz aller offensichtlicher Zugänglichkeit des Commanders vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er das hervorsprudelte. Im Augenblick wäre es eine Konspiration zu viel.
»Sie haben wahrscheinlich Recht«, sagte Ebrey Zhang. »Und ich habe persönlich erfahren, wie es ist, ein Platoonmitglied zu verlieren. Mehr als einmal sogar. Also weiß ich sehr wohl, wie Sie sich fühlen.
Trotzdem kann ich das Risiko nicht eingehen. Es tut mir Leid, Newton, es tut mir wirklich Leid, aber meine Hände sind gebunden.«
»Jawohl, Sir. Trotzdem danke sehr, Sir, dass Sie mich empfangen haben.«
»Hören Sie, Ihr Platoon hatte zwei Ausfälle bis jetzt. Das macht den Rest ziemlich nervös, habe ich Recht?«
»Sie sind nicht besonders glücklich, Sir, nein.«
»Ich werde mit Bryant reden. Er soll Ihnen ein wenig zusätzliche Freizeit zuweisen.«
»Sir. Herzlichen Dank, Sir.«
»Und Sie können Ihren Männern von mir sagen, noch ein Zwischenfall wie dieser, und ich werde nicht länger zögern, die Halsbänder zu benutzen. Von heute an sind sie auf der Straße sicher.«
Wenn er die Ironie über den von ihm gewählten Zeitpunkt bemerkte, dann zeigte Josep Raichura es jedenfalls nicht. Ein Uhr morgens, und der Raumhafen von Durrell war beleuchtet von Hunderten elektrischer Lichter. Es sah aus, als sei ein kleines Stück der Galaxis zu Boden gesunken. Weiß-rosafarbenes Licht fiel aus Bürofenstern. Grellweißes Licht, mit einem leichten Stich ins Violette, überflutete das gigantische Arboretum im Zentrum des Terminalgebäudes. Lebendiges Natrium-Orange warf breite Flecken entlang der Straßenabschnitte, die das gesamte Feld durchzogen. Blaue Sterne aus Halogenlicht brannten aus den Scheinwerfern der wenigen Fahrzeuge, die auf diesen Straßen unterwegs waren. Blendende sonnenhelle Kegel waren eingebettet in die hohen Monotaniumbögen über den Parkbuchten wie die Pfeiler fehlender Brücken und erleuchteten große Flächen Asphalt, wo die deltaförmigen Raumflugzeuge schweigend warteten.
Eine Stickerei von Mustern, die sich an manchen Stellen überlagerten und andere in tiefer Dunkelheit zurückließen, und keine von ihnen enthüllte irgendwelche Aktivitäten. Das universale Anzeichen für menschliche Anlagen, die durch die Nachtschicht dösten. Sie war Heim allein für die wesentlichen Wartungsmannschaften, die in den großen Hangars versteckt waren und die Myriaden Maschinen für den Morgen und seine Woge von Aktivitäten vorbereiteten. Zwischen den inerten Gebäuden und in noch geringerer Zahl bewegten sich die Skins: diejenigen, die den schlechtesten Dienst gezogen hatten. Mürrisch in ihren privaten, unverwundbaren Kokons, verdrossen wegen der Langeweile, die das Abschreiten des leeren Perimeters mit sich brachte, und der Langeweile, immer wieder nach den Technikern sehen zu müssen, die über ihre diagnostischen Instrumente gebeugt waren, der Frustration über das Wissen, dass sie nach dem Ende ihrer Schicht zu müde sein würden, um den Tag zu genießen – als könnte das irgendeiner von ihnen in der feindseligen Hauptstadt. Trotzdem blieben sie dabei, denn sie wussten, dass es der einzige Ort war, der unter allen Umständen sicher bleiben musste, wenn sie jemals diesen Planeten verlassen und nach Hause zurückkehren wollten.
Der Raumhafen war um diese Zeit immer eine kleine Enklave trauriger Leute, die ihre Sollstunden mit einer Effizienz weit unter Par ableisteten. Eine Zeit, zu der der menschliche Kreislauf auf seinem absoluten Tiefpunkt war; die klassische Zeit für ruchlose Überfälle und Ausflüge. Eine Zeit der Verwundbarkeit, die jeder Wachkommandant seit vor dem Fall von Troja als solche kannte. Und trotzdem waren sie immer noch nicht imstande, unter den Männern, die sie führten, ein Gefühl für die Dringlichkeit erhöhter Alarmbereitschaft hervorzurufen.
Und so hielt es Josep,
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