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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ölbilder waren in Wirklichkeit Flachbildschirme, und der Schreibtischkalender war ein getarntes Eingabefeld. An den Wänden reihten sich Regale voll mit ledergebundenen Büchern. Lawrence hätte zu gerne einen der Klassiker aufgeschlagen – aber definitiv keinen Dichter – und darin gelesen – doch es waren keine Bücher zum Lesen, sondern zum Ansehen und zur Geldanlage.
    »Schließ die Tür«, befahl sein Vater.
    Seufzend tat Lawrence, wie ihm geheißen.
    Sein Vater saß hinter dem Tisch aus Walnussholz und spielte mit einem silbernen Briefbeschwerer. Seine Freunde nannten ihn Doug – und in Templeton rissen sich eine ganze Menge Leute um diese Einstufung. Er war Mitte vierzig, doch die ausgeprägten genetischen Veränderungen machten es schwierig, das zu erkennen. Er war schlank und geschmeidig, und sein Grinsen ließ ihn aussehen wie fünfundzwanzig. Konkurrenten im Vorstand von McArthur hatten ihn wegen seines Grinsens für oberflächlich gehalten – ein Fehler, den sie sicherlich kein zweites Mal begingen.
    »Also schön«, sagte er. »Ich werde dich nicht anbrüllen, Lawrence. In deinem Alter wäre das reine Zeitverschwendung. Du würdest einen Schmollmund ziehen und die Strafpredigt über dich ergehen lassen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du kommst in die Pubertät.«
    Lawrence errötete wütend. Das hatte er nicht erwartet – und genau deswegen redete sein Vater wahrscheinlich auf diese Weise mit ihm.
    »Möchtest du mir nicht erzählen, was heute passiert ist?«
    »Ich habe Dummheiten gemacht«, sagte Lawrence und achtete darauf, dass er reichlich zerknirscht klang. »Es waren doch nur Würmer. Ich wusste nicht, dass sie sterben, wenn ich sie anfasse. Das wollte ich nicht.«
    »Nur Würmer, soso.« Doug Newton hörte auf, mit dem Briefbeschwerer zu spielen, und starrte zur Decke hinauf, als sei er in tiefe Gedanken versunken. »Die gleichen Plattwürmer, wenn ich mich nicht irre, die von entscheidender Bedeutung für das Entstehen der planetaren Ökologie sind?«
    »Ja, aber sie klonen jeden Tag Millionen von ihnen allein in dieser Anlage.«
    Der Briefbeschwerer wanderte wieder zwischen der rechten und linken Hand hin und her. »Das ist nicht der entscheidende Punkt, mein Sohn. Es ist nur eine weitere Episode von vielen. Du bist zwölf Jahre alt, und es ist normal für dieses Alter, dass die Leistungen in der Schule nachlassen und dass du dich daneben benimmst. Das ist der Grund, warum die Lehrer uns Eltern Berichte schicken – damit wir eure Hausarbeiten kontrollieren und euch zur Rechenschaft ziehen, wenn ihr im Museum auf die Sicherheitskameras pinkelt. Aber mir gefällt die Richtung nicht, in die du dich zu entwickeln beginnst, Lawrence. Du zeigst einen beunruhigenden Mangel an Respekt für alles, was wir auf dieser Welt erschaffen. Als wäre es dir völlig gleichgültig, ob Amethi eine Biosphäre erhält oder nicht. Möchtest du nicht eines Tages nur in einem T-Shirt und Shorts nach draußen vor die Kuppeln gehen können? Möchtest du nicht sehen, wie in den Wüsten Gras wächst und wie neue Wälder entstehen?«
    »Natürlich möchte ich das!« Er war noch immer peinlich berührt wegen der Bemerkung über die Sicherheitskamera im Museum – er hatte nicht geahnt, dass sein Vater darüber informiert war.
    »Und warum zeigst du es nicht? Warum handelst du genau entgegengesetzt? Warum benimmst du dich in letzter Zeit derart daneben und bereitest deiner Mutter so viel Kummer, obwohl sie schwanger ist und nicht in der Verfassung, deine absurden Mätzchen zu ertragen?«
    »Ich zeige es ja! Ich habe heute eine Wolke gesehen!«
    »Und du hast nichts Besseres zu tun, als die Notbremse des Busses zu ziehen? Höchst beeindruckend.«
    »Sie war wunderbar! Ich liebe diesen Teil der Biosphäre, Vater!«
    »Das ist zumindest ein Anfang, schätze ich.«
    »Es ist nur … ich weiß, wie wichtig HeatSmash für Amethi ist, und ich bewundere wirklich alles, was McArthur für die Kolonie tut. Aber es betrifft mich nicht so sehr wie dich oder die anderen hier.«
    Der Briefbeschwerer in Doug Newtons Händen kam einmal mehr zur Ruhe. Er runzelte die Stirn und musterte seinen Sohn. »Soweit ich mich entsinne, hatten wir deine DNS so weit geändert, dass deine Physis und dein Intellekt über dem Durchschnitt liegen. Ich erinnere mich nicht an ein besonderes Talent, das dir gestatten würde, nackt und ungeschützt auf einem Planeten in Isostarre zu überleben. Ich bin sogar ganz sicher, dass du

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