Drachentempel 02 - Drachenfeuer
rannten.
Sich dem großen bösen Skin zu nähern war eine richtig gruselige Mutprobe. Lawrence spürte einen Anflug von Belustigung.
Jacintha kam zu ihm, die kleine Elsebeth im Arm. Das Mädchen war schüchtern und vergrub das Gesicht am Hals der Mutter.
»Jetzt erinnere ich mich wieder an Sie«, sagte Lawrence.
Sie nickte zögernd. »Es tut mir Leid, dass wir uns erneut als Feinde gegenüber stehen.«
»Krieg und Liebe. Ich schätze, das ist ein Teil des menschlichen Zyklus.«
»Wir hoffen, dass wir ihn durchbrechen können. Mit Hilfe des Drachen.«
»Ich weiß. Er hat mir alles erzählt.«
Jacintha sah zu ihrer Schwester, die mit einem missbilligenden Ausdruck auf dem jungen Gesicht auf sie wartete. »Versuchen Sie, es nicht zu schwer für sie zu machen. Sie muss tun, was sie tut.«
»Keine Sorge. Ich weiß ebenfalls, was ich zu tun habe.«
Jacintha antwortete mit einem leicht neugierigen Blick, dann wandte sie sich ab und kehrte zu ihrem Ehemann Lycor zurück. Elsebeth winkte ihm schüchtern zu, und er winkte der Kleinen lächelnd zurück.
»Wir haben Grabowski«, sagte Denise forsch. »Ich bin bereit, Ihnen einen Handel anzubieten. Sie können nicht zurück zu Zantiu-Braun. Falls Sie mit uns kooperieren, werden die Patternformsequenzer Grabowskis Verletzungen reparieren, einschließlich seinem Gehirn, und er kann hier im Dorf ein neues Leben anfangen.«
Lawrences Grinsen wurde immer breiter und aufreizender. »Ich brauche keinen Handel«, sagte er. »Ich hätte Ihnen sowieso geholfen.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte sie langsam.
»Sie wollen das Drachenfragment zum Aldebaran schaffen, richtig? Dem nächstgelegenen Roten Riesen, wo die richtigen Drachen leben.«
»Ja«, sagte sie, als hätte sie eine fatale Schwäche eingestanden. »Sie können ihn wieder zu einem Ganzen machen. Wenn er hier bleibt, werden Ihresgleichen ihn eines Tages entdecken. Man wird ihn uns wegnehmen und in den Companylabors zerlegen, um herauszufinden, wie Patternformsequenzersysteme arbeiten. Ich darf das nicht zulassen. Der Drache ist ein lebendes Wesen, das uns so viel gegeben hat, ohne je etwas von uns zu erhalten. Es ist unsere einzige Chance, ihn dahin zurückzubringen, wo er hingehört.«
»Meinesgleichen, wie?«
»Zantiu-Braun, oder die Regierung von Thallspring. Leute, die nicht hier draußen leben wie wir. Leute, die kein wirkliches Leben leben, die sich für nichts anderes interessieren außer sich selbst.«
»Wissen Sie eigentlich, dass das mehr nach Ihresgleichen klingt, als Sie vielleicht glauben? Wohin ich auch komme, immer wieder treffe ich irgendwelche Idealisten.«
»Schade, dass nichts davon auf Sie abgefärbt ist.«
»Ich helfe Ihnen, oder vielleicht nicht?«
»Warum? Warum sollten ausgerechnet Sie uns helfen wollen?«
»Reicht Altruismus nicht als Motiv?«
»Ich glaube das nicht. Nicht von Ihnen. Sie sind hergekommen, um uns den Drachen zu stehlen. Warum sollten Sie so schnell die Seiten wechseln?«
»Weil ich nicht wusste, dass der Drache existierte, bevor ich hergekommen bin. Ich dachte, Sie hätten irgendwo hier draußen einen großen Hort Gold oder Diamanten versteckt.«
»Aber …« Sie sah ihn fragend an. »Woher haben Sie das Prime?«
»Von einem Jungen, den ich damals gekannt habe, auf Amethi. Ein guter Freund. Vielleicht ein wenig fehlgeleitet und wirr im Kopf, aber sind wir das nicht alle in diesem Alter?«
»Also hat die Erde ebenfalls einen Drachen gefunden?«
»Nein. Und das ist der Grund, warum ich Ihnen helfen werde.«
Michelle wusste nicht, wo sie war oder wie spät es war. Sie wusste nicht einmal genau den Tag.
Nachdem die Skins sie aus ihrem Appartement gezerrt hatten, war sie in einem fensterlosen Wagen irgendwohin gefahren worden. Die Sanitäter oder Ärzte waren mit ihr gefahren. Sie hatten ihr das T-Shirt vom Leib gerissen und ihr Sonden auf die Haut gedrückt und Proben genommen. Nadeln waren in ihre Arme und Beine und ihren Bauch gesteckt worden und hatten kleine Blutperlen hinterlassen, als sie herausgezogen worden waren. Sie hatte geschrien und gefleht und sich gewehrt. Es war vergebens. Ein Skin hatte sie festgehalten, bis die Untersuchung beendet war.
Man warf ihr das ruinierte T-Shirt über, und sie versuchte, es vor ihre Brüste zu halten. Nachdem sie mit ihr fertig waren, zeigten die Männer kein Interesse mehr. Sie lag auf dem Boden des Lieferwagens und weinte elend. Halb rechnete sie damit, auch noch vergewaltigt zu werden, doch auch das geschah
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