Drachentempel 02 - Drachenfeuer
wussten Sie es also gar nicht? Ihr Waffenkamerad war nicht ganz ehrlich zu Ihnen.«
»Das ist lächerlich!« Niemand war menschlicher als Josep. Nur ein Mensch konnte einem anderen so viel Freude und Befriedigung bereiten.
»Ach ja?« Joseps Bild wich einem Cluster vielfarbiger Sphären. »Wissen Sie, was das ist, Michelle?«
»Nein.«
»Das überrascht mich nicht. Wir sind uns selbst noch nicht vollkommen sicher. Aber es ist eine Nano-Maschine, die allem Anschein nach über molekulare Konstruktionsfähigkeiten verfügt. Wir haben sie aus dem Blut Ihres Freundes extrahiert.«
»Was haben Sie mit Josep gemacht!« Tränen drohten, ihr die Sicht zu nehmen, doch es war Wut, die sie diesmal verursachten, nicht Angst.
»Josep?« Simon lächelte. »Endlich ein Name.«
Michelles Schultern sackten herab. Ihre Wut verflog genauso schnell, wie sie gekommen war. Wie dumm von ihr, sich so aufs Kreuz legen zu lassen. »Sie können mit mir machen, was Sie wollen«, sagte sie mürrisch. »Ich helfe Ihnen nicht.«
Simon kam um den Schreibtisch herum und nahm auf dem Sofa neben Michelle Platz. Sie versuchte nicht vor ihm zurückzuweichen. Er schenkte ein wenig Tee aus einer silbernen Kanne auf dem niedrigen Tisch aus.
»Wissen Sie überhaupt, was wir mit Ihnen machen können?«, fragte er. »Hat Josep Ihnen das je erzählt?«
»Sie benutzen Drogen, das weiß ich. Und wahrscheinlich vergewaltigen Sie mich, bevor sie mich umbringen.«
»Gute Güte, was für eine abstoßende Vorstellung! Wir sind keine Wilden. Meine Liebe, Sie müssen lernen, Fakten und die übertriebene Propaganda Ihrer Seite auseinander zu halten. Ja, wir können Drogen benutzen, zusammen mit verschiedenen Hypnose- und Stimulationstechniken. Nichts von alledem ist sonderlich angenehm. Und es gibt nichts, das Sie vor uns verheimlichen können. Sie werden uns Ihre tiefsten Geheimnisse beichten. Wissen Sie überhaupt, warum wir Sie nicht schon längst verhören?«
»Damit Sie mir Namen entlocken können!«, erwiderte sie aufgebracht.
»Nein. Ich möchte sie überzeugen, uns die Informationen freiwillig zu geben. Die Zeit, so fürchte ich, ist knapp bemessen. Ich mache wirklich keine Witze, wenn ich sage, dass Josep ein Alien ist.«
»Was haben Sie ihm angetan?«
»Nichts. Ich wünschte, wir könnten. Aber er ist entkommen, kurz nachdem wir ihn gefasst hatten.«
»Gut. Sie werden ihn nie wieder fassen.«
»Nicht ohne Ihre Hilfe, nein.«
»Ich werde Ihnen nicht helfen. Sie müssen mich schon richtig verhören.« Sie zitterte bei dem Gedanken daran, sich in ihre Verhörmethoden zu ergeben, doch jede Minute hier drin bedeutete eine Minute mehr Zeit für Josep und seine Flucht.
»Wollen Sie denn gar nicht wissen, wo wir ihn gefangen haben? Oder wissen Sie es vielleicht bereits, haben Sie ihm beim Planen seines Anschlags geholfen?«
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, antwortete sie, auch wenn ein schrecklicher Verdacht in ihr aufzusteigen begann. Diese Nächte, in denen er nicht nach Hause gekommen war. Kurierdienste, hatte er gesagt, wie der Rest der Zellenmitglieder auch. Außer, dass sie nie jemand gebeten hatte, irgendetwas zu überbringen.
Simon nahm seine Teetasse und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Der Wandschirm zeigte einen Nachrichtenbericht von den Ereignissen auf dem Raumhafen. Leichensäcke wurden aus dem zerstörten Verwaltungsblock getragen.
»Oh, Gott!«, flüsterte sie.
»Acht Tote«, sagte Simon Roderick. »Einschließlich Mr. Raines Kollegen.«
Braddock Raines stand mit reglosem Gesicht am Ende des Sofas. Michelle warf ihm einen schulderfüllten Blick zu.
»Siebzehn Verletzte, davon drei lebensgefährlich. Unsere orbitale Frachtoperation um mehrere Tage verzögert. Ganz Durrell in panischer Angst vor den möglichen Vergeltungsmaßnahmen, zu denen Zantiu-Braun greifen könnte. Schließlich haben wir versprochen, unsere Kollateralhalsbänder einzusetzen, um damit jede Unterbrechung unsrer Gewinnrealisierung zu verhindern. Was glauben Sie, Michelle, wie viele Bürger von Thallspring soll Zantiu-Braun töten, damit Ihre Widerstandsbewegung so etwas nicht noch einmal versucht? Zehn?«
»Hören Sie auf damit!«
»Fünfzig?«
»Niemanden!«, schrie sie. »Überhaupt niemanden! Er hat das nicht gemacht! Wir haben das nicht getan! Wir sabotieren Ihre Transporter und die beschlagnahmten Fabriken, das ist alles! Wir bringen keine Leute um!«
»Sie meinen, Sie bringen keine Leute um, Michelle. Es ist ein Unterschied in ihrem
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