Drachentempel 01 - Sternenträume
Vorbereitungsritual für einen Krieger, der im Begriff stand, in den Kampf zu ziehen, doch andererseits war es auch kein Schlachtfeld, das die Gladiatoren, Ritter und Ninjas des Altertums wiedererkennen würden.
Denise schnürte ihre Turnschuhe auf der Türschwelle, als die Jungs eintrafen. Sie hatten einen offenen Jeep aus der Tauchschule mitgebracht, und Josep saß am Steuer. Er bremste scharf am Ende der Straße. Ray sprang heraus und warf die Taschen in den Fond. Denise nahm auf dem Rücksitz Platz. Sie hatte sich noch nicht richtig angeschnallt, als Josep bereits wieder beschleunigte und Kies aufwirbelte.
»Welchen Weg nehmen wir?«, fragte sie.
»Wir dachten an die äußere Umgehungsstraße«, rief Ray über die Schulter nach hinten. »Es ist zwar weiter, aber wenigstens ist die Straße vierspurig. Die Verkehrs-AS sagt, dass die Straße noch relativ frei ist.«
Denise stellte sich den Grundriss der Stadt vor. Ihr Bungalow lag ungefähr genau gegenüber dem Flughafen. Vielleicht hätten sie auch das besser planen sollen. Doch nachdem sie erst auf der Umgehungsstraße waren, würden sie direkt zum Flughafen kommen.
»Wie lange?«, fragte sie Josep. Sie musste brüllen; der Wind peitschte ihr kurzes Haar, während sie über die Betonpiste mit den sauber gemähten Randstreifen jagten.
»Fünfundvierzig Minuten«, sagte er.
»Du machst Witze!«
Er grinste grimmig. »Ich kann es schaffen.«
»Also gut.« Denise instruierte ihr Prime, und indigofarbene Zeitpläne huschten über ihr Gesichtsfeld. Flugpläne von Maschinen, die noch immer starteten. Nach dem Buchungsprogramm versuchte so ungefähr jeder Tourist von Memu Bay, noch heute wieder abzureisen. Das Prime verband sich mit dem Pan-Skyway-Reservierungssystem und suchte nach der Passagierliste eines Fluges nach Durrell, der in einer Stunde und zehn Minuten starten sollte. Bisher hatte nur ein Viertel der gebuchten Fluggäste eingecheckt.
Mehrere hatten bei der Gesellschaft angerufen und mitgeteilt, dass sie im Verkehr feststeckten und zu spät kommen würden. Kluge Leute, dachte sie. Sie löschte zwei von ihnen von der Liste und ersetzte sie durch Josep und Ray unter ihren Tarnidentitäten.
»Wir sind drin«, sagte sie fröhlich.
Die Umgehungsstraße war eine gewaltige Verbesserung. Zu Anfang jedenfalls. Der Verkehr auf dieser Seite der Stadt war schwach, doch er nahm um so mehr zu, je näher sie dem Flughafen kamen. Selbst Josep musste langsamer fahren, als sich beide Fahrspuren füllten.
»Wo kommen die nur alle her?«, fragte Denise und blickte sich bestürzt um. Familienautos, Limousinen mit dunklen Scheiben, Jeeps wie ihr eigener, Lieferwagen und Trucks, jeder mit einem menschlichen Fahrer am Steuer und einer angespannten Komm-mir-nicht-in-die-Quere-Miene.
Josep riss das Lenkrad herum, und der Jeep kurvte um einen großen Truck und auf den Standstreifen. Hier hatte er freie Fahrt und beschleunigte erneut. Der Jeep sprang über die Schlaglöcher, und die Radaufhängungen ächzten.
Ray grinste fröhlich. »Das kostet dich den Führerschein.«
»Es ist ein gestohlener Wagen, und ich hab sowieso keinen Führerschein dafür. Und jetzt lächle für die Überwachungskameras.«
Denise verdrehte die Augen und setzte sich einen alten breitkrempigen Schlapphut auf, während andere Fahrer ihnen wütend hinterher brüllten. Neben ihnen war der Verkehr vollständig zum Erliegen gekommen. Denise bemerkte das Gepäck, das die Leute mit sich führten. Koffer waren hastig auf die Rücksitze geworfen, doch auf den Ladeflächen mehrerer Lieferwagen und Trucks stapelten sich Möbel. Einige hatten Hunde dabei, die unablässig und verwirrt bellten, und aus einem Anhänger lugte ein Pony. Denise begriff nicht, was in den Köpfen der Leute vorging. Wo wollten sie hin? Es war schließlich nicht so, als gäbe es auf diesem Kontinent eine große ländliche Gemeinschaft, die sie aufnehmen konnte. Es gab nichts weiter als den Great Loop Highway mit den verstreuten Siedlungen oben in den Mitchell Plateau Mountains. Und Denise wusste genau, was die Bewohner dort von Flüchtlingen aus der Stadt denken würden.
»Scheiße!«, grunzte Josep. Andere Fahrer vor ihm hatten ebenfalls den Seitenstreifen angesteuert. Fahrer, die auf der inneren Überholspur festsaßen, hupten den Gesetzesbrechern wütend hinterher. Sie kamen höchstens noch fünfhundert Meter weiter, bevor auch der Seitenstreifen sich in einen Parkplatz verwandelt hatte. Bis zum Flughafen waren es noch mehr
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