Drachentempel 01 - Sternenträume
Vorschläge.«
Die Bevölkerung von Memu Bay gab dem Platoon mehr Raum, als es sich entlang seiner Patrouillenroute bewegte. Odel Cureton hatte inzwischen genügend Patrouillen mitgemacht, um den Unterschied zu bemerken. Vor dem heutigen Tag hatten die Einheimischen sie mehr oder weniger ignoriert. Die Jugendlichen hatten geschrien und gespuckt, die Erwachsenen hatten sie nicht beachtet, und auf dicht bevölkerten Bürgersteigen ging niemand je aus dem Weg. Ganz normales Verhalten. Er hatte es während jeder einzelnen Gewinnrealisierungsmission erlebt – mit Ausnahme von Santa Chico. Heute war es, als hätte er rings um seine Skin ein unsichtbares Kraftfeld, geformt wie ein Schneepflug, das die Leute aus dem Weg räumte, sobald er sich näherte. Eines hatte sich nicht geändert: Die verächtlichen, hasserfüllten Blicke – wenn überhaupt irgendetwas, waren sie noch intensiver geworden.
Es war einen Tag nach der TB-Warnung, und ihr Status als Dämonen war unwiderruflich. Nicht nur, dass sie hier waren, um Memu Bays hart verdienten Reichtum zu stehlen, ihre bloße Gegenwart brachte jeden in Gefahr. Dämonen mit Killeratem; jedes Ausatmen entließ einen neuen Schwarm tödlicher Bakterien in die feuchte, salzige Luft.
Odel bog in die Gorse Street ein. Hal ging auf der anderen Seite und hielt sich auf gleicher Höhe. Heute war keine Polizei bei ihnen. Die zugewiesenen Constables waren einfach nicht aufgetaucht. Es kümmerte Odel nicht, er wusste, dass er sich hier draußen in den Straßen auf Hal verlassen konnte. Trotz aller verbalen Prügel, die er einstecken musste, war der Junge im Grunde genommen ein guter Squaddie. Während Odel ihn beobachtete, sah er, wie der Junge den Kopf leicht nach ein paar Mädchen verdrehte, die an ihm vorbeigingen. Er grinste in sich hinein und stellte sich vor, welche Sensorbilder sich der Kleine von seinem Skinsuit zeigen ließ. Nicht, dass er viele Erweiterungen benötigt hätte – die Mädchen trugen kaum Stoff am Leib.
Es war wahrscheinlich der heißeste Tag seit ihrer Landung. Nicht eine Wolke in Sicht. Jede weiße Wand schien die volle Kraft der Sonne zu reflektieren. Mehrere Sektionen seines Displaygitters zeigten, wie sehr die Hitze ihre Skinsuits beeinträchtigte. Das Geflecht aus Thermofasern unter dem Panzer arbeitete auf hoher Kapazität und strahlte die Wärme ab, die sowohl sein Körper als auch die Muskeln des Skinsuits erzeugten. Sein Atemgrill filterte die Hitze aus der Luft, bevor er sie einatmete. Selbst der Panzer hatte einen hellen Farbton angenommen und reflektierte einen Teil der Sonnenstrahlen.
Rein taktisch brachte ihn das in eine beschissene Situation. Eine leuchtende Boje für ungefähr jeden existierenden Sensor. Odel hatte die Erinnerung an Nic noch nicht verdrängt.
Sie erreichten das Ende der Gorse Street. »Sektor acht in Ordnung«, berichtete er. Die Routine hatte in den letzten Tagen einiges an Trost zu bieten. Keiner der Squaddies murrte, weil der Sergeant darauf bestand, die Vorschriften einzuhalten. Wenn irgendjemand sie durch diese Sache hindurch und auf der anderen Seite wieder herausbringen konnte, dann war das Lawrence Newton. Nach den letzten paar Missionen wusste Odel, dass sein Vertrauen nicht an der falschen Person verschwendet war.
»Verstanden. Weiter nach Plan«, sagte Lawrence.
»Verstanden, Sergeant.«
Odel und Hal überquerten die Straße und bogen in die Muxloe Street ein. Eine weitere Reihe kleiner Ladengeschäfte unter hohen, nüchternen Apartmentblocks; die meisten behaupteten, General Stores zu sein und waren bis unter die schmutzigen Decken vollgestopft mit Plunder. Doch die Straße war breit, und es herrschte einigermaßen Verkehr. Der Sergeant hatte im Verlauf der letzten Tage unauffällig Nebenstraßen und schmale Gassen vom Patrouillenplan gestrichen. Belebte Straßen und viele Menschen machten Hinterhalte und Fallen schwierig.
Fußgänger wichen mit scharfen, giftigen Blicken zur Seite. Eine Frau zerrte ihre beiden kleinen Kinder zu sich und legte schützend den Arm um sie; ihre hohen Stimmen zwitscherten Fragen, als er vorbeiging.
Odel verspürte das starke Bedürfnis, stehen zu bleiben und laut gegen dieses Verhalten zu protestieren. Logisch und vernünftig zu argumentieren, zu erklären und zu beweisen, dass er kein übler Mensch war. Der Sergeant hatte es vor ein paar Tagen mit diesen Kindern beim Fußballspiel vorgemacht, doch Odel wusste, dass er so etwas nicht konnte. Er fand einfach nicht die
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