Drachentempel 01 - Sternenträume
Stämmige dunkle Gestalten sprangen heraus und wateten zum Ufer, ohne dass das Wasser sie erkennbar behindert hätte. Myles erinnerte sich nur allzu deutlich an die Größe und Kraft dieser Soldaten und die Farbe ihrer Tarnanzüge.
Plötzlich entrollte sich ein Banner entlang der Promenadenmauer.
Verreckt!
Nazischweine!
Jugendliche rannten davon. Die Polizisten, die über die Brüstung lehnten und die Lander beobachteten, machten keine Anstalten, ihnen zu folgen.
»Oh, wirklich sehr originell!«, murmelte Myles leise vor sich hin. Er konnte nur hoffen, dass es bereits das Schlimmste war, was die einheimischen Hooligans in petto hatten.
Er wandte sich zu Don und Jennifer um. »Gehen wir.«
Die Invasoren waren bereits auf der Treppe zur Promenade hinauf und verteilten sich oben an der Straße. Sie schienen die Polizei zu ignorieren.
Myles nahm den Lift hinunter zur Privatwohnung des Bürgermeisters auf der Rückseite des Stadthauses. Er mochte die Wohnung nicht sonderlich; die Decken waren zu hoch für seinen Geschmack, die Räume zu groß. Es war kein Ort, an dem man mit einer Familie leben konnte. Doch sein eigenes Haus lag auf der anderen Seite der Stadt, vierzig Minuten entfernt, daher mussten sie während der Woche hier wohnen.
Sein Büro besaß eine breite Doppeltür, die sich zu einem kleinen Patio hin öffnete. Francine war draußen im Garten. Sie lag auf einer Liege im Schatten einer japanischen Kiefer. Sie trug ein einfaches schwarzes Kleid mit weißen Trägern. Der Saum war kürzer, als er es billigte, ein gutes Stück über dem Knie. Doch er hatte diese Art von Auseinandersetzung mit ihr nicht mehr gewonnen, seit sie dreizehn gewesen war. Cindy hätte gewusst, wie sie mit ihr fertig werden konnte. Verdammt, ich hätte wieder heiraten sollen. Keine Zeit zu finden ist wirklich eine verdammt erbärmliche Ausrede.
Francine rückte ihre Sonnenbrille zurecht. Myles bemerkte ihr Stirnrunzeln und erkannte, dass sie wahrscheinlich auf einen der Nachrichtenkanäle Zugriff. Er wollte zu ihr nach draußen und den Arm um sie legen, um sie zu trösten und ihr zu versprechen, dass es bald vorüber wäre und ihr nichts geschehen würde. All das, was richtige Väter im Augenblick überall auf Thallspring machten.
Doch die Kabinettsmitglieder und die Parteiführung warteten auf ihn, und auch sie hatten Familie. Mit einem letzten zögernden Blick hinaus in den Garten nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz.
»Ich möchte noch einmal betonen, dass ich verstehen kann, wenn jemand mit sofortiger Wirkung zurücktreten will«, sagte er. »Ein Rücktritt unter den gegebenen Umständen würde weder Ihre Pensionen noch die sonstigen Vergünstigungen beeinträchtigen.«
Einen Augenblick lang herrschte verlegenes Schweigen, doch niemand meldete sich. »Also schön, dann. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung, ich weiß es zu schätzen. Wie Sie inzwischen wissen, habe ich beschlossen, Strauß Vorbild zu folgen und mit den Invasoren zu kooperieren. Sie sind sehr viel stärker als wir, und Gott weiß, wie gemein und niederträchtig sie werden können. Der Versuch, die chemischen Fabriken zu sabotieren oder ihre Soldaten mit Steinen zu bewerfen, wird zu Vergeltungsmaßnahmen in einem Umfang führen, den ich nicht akzeptieren kann. Also werden wir es lächelnd ertragen und hoffen, dass ihre Raumschiffe auf dem Weg nach Hause in ein Schwarzes Loch fallen. Wenn wir kooperieren, denke ich, dass wir relativ unbeschädigt aus dieser Sache hervorkommen, wenigstens im Hinblick auf unsere Infrastruktur. Margret?«
Margret Reece, die Polizeichefin, nickte zögernd. Sie betrachtete die Meldungen, die über ihre Membranen liefen, und achtete nicht auf ihre Umgebung. »Ich habe die Akten vom letzten Mal studiert. Sie sind nur an unseren Industrieprodukten interessiert. Dort werden sie den Schwerpunkt ihrer Kräfte konzentrieren. Wir können in der Stadt machen, was wir wollen, Barrikaden, alles niederbrennen – es ist ihnen egal. Solange die Fabriken intakt bleiben und mit Rohmaterial versorgt werden, und solange das Personal zu jeder Schicht erscheint, lassen sie uns in Ruhe.«
»Und wir werden sicherstellen, dass es so bleibt«, sagte Myles. »Wir werden unseren Geschäften nachgehen wie gewohnt. Der Alltag wird nicht beeinträchtigt werden. Die Stadt muss weiter funktionieren, damit die Fabriken laufen. Dafür tragen wir Sorge, ganz gleich, was es kostet.«
»Stehlen sie auch unser Essen?«, fragte Jennifer. »Ich
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