Drachentempel 01 - Sternenträume
wanderte darin am Beckenrand entlang. Und sie hatte bisher nicht das geringste Interesse für die Konferenz gezeigt. Am Abend zuvor hatte Lawrence gesehen, wie sie und ihr Vater sich mit einer großen Gruppe von Geschäftsleuten zum Dinner getroffen hatten. Sie hatte ein silbernes rückenfreies Abendkleid und in die Haare eingeflochtene goldene Bänder getragen.
Ohne Zweifel würde sein Vater davon erfahren, wenn sie beobachtete, dass er sich eigenartig benahm.
Also blieb er in Halo Stars versenkt und schwebte über erstaunlich detaillierten Alienlandschaften und -städten. Das I-Media-Spiel war der neue Hit. Ein Import von der Erde, wo wahrscheinlich ganze Scharen von Designern und AS-Extrapolatoren Jahre mit dem Entwurf eines Konzepts verbracht hatten. Als er abspeicherte und das Spiel beendete, hatte sich das Mädchen auf der gegenüberliegenden Seite des Swimmingpools in seinem Liegestuhl niedergelassen. Große gold-orangefarbene Sonnengläser bedeckten ihre Augen. Mehrere der jüngeren Kinder drängten sich um sie, lachten und kicherten. Drei der beharrlichsten Jungen saßen ungemütlich dicht zusammengedrängt auf der Sonnenliege nebenan. Jeder einzelne gab sein Bestes, um charmant, witzig, kenntnisreich, erfahren und lässig zu erscheinen. Hin und wieder lachte sie über ihre Witze und Hänseleien. Lawrence meinte zu sehen, dass sie es nur aus Höflichkeit tat und nicht, weil sie sich wirklich amüsierte.
Das Eis seines Margarita war geschmolzen, und der Cocktail war ungenießbar geworden. Naomi Karaman war verschwunden. Mehrere Erwachsene waren im Pool, andere schlenderten vor dem Hotel über den Rasen. Die Konferenzen waren offensichtlich zu Ende, jedenfalls für diesen Tag. Lawrence nahm sein Handtuch und kehrte auf sein Zimmer zurück, wo er sich eine weitere Mahlzeit servieren ließ.
Das war gestern gewesen. Heute war er – für seine Verhältnisse – früh nach unten gegangen, noch vor zehn Uhr. Seine Belohnung waren die ausgezeichnet platzierte Sonnenliege und das prompte Erscheinen des Mädchens. An diesem Morgen trug sie einen weißen Bikini und war genauso lebhaft wie zuvor. Er bemerkte zu seiner Überraschung, dass er lächelte, weil sie sich so ungezwungen benahm. Zwei der kleineren Mädchen waren mit ihr gekommen. Sie schnatterten aufgeregt. Die ältere war vielleicht zehn, die jüngere sechs oder sieben. Er stellte fest, dass alle drei Schwestern waren und sich einigermaßen ähnlich sahen. Es dauerte nicht lange, bis die ganze Truppe wieder beieinander war. Lachen und Kreischen hallte über die feuchte Landschaft, als sie sich gegenseitig ins Wasser schubsten. Lawrence spannte sich innerlich, als einer der größeren Jungen, ungefähr in seinem Alter, das Mädchen mit zu viel Gewalt ins Wasser stieß. Doch sie kam lachend wieder nach oben. Er stieß einen Seufzer aus und wünschte, er fände einen Weg, zu ihr zu gehen und sich vorzustellen und zu fragen, ob er sich zu ihnen gesellen durfte. Außerdem würde er jetzt merkwürdig dastehen, nachdem er einen Tag für sich allein verbracht hatte, wie einer von diesen Freaks. Und was sollte er sagen? »Möchte einer von euch vielleicht mit mir Halo Stars spielen?« Er hielt es für wenig wahrscheinlich, dass diese sportliche, aktive Bande sich dafür interessieren könnte. Und sie ganz bestimmt nicht.
Er befahl dem Pearl an seinem Handgelenk, das Spiel wieder zu laden, und das schattige Tal materialisierte vor ihm. »Hi, kannst du uns vielleicht helfen?«
Lawrence befahl dem Pearl, das Spiel anzuhalten.
Seine Membranen wurden durchsichtig, und sie stand vor ihm. Sie stand neben seiner Sonnenliege, tropfnass und wunderbar. Er zerrte seine Spiegelbrille überhastet und verlegen von der Nase und riss sich dabei die Ohrstöpsel heraus.
»Verzeihung?« Starrte er sie zu offensichtlich an? Die Kuppelstrahler waren direkt über ihr und zwangen ihn zum Blinzeln. Verdammt, ich muss ihr vorkommen wie ein Volltrottel!
»Kannst du uns helfen?« Sie hielt ihm einen Football hin. »Wir brauchen noch einen Mitspieler, damit die Mannschaften gleich stark sind.«
»Mannschaften?« Er hätte sich eine Ohrfeige versetzen können. Er klang so schrecklich dumm.
»Ja. Wir spielen Wasserpolo. Uns fehlt einer.«
Sie hatte eine hübsche Stimme, weich und sanft. »Äh, ja. Sicher.« Er drückte sich aus der Liege, stellte sich vor sie und zog den Bauch ein. Sie war nur ein paar Zentimeter kleiner als er. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund gefiel es ihm. Wie
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