Drachentempel 01 - Sternenträume
keine derartigen Fähigkeiten besitzt.«
»Aber Dad! Ich will gar nicht auf Amethi leben! Jedenfalls nicht mein ganzes Leben«, fügte er hastig hinzu. »Ich möchte zur Raumflotte von McArthur!«
»Heilige Mutter Gottes!«
Lawrences Unterkiefer sank herab. Er hatte seinen Vater noch niemals zuvor fluchen gehört. Er wusste instinktiv, dass er sich gerade ziemlich tief in Schwierigkeiten manövriert hatte.
»Zur Raumflotte?«, sagte Doug Newton. »Hat das vielleicht irgendetwas mit dieser albernen Serie zu tun, die du ununterbrochen ansiehst?«
»Nein, Dad. Ich sehe Night: Horizon , weil ich die Serie interessant finde. Es ist nur eine Serie, weiter nichts. Nicht das, was ich tun möchte. Ich weiß, dass ich mich qualifizieren kann. Ich bin gar nicht schlecht in den Fächern, die man braucht, um in das Trainingsprogramm aufgenommen zu werden. Ich habe die Bewerbungsunterlagen angesehen und die möglichen Laufbahnen studiert.«
»Lawrence, wir sind eine der führenden Familien von McArthur, begreifst du das denn nicht? Ich sitze im Vorstand. Ich. Dein Vater. Ich treffe die Entscheidungen, wenn es um diesen Planeten geht. Das ist deine Zukunft, mein Sohn. Vielleicht habe ich das nicht deutlich genug gemacht. Vielleicht habe ich mich zu sehr zurückgehalten, damit du so normal wie möglich aufwachsen kannst, ohne ständig daran zu denken. Aber so ist es nun einmal, und ich denke, du weißt das sehr wohl. Vielleicht ist es das, was dich so sehr aufregt. Nun, es tut mir Leid, mein Sohn, aber du bist ein Kronprinz unserer schönen neuen Welt. Es ist nicht einfach, doch du gewinnst eine verdammte Menge mehr, als du verlierst.«
»Ich kann immer noch zurückkommen und Vorstandsmitglied werden. Ein Raumschiff zu kommandieren ist die beste Vorbereitung darauf!«
»Lawrence!« Doug Newton unterbrach sich und stöhnte. »Warum habe ich nur das Gefühl, ich würde dir etwas über den Weihnachtsmann erzählen? Hör mir zu, mein Sohn. Ich verstehe ja, dass es dir wie das Großartigste im Universum erscheinen muss, ein Raumschiff zu kommandieren. Aber das ist es nicht, hörst du? Du fährst von Amethi zur Erde und dann von der Erde wieder nach Amethi. Das ist alles. Sechs Wochen eingesperrt in einer Druckkammer zusammen mit den Blähungen anderer Leute und ohne Fenster. Die Besatzung arbeitet ununterbrochen mit ihren AS-Interfaces, Mechaniker, die auf Wartungsarbeiten im freien Fall spezialisiert sind. Wenn du dich mit einer AS verbindest, kannst du es von deinem Büro aus tun und bist in Sicherheit. Wenn du für längere Zeit in einem Raumschiff bleibst, leidet dein Körper darunter. Wir haben gute Medikamente gegen dünn werdende Knochen und Muskelverfall entwickelt, die dich eine Fahrt durchstehen lassen, ohne dass du gleich an Selbstmord denkst … Gott weiß, genug von uns haben es getan. Ich habe die Fahrt zur Erde und zurück gehasst! Ich habe mich die Hälfte der Zeit übergeben und bin so oft irgendwo angestoßen, dass ich am ganzen Leib grün und blau war! Ich sah schlimmer aus, als hätte ich in einem Boxring gestanden, und es war ganz und gar unmöglich zu schlafen. Aber eine Fahrt zur Erde und zurück – das ist eine einmalige Geschichte, das kann man ertragen. Wenn du zehn oder fünfzehn Jahre dort oben bleibst, verstärken sich die nachteiligen Auswirkungen, selbst wenn du zwischenzeitlich ausgedehnte Planetenaufenthalte einlegst. Aber das sind nur die gewöhnlichen Berufskrankheiten. Das Risiko von Strahlenschäden ist ebenfalls hoch. Die kosmische Strahlung reißt deine DNS in Fetzen. Und all das ist noch der gute Teil des Jobs, ich will gar nicht erst davon anfangen, was geschieht, wenn du Bordingenieur wirst und aussteigen musst. Wenn du glaubst, dass ich übertreibe, dann sieh einfach nach, wie hoch die Lebenserwartung von Schiffsbesatzungen ist und wie viele im Raum sterben. Ich verschaffe dir Zugang zu den geheimen Personaldaten von McArthur, wenn du möchtest.«
»Das ist nicht die Art von Raumfahrt, für die ich mich interessiere! Ich möchte auf ein Raumschiff, das Tiefraumerkundungen durchführt!«
»Tatsächlich?«
Lawrence mochte den amüsierten Ausdruck im Gesicht seines Vaters nicht. Es bedeutete, dass er sich siegessicher fühlte. »Ja.«
»Neue Welten zum Kolonisieren entdecken, Erstkontakt mit fremden Spezies herstellen und all das?«
»Ja.«
»Als du die Bewerbungsunterlagen für Raumschiffsbesatzungen eingesehen hast … du hast nicht zufällig nachgesehen, welche unserer Schiffe mit
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