Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Salzkruste mit sich, die seit der Bildung des Riesengletschers unberührt gelegen hatte. Alles wurde hinabgezerrt in die tiefer werdenden neuen Ozeane, wo es sich auflöste und in eine zähflüssige gesättigte Brühe verwandelte, die ebenso dicht war wie das irdische Tote Meer.
    Die Atmosphäre war derweil so gesättigt von Schnee und Hagel, dass das Fliegen gefährlich geworden war. Raumflugzeuge waren stark genug, um sich einen Weg durch das Wetter zu bahnen, doch kleinere Flugzeuge suchten für die Dauer der Unwetter Schutz in Hangars. Auch das Fahren wurde schwieriger; Trucks wurden in Schneepflüge umfunktioniert und räumten ununterbrochen die Hauptverkehrswege. Bald war jedes Fahrzeug mit Scheibenwischern ausgerüstet. Große Teile von Amethis ökologischem Erneuerungsprojekt wurden unterbrochen, bis die atmosphärischen Turbulenzen sich ein wenig beruhigt hatten. Die Insekten, deren erste Aussetzung bereits geplant war, waren noch nicht geklont worden – Silos mit Samenbänken wurden versiegelt. Lediglich die Slowlife-Organismen blieben einigermaßen unbeeindruckt und machten unter dem Schnee weiter wie zuvor, bis sie Pech hatten und von einem Wasserschwall erwischt wurden. Da ihnen jeglicher animalischer Überlebenstrieb fehlte, brachten sie sich nicht vor den kleinen Strömen und Bächen in Sicherheit, die neuerdings das Land durchzogen.
    Diese Phase von Amethis Terraformierung verlief genau wie vorherberechnet, behaupteten die Klimatologen, nur seien die Auswirkungen wesentlich heftiger, als ihre AS-Programme geschätzt hatten. Ein paar hastige Korrekturen mit den neu gewonnenen Parametern zeigten, dass das gegenwärtige Klimachaos nicht länger als ein paar Jahre anhalten würde. Genauere Daten wurden nicht genannt.
    Lawrence genoss das Erwachen. Er lachte insgeheim über all das Chaos, das es über McArthurs peinlich genau ausgearbeitete Pläne gebracht hatte und die Sorgen, die es seinem Vater bereitete. Das hier war Natur, wie sie auf richtigen Planeten existierte, und sie spielte der menschlichen Arroganz übel mit. Genau das, was er aus erster Hand in fremden Sonnensystemen sehen wollte, wo fremde Welten von noch seltsamerem Klima beherrscht wurden. Doch nach den ersten neun Monaten Dauerschneefall und bedrückend bewölktem Himmel hatte selbst er allmählich die Nase voll von diesem neuen Phänomen und langweilte sich.
    Die Langeweile war nur einer der vielen Faktoren, die seinen Eltern die beständigen Verhaltensprobleme ihres Sohnes aufzeigten. Als er sechzehn war, schickte ihn sein gründlich verärgerter Vater bereits einmal in der Woche zu Dr. Melinda Johnson, einer Verhaltenspsychologin. Für Lawrence waren die Sitzungen nichts weiter als ein Witz. Entweder übertrieb er maßlos, oder er beantwortete die Fragen mit einem mürrischen Ja oder Nein, abhängig davon, wie seine Stimmung gerade war. Es half wahrscheinlich zu verschleiern, wie befremdet er von Amethis menschlicher Gesellschaft war, und aus diesem Grund erzielte Dr. Johnson keinerlei Fortschritte bei seiner Therapie.
    Lawrence wusste, dass er am falschen Ort zur falschen Zeit aufwuchs. Er hätte ein amerikanischer Astronaut in den Neunzehnhundertsechzigern oder ein Astrophysiker an Bord eines der Tiefraumforschungsschiffe des späten einundzwanzigsten Jahrhunderts sein müssen, als die neuen Welten rings um Sol erkundet worden waren. Doch wenn er dies der professionell mitfühlenden Ärztin gesagt hätte, wäre es ein Eingeständnis von Schwäche gewesen. Auf keinen Fall würde er sie in sein Geheimnis einweihen. Dr. Johnson und alles, wofür sie stand, die Abnormität von Amethi – das war das Problem, nicht die Lösung.
    Und so schwang das Pendel zwischen Lügen und düsterer Stimmung stets ein wenig weiter hin und her, eigenartig beschleunigt von der Hülle aus Neugier und Hinnahme, als wäre es eine interessante Krankheit. Die ganze Zeit über errichtete er um sich herum eine Hülle aus starrköpfigem Schweigen, die jedes Mal dicker wurde, wenn sein Vater tobte und seine Mutter ihre stumme Missbilligung zeigte. Nichts außer I-Medien interessierte ihn; er besaß kaum Freunde, seine Lehrer resignierten, und die Rivalität unter den Geschwistern zu Hause weitete sich allmählich zu einem offenen Krieg aus. Mit seinem Hass auf die Welt und den wütenden Hormonen war er der Bilderbuchteenager aus der Hölle.
    Das war wohl auch der Grund, warum sein Vater ihn eines Morgens am Frühstückstisch überraschte, als er berichtete, dass

Weitere Kostenlose Bücher