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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Natürlich.
    Ich hätte das Gebäude umbauen lassen sollen, dachte er. Das hätte ihnen die Schau verdorben.
    Die Tür zu seinem Büro wurde aufgestoßen. Sieben Skins marschierten hinein. Myles sah Francine von ihrer Liege im Garten aufspringen. Sie packte Melanie und hob das kleine Mädchen zu sich hoch. Melanies Gesicht verzog sich schmollend, aber nicht ängstlich, wie Myles stolz feststellte. Er gab seinen Töchtern einen kurzen beschwichtigenden Wink.
    Einer der Zantiu-Braun-Schläger stand an der Tür und deutete auf Myles’ Mitarbeiter. »Sie«, donnerte seine Stimme. »Sie warten draußen.« Ein dicker Finger winkte Myles. »Sie kommen rein.«
    Myles fand sich vor seinem eigenen Schreibtisch stehend wieder, als die Tür hinter ihm krachend zugeworfen wurde. Eine der Skin-Gestalten setzte sich auf seinen Schreibtischsessel. Myles zuckte zusammen, als die antike Kiefer unter dem gewaltigen Gewicht ächzte.
    »Sie sollten lernen, Ihre Skins besser zu kontrollieren«, sagte er ruhig. »Wenn Sie hier fertig sind, ist wahrscheinlich in ganz Memu Bay keine Tür mehr heil.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann öffnete sich die Skin des Mannes auf seinem Sessel längs über die Brust. Der Eindruck von Unbesiegbarkeit verging. Der Mann hatte Mühe, seinen Kopf aus dem Helm zu ziehen, und als es ihm endlich gelang, war sein Gesicht mit einem klebrigen blauen Gel bedeckt.
    Myles grinste. »Mussten Sie da drin vielleicht niesen?«
    »Mein Name ist Ebrey Zhang. Ich bin der Kommandant der Zantiu-Braun-Streitkräfte in Memu Bay und den umgebenden Siedlungen, was mich zum Gouverneur für die Zivilbevölkerung macht. Ich werde Ihnen nun den einzigen Rat geben, den Sie von mir während der gesamten Operation hören werden: Versuchen Sie nicht, mich aufs Kreuz zu legen. Haben Sie das verstanden?«
    Er war ungefähr so, wie Myles ihn sich vorgestellt hätte: Irgendwo in den Vierzigern, mit dunkler asiatischer Hautfarbe, leicht schräg stehenden Augen und zurückweichendem schwarzem Haar. Seine Augäpfel waren von ungewöhnlich dicken optronischen Membranen bedeckt, ähnlich Eidechsenschuppen. Es trug nichts dazu bei, seinen mürrischen Gesichtsausdruck zu verbergen. Nichts weiter als ein gewöhnlicher militärischer Bürokrat, der sich alle Mühe gab, kompromisslos und als Herr der Lage zu erscheinen.
    »Klare Worte, eh?«, fragte Myles.
    »Ja. Ich mag Politiker nicht. Sie verdrehen einem das Wort im Mund.«
    »Ich mag keine Besatzungsarmeen. Sie bringen Menschen um.«
    »Gut, dann wissen wir, woran wir sind. Sie sind der Bürgermeister, Myles Hazledine?«
    »Ja.«
    »Ich möchte die Zugriffskodes für das zivile Verwaltungsnetz.«
    Sie benötigten die Kodes nicht; mit ihrer hochentwickelten Software waren sie imstande, das Netz innerhalb von Sekunden unter ihre Kontrolle zu bringen. Doch darum ging es nicht. Myles war der besiegte Häuptling der Barbaren, der vor Cäsar niederkniete und Roms Macht und Ruhm anerkannte.
    »Selbstverständlich«, sagte Myles. Er befahl seinem Desktop-Pearl, die Kodes anzuzeigen.
    Ebrey wandte sich zu einem der gesichtslosen Skins. »Ich will, dass wir in neunzig Minuten mit dem lokalen Datapool verlinkt sind und ihn kontrollieren. Verschaffen Sie mir einen vollständigen Überblick über die industriellen Kapazitäten und die polizeilichen Akten. Ich will wissen, wer bei ihnen registriert ist und aus welcher Richtung wir mit Widerstand zu rechnen haben.«
    »Sir!«, antwortete der Skin.
    »Herr Bürgermeister, ich bestelle Sie hiermit offiziell zu meinem zivilen Stellvertreter. Ihre Aufgabe besteht von diesem Augenblick an darin, sicherzustellen, dass die zivile Verwaltung in dieser Stadt ungestört weiter funktioniert. Sie werden also im Grunde genommen das Gleiche tun wie bisher, mit einigen Ausnahmen. Ich werde Ihre Arbeit beaufsichtigen, und der Stadtrat ist für die Dauer der Operation suspendiert. Ich denke nicht daran, mich mit einer Horde von Schwatzmäulern abzugeben, die mir Tag und Nacht jammernd mit irgendwelchen Beschwerden in den Ohren liegt. Zweitens, Sie werden nicht zurücktreten. Drittens, Sie werden mir in der Öffentlichkeit Ihre volle und uneingeschränkte Unterstützung zukommen lassen und jedermann als Beispiel vorangehen. Viertens, mein Stellvertreter übernimmt von diesem Augenblick an das Kommando über Ihre Polizeikräfte. Die Gesetze bleiben die Gleichen wie zuvor, mit einer zusätzlichen Klausel. Wer unsere Arbeit stört, macht sich eines

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