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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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flackerte und wurde schwarz. Ein medizinischer Alarm schrillte in Lawrences Ohren.
    »Sarge!«, kreischte Lewis. »Sarge! Sie haben ihn erschossen! O Jesus! O du verdammte Scheiße! Sie haben ihn glatt erschossen!«
    »Dennis!«, brüllte Lawrence. »Zu mir!« Er rannte. Er bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit über die leblosen Körper hinweg und in eine kleine Seitengasse hinein. Helle indigofarbene Navigationsdisplays rollten ab und führten ihn. Rechts herum. Kurve. Rechts herum. Eine Gruppe von Leuten auf der anderen Seite der schmalen Gasse stand reglos da und starrte ihn an. Er drängte sie rücksichtslos beiseite, ohne sich um ihre schmerzerfüllten Proteste zu kümmern.
    Ein Skin lag reglos auf der gepflasterten Straße. Dunkelrotes Blut quoll in einer sich rasch ausbreitenden Pfütze unter ihm hervor. Zwischen Nics Schultern klaffte ein faustgroßes Loch im Panzer. Es war schlimm, doch sein Skinsuit hätte ihn am Leben erhalten können. Das Kreislaufsystem war noch immer mit den Aderventilen gekoppelt; in einer Extremsituation wie dieser würde die AS das Gehirn mit Sauerstoff versorgen, bis die Sanitäter eintrafen. Wer auch immer der Heckenschütze gewesen war, er musste es gewusst haben. Der zweite Schuss war abgefeuert worden, als Nic bereits zu Boden gegangen war. Er hatte ihm die obere Hälfte des Schädels weggerissen. Von der Nase an aufwärts war nichts mehr da.
    Lewis kniete neben ihm auf der Straße. Notventile an der Unterseite seines Helms hatten sich geöffnet, und ein Schwall Erbrochenes bedeckte seine Brust.
    »Er ist tot!«, heulte Lewis. »Tot! Er hatte nicht den Hauch einer Chance!«
    Lawrence sah sich um. Die Zivilisten wichen eilig zurück. Köpfe verschwanden in Fenstern, die hastig zugeschlagen wurden.
    »Woher kamen die Schüsse?«, fragte Lawrence.
    »O Gott! O Gott!« Lewis schaukelte vor und zurück.
    »Lewis! Woher kamen die verdammten Schüsse?«
    »Ich weiß es nicht, Sarge! Ich weiß es nicht!«
    Lawrence blickte die fast leere Straße hinauf und hinunter, während er die letzten telemetrischen Daten von Nic durchging. Er war nach Osten gerannt, also war er nach dem Einschlag zu urteilen hinterrücks erschossen worden. Kein offensichtliches Fenster und kein Balkon, auf dem der Schütze gelauert haben konnte. Als Lawrence den Blick hob, bemerkte er einen Kirchturm, der hoch über die Dächer ragte. Von dort aus war die gesamte Straße frei einsehbar. Doch er musste über einen Kilometer entfernt sein.
     
     
    Myles Hazledines stille Hoffnung, dass der Gouverneur ein mit allen Wassern gewaschener politischer Mitarbeiter von Zantiu-Braun wäre, löste sich in dünne Luft auf, noch bevor er ihm begegnet war. Er stand draußen vor dem Haupteingang zum Ratsgebäude und beobachtete, wie die Invasoren in ihren Skinsuits über den Platz marschierten. Die wenigen Einheimischen, die halsstarrig im Weg standen, wurden rücksichtslos beiseite gedrängt. Die Schläger von Zantiu-Braun machten sich nicht einmal die Mühe, die Kraft ihrer Skinsuits zu regeln, und die Opfer flogen förmlich durch die Luft und landeten hart auf dem Pflaster.
    Die drei Söldner an der Spitze des Trupps stapften die breiten Stufen hinauf. Im letzten Augenblick erkannte Myles, dass sie nicht vor ihm stehen bleiben würden. Hastig wich er zur Seite, als sie die Türen aufstießen und dabei fast das schwere Glas und die Holzrahmen zerbrachen.
    Doch es war nicht ihre rohe Kraft, die Myles’ entmutigte, sondern die unverhohlene Arroganz, die sie an den Tag legten. »Hey!«, begann er.
    »Sie sind der Bürgermeister?«
    Es war eine unnötig laute Stimme, die diese Frage stellte. Die Skins blieben vor Myles’ und seinen Leute stehen.
    »Ich bin der demokratisch gewählte Vorsitzende des Rates von Memu Bay, ja.«
    »Mitkommen.«
    »Sehr wohl. Allerdings würde ich gerne …«
    »Jetzt.«
    Myles zuckte die Schultern, nickte seinen Beratern zu und folgte den Skins in die Eingangshalle zurück. Die Schläger von Zantiu-Braun verteilten sich. Ihre harten Absätze klapperten über den Marmorboden wie Hufe. Nervöse Angestellte starrten durch offene Türen und wichen hastig zur Seite, als die großen Skins anfingen, sämtliche Büros zu überprüfen. Einige von ihnen rannten die Treppe zum ersten Stock hinauf.
    Die Hauptgruppe marschierte direkt in das Büro des Bürgermeisters. Myles musste fast rennen, um mit ihnen Schritt zu halten. Niemand fragte ihn nach dem Weg. Der Grundriss war in ihren Suits gespeichert.

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