Drachentempel 01 - Sternenträume
physisch, und man sah es geschehen. Normalerweise hätte die Menge davonrennen müssen.
Lawrences AS meldete das Geräusch von Gewehrschüssen und aktivierte zugleich ein Analyseprogramm. Irgendjemand in der Menge schoss mit einer Schrotflinte. Er sah, wie Dennis mit vollkommen erstarrtem Skinpanzer rückwärts stolperte.
»Wo zur Hölle kam das her?«
Drei Skin-AS-Programme koordinierten ihre Audio-Triangulation und zeigten die Schusslinie an. Lawrences visuelle Sensoren erfassten einen Mann, der durch die Menge rannte – er hielt etwas Dunkles, Langes in der Hand. Lawrence übermittelte das Bild an Lewis und Nic. »Packt ihn! Ich will ihn haben!«
Sie sprangen mitten hinein in den Mob und stießen rücksichtslos Menschen beiseite.
Jemand sprang Odel in den Rücken, einen Arm um seinen Hals in dem Versuch, ihn zu würgen. Odel griff nach hinten und packte seinen Angreifer mühelos. Zwei Männer warfen sich auf Lawrence. Er traf einen am Arm. Trat nach dem anderen und hörte sein Bein brechen. Jedes Mal korrigierte die AS seines Skinsuits die Kraft des Schlages. Ein Volltreffer mit einer Skin-Faust war stark genug, um einen menschlichen Brustkorb zu zerquetschen. Wenn man jemanden nicht umbringen wollte, war es sicherer, sich auf seine Gliedmaßen zu konzentrieren.
Der Mob war inzwischen zu nahe für die Punch Pistolen. Lawrence wich einem tobenden Burschen aus, der einen Stuhl auf seinem Kopf zertrümmern wollte. Ein anderer zerbrach eine Flasche an seiner Schulter; die Glassplitter glitten unschädlich am Skinpanzer ab.
Jones schrie auf. Lawrence sah, wie sich das Symbol im Gitter rot färbte. Grafik jagte wild über seine optronischen Membranen, als die AS versuchte, in den Daten etwas zu erkennen. Visuelle Sensoren schalteten sich auf.
Jones stürzte zu Boden. Seine Arme bewegten sich wie in Zeitlupe. Er krachte auf das Pflaster, und es zerbrach unter seinem Anprall.
»Jones!«, brüllte Lawrence. »Status!«
»Okay!« grunzte Jones. »Ein elektrischer Schock. Ich bin unverletzt. Verdammte Scheiße! Sie haben mich mit einer elektrischen Ladung gezappt! Gottverdammt, was für eine Scheiße!«
»Amersy!«, befahl Lawrence. »Die Pfeile.«
Amersy streckte den Arm in die Höhe. Mündungen durchbrachen den Panzer rings um sein Handgelenk. Fünfzig Pfeile jagten davon.
Es war, als hätte irgendeine unsichtbare Macht die Angreifer ausgeknipst. Die vordersten Reihen brachen zusammen wie vom Blitz getroffen, und die verblüfften Mienen entspannten sich rasch zum neutralen Gesicht von Tiefschläfern. Innerhalb von Sekunden waren Lawrence und das Platoon von einem fünfzehn Meter breiten Ring lebloser Körper umgeben. Dahinter starrte der Rest des Mobs in dumpfem Entsetzen auf seine komatösen Kameraden.
Amersy feuerte eine weitere Salve.
Schreie brachen los, als weitere Angreifer zu Boden gingen. Der Rest begann zu rennen und verschwand mit unglaublicher Geschwindigkeit in irgendwelchen Seitengassen.
»Eins zu null für die Guten«, sagte Edmund.
»Sie sind verrückt!«, jammerte Hal. »Total verrückt! Wird es die ganze Zeit über so weitergehen?«
»Ich hoffe ernsthaft nicht«, sagte Odel.
»Jones?« Lawrence ging zu dem Squaddie, der sich nun langsam wieder aufrichtete. »Alles in Ordnung?«
»Scheiße. Ich schätze ja. Die Isolation hat das Schlimmste abgehalten. Der verdammte Schock hat die Hälfte meiner elektronischen Systeme außer Kraft gesetzt. Sie kommen nach und nach wieder online. E-Alpha-Fortress bootet die gesamte AS neu.«
Lawrence gefiel die Situation überhaupt nicht. Der Skinsuit hätte seinen Träger vor jeglichem Strom schützen müssen, und die Elektronik war EMP-sicher. Er blickte die verlassene Straße entlang. Viele der Bewusstlosen bluteten, und er sah eine Reihe Verletzter, die von den Molotows erwischt worden waren. Die Verbrennungen sahen schlimm aus.
Steinbrocken. Molotows. Schrotflinten. Elektroschocks.
Das ist nur ein erster Test, dachte er. Irgendjemand möchte herausfinden, was unsere Skins aushalten.
»Dennis, kümmere dich um Jones, bitte.«
»Ja, Sarge.«
»Hat irgendjemand gesehen, wie Jones den Schock verpasst bekommen hat?«
»Ich war beschäftigt«, antwortete Karl. »Sorry, Sarge.«
»Kein Problem. Wir können die Sensoraufzeichnungen analysieren.«
»Newton?«, erklang die Stimme von Captain Bryant. »Was zur Hölle ist passiert?«
»Ein Mob, Sir. Die Leute sind außer Kontrolle geraten. Ich glaube nicht …« Das Displaygitter mit Nic Fuccios Video
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