Drachentempel 01 - Sternenträume
sinnvoll war, in der Schule ein wenig besser aufzupassen. Sie wusste so viel mehr über das Universum als er.
»Auf den meisten von Menschen kolonisierten Planeten gibt es eine existierende Biosphäre«, sagte sie. »Und keine dieser Biosphären ist mit der irdischen Biologie verträglich. Also wird ein Bereich mit Gammastrahlung oder Gift vernichtet, bevor wir unsere eigenen Pflanzen und Tiere ausbringen. Ökozid, die schlimmste Form von Imperialismus, die es überhaupt gibt.«
»Aber man klärt doch nur das Gebiet um die Siedlungen herum, nicht den ganzen Planeten?«
»Du sprichst wie ein echter galaktischer Herrenmensch. Jeder bewohnbare Planet besitzt seine eigene eingeborene Artenvielfalt. Sie ist einzigartig, und die Spezies leben in einem Gleichgewicht. Dann kommen wir daher und führen unsere eigenen Tiere und Pflanzen ein. Zuerst sind die terrestrischen Biozonen nur auf das Gebiet um die Siedlungen herum beschränkt, doch dann nimmt die Bevölkerung zu und die Zonen breiten sich aus, bis sie in vollem Kampf mit der eingeborenen Ökologie stehen. Wir unterstützen unsere Flora und Fauna mit unserer Technik und sind immer im Vorteil. Irgendwann wird jeder Planet, auf dem Menschen gelandet sind, sein eingeborenes Leben verloren haben und eine billige Kopie der Erde sein. Das sagen jedenfalls einige Berechnungen.«
»Aber es ist noch ziemlich lang bis dahin.«
»Zugegeben. Trotzdem, wir haben es in Gang gesetzt.« Sie lächelte traurig auf die eisige Landschaft hinaus. »Wenigstens hier begehen wir dieses Verbrechen nicht. Hast du Lust, mit mir zu Mittag zu essen?«
Lawrence konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal mit einem so wunderbaren Mädchen allein gewesen war. Es war noch nie geschehen. Er hatte noch nie eine Freundin gehabt, nichts außer I-Pornos und Phantasien über Mädchen in der Schule. Und jetzt stand sie dort, wirklich und wahrhaftig, und es war so einfach, dass er sich immer wieder fragte, ob er vielleicht durch ein Wurmloch in ein anderes Universum gefallen war. Roselyn war umwerfend, sie schien ihn zu mögen, oder wenigstens nahm sie ihn so, wie er war, und er konnte mit ihr reden, ohne sich anzustrengen. Plaudern sogar, was er noch nie getan hatte, ganz gewiss nicht mit einem Mädchen. Sie kehrten zum Pool zurück und gingen von dort aus ins Restaurant, nahmen an einem Tisch für zwei Personen Platz – und plauderten weiter. Lawrence bestellte sich einen Cheeseburger mit Extra Schinken und eine große Portion Pommes Frites, und Roselyn nahm einen Thunfischsalat.
Sie würde, erzählte sie, nur wenige Tage im Hotel bleiben. »Es ist eine Art Urlaub, hat Mutter gesagt; wir erholen uns hier von den Strapazen des Raumflugs, bis unser Apartment fertig ist. Dann fahren wir geradewegs nach Templeton, und ich muss wieder in die Schule. Wie grauenhaft!«
»Ich wohne auch in Templeton«, sprudelte Lawrence hervor.
»Großartig! Vielleicht können wir uns irgendwann treffen. Ich muss mich allerdings erst eingewöhnen. Ich gehe zur Hilary Eire High; es soll eine sehr gute Schule sein.«
Er verschluckte sich fast an seinem Burger. »Meine Schule«, sagte er mit vollem Mund.
»Pardon?«
»Ich gehe auch dorthin!«
Sein lauter Ausruf zog eine weitere Salve finsterer Blicke von Seiten derjenigen Mitglieder des Harems an, die zum Essen ins Restaurant gegangen waren in der Hoffnung, Roselyn an einem der größeren Tische anzutreffen.
Sie lachte freudig. »Das ist ja wunderbar, Lawrence! Dann kannst du mich herumführen und allen vorstellen! Es gibt nichts Schrecklicheres, als irgendwo neu anzufangen, wo man keine Menschenseele kennt, meinst du nicht?«
»Uh, äh, ja. Ja, du hast Recht.«
»Danke, Lawrence. Das ist wirklich süß von dir!«
»Kein Problem.« Er dachte verzweifelt darüber nach, wen zur Hölle er ihr vorstellen sollte. Alan Cramley vielleicht, und einen oder zwei der anderen. Zerbrich dir den Kopf darüber, wenn es soweit ist, schalt er sich. Im Augenblick geht es nur darum, irgendwie mit ihr zusammen zu bleiben. Vermassel es nur nicht! Sag bloß nichts Dummes oder Erbärmliches. Bitte!
Nach dem Essen kehrten sie an den Pool zurück. Roselyn zog eine weiße Bluse über und legte sich auf ihre Sonnenliege. Lawrence nahm die Liege neben ihr, nachdem er sein Handtuch und seinen Pearl geholt hatte. Wie sich herausstellte, hatte sie noch nie von Halo Stars gehört. Er fand es eigenartig – sie kam von der Erde, und das Spiel war dort gewiss ein Mega-Hit? Er verbrachte eine
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