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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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zuerkannt.« Sie hielt inne und über ihren Mund huschte ein Lächeln. »Ihr seid Lord Ido nun als Zweites Herrschendes Drachenauge gleichge stellt.«
    Ich starrte sie an.
    »Zweites Herrschendes Drachenauge? Aber ich bin doch bloß ein Anwärter. Ich kann kein Drachenauge sein.« Ich ließ mich wieder aufs Kissen fallen und stieß mir den Schädel dabei am lackierten Kopfteil des Bettes.
    »Mylord, der Spiegeldrache hat Euch erwählt. Und da es keinen Amtsinhaber gibt, bei dem Ihr in die Lehre gehen könntet, seid Ihr das Spiegeldrachenauge.« Wieder lächelte sie leicht. »Der Drachenrat hat sich bei dieser Entscheidung an der erst durch Lord Ido geschaffenen Praxis orientiert – Ihr wisst ja, dass er nach dem Tod seines Lehrmeisters vorzeitig zum Drachenauge aufgestiegen ist.«
    Ich sah mich im Zimmer um. »Wo ist mein Meister?«
    »Heuris Brannon ist in einer Besprechung mit Seiner Kaiserlichen Hoheit und dem Drachenrat«, sagte Lady Dela langsam. »Mylord, ich weiß, es scheint Euch ungeheuerlich, aber Ihr müsst Euch damit abfinden, dass Heuris Brannon nicht länger Euer Meister ist. Ihr seid Lord Eon, das Zweite Herrschende Drachenauge, und bekleidet – von der kaiserlichen Familie abgesehen – das höchste Amt im Land. Versteht Ihr?«
    »Nein«, sagte ich und fühlte mich wie erschlagen. »Nein. Ich möchte meinen Meister sehen.« Ich spürte, wie sich mir die Kehle zuzog, und helle Panik trübte meinen Blick.
    Lady Dela war sofort bei mir und ergriff meine Hand. »Lord Eon, holt tief Luft. Einatmen. Einfach einatmen.« Sie hatte die weiche Hand um mein Kinn gelegt, während ich mich heftig mühte, Luft in meine wie zugeschnürten Lungenflügel zu zwingen. »Du da«, rief sie. »Hilf mir.«
    Ich hörte einen Protestruf; dann tapsten eilig Füße herbei, und Rilla hielt mir etwas über Nase und Mund – den Lampion des Flehenden. Er roch nach der erloschenen Kerze. Ich sperr te den Mund auf wie ein gestrandeter Fisch und spürte, wie die Luft mühsam den Weg in meine Lunge fand.
    »Er wird bald hier sein«, flüsterte Rilla mir ins Ohr. »Alles wird gut.«
    Ich machte einen tiefen, schlotternden Atemzug und sie nahm den Lampion wieder weg.
    Lady Dela tätschelte mir die Hand. »Richtig so, atmet tief ein …« – ihre Schultern hoben sich, als sie kräftig Luft holte, um mir zu zeigen, wie ich es machen sollte – »… und wieder aus.« Sie nickte, als ich ausatmete. »Das macht Ihr sehr gut, Mylord.«
    Sie blickte sich im Zimmer um. »Ryko«, sagte sie scharf und wies mit schnipsenden Fingern auf den Schattenmann, »steh nicht wie angewachsen herum. Geh den Arzt holen.«
    »Es tut mir leid, Mylady«, erwiderte der Schattenmann mit überraschend leiser und heller Stimme, »aber ich darf Euch nicht unbewacht lassen.«
    Sie funkelte ihn zornig an. »Ich dürfte hier kaum angegriffen werden.«
    »Stimmt. Weil ich Euch bewache«, entgegnete er geduldig.
    »Mir geht’s gut«, sagte ich heiser.
    »Seid Ihr Euch dessen sicher?« Sie musterte mein Gesicht. »Ich weiß, wie es ist, sich aus kleinsten Verhältnissen nach oben zu arbeiten. So ein plötzlicher und sprunghafter Aufstieg kann … verwirrend sein.« Sie streichelte meine Hand ein letztes Mal und legte sie auf den Seidenbezug. »Aber ich fürchte, Ihr werdet nicht viel Zeit haben, Euch an Eure neue Stellung zu gewöhnen. Nun, da Ihr genesen seid, wird Seine Kaiserliche Hoheit erwarten, dass Ihr heute Abend zum Bankett erscheint. Es wird Euch zu Ehren gegeben. Ihr müsst baden und Euch ankleiden. Und dann werde ich Euch die Hofetikette lehren.«
    Ein Bankett mit dem Kaiser? Ich spürte, dass mir erneut der Atem stockte.
    Lady Dela sah Rilla an. »Du machst einen fähigen Eindruck. Ich werde dir mein Mädchen schicken, damit sie dir zur Hand geht. Sie wird dir helfen, ihn zu baden und ihn für den Hof einzukleiden. Seine Hoheit hat Lord Eon erlaubt, sich nach Bedarf aus den kaiserlichen Beständen zu bedienen.«
    Ich zog das Tuch weiter nach oben. Baden und einkleiden? Ich musste einen Weg finden, dieses Angebot abzulehnen.
    Rilla zwinkerte mir zu, während sie die Hände faltete und sich verneigte.
    »Mylord, darf ich Eure besonderen Bedürfnisse ansprechen?«, fragte sie feierlich.
    Meine Bedürfnisse? Ich starrte auf ihre ehrerbietige Pose und begriff zunächst nicht, dass sie auf meine Erlaubnis wartete.
    »Ja, natürlich«, sagte ich dann hastig.
    »Mein Herr weiß Eure Großzügigkeit zu schätzen, Mylady«, sagte Rilla. »Doch nur ich kann Lord Eon

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